Herbsttreffen des Katholikenrates in Erfurt
Christen wirken in die Welt
Nachdenken über die Aufgaben der so genannten Laien in der Kirche. Fotos: Holger Jakobi |
„Die Laien als Kraft der Kirche“, war ein erster inhaltlicher Impuls des Katholikenrates des Bistums Erfurt, der Ende Oktober im Erfurter Bildungshaus St. Ursula tagte. Die Idee zum Impuls entstand im Arbeitskreis Pastorale Strukturen des Katholikenrates, vertreten durch den Theologen Johannes Döring. Dieser sagte: „Wir wollen schauen, welche Sendung wir alle haben. Immerhin sind 99,9 Prozent aller Katholiken so genannte Laien.“
Gemeinsame Sendung aller Christen
Dass Laien bis heute eigentlich ein Negativbegriff ist, machte Dominique-Marcel Kosack von der Katholischen Fakultät der Universität Erfurt deutlich. Als Laien wurden Personen bezeichnet, „die nicht sind“. Die Sendung der Laien umfasse hingegen – genauso wie bei Priestern und Ordensleuten – das priesterliche, prophetische und königliche Amt, das von Christus ausgeht. Somit, so Dominique-Marcel Kosack, umfasse die Sendung jedes katholischen Christen alle kirchlichen Grundvollzüge. Diese sind: Die Gottesverehrung, das Zeugnis nach außen, die Diakonie. Glaube sei nicht auf eine Isolation nach innen gerichtet, sondern ziele immer nach außen in die Gesellschaft, in den Alltag hinein.
Der Erfurter Theologe betonte, dass Laien Veränderungen in der Gesellschaft stärker und sensibler wahrnehmen. „Sie sind vorausschauend und können Entwicklungen vorweg erfassen.“ Zu bedenken gab Dominique-Marcel Kosack hingegen: „Wenn die Kompetenz der Laien in einer Gemeinde wächst, führt dies zunächst zu Spannungen.“ Allerdings führe kein Weg daran vorbei, dass künftig jeder Christ Experte für seinen eigenen Glauben sein müsse.
Der Theologe Dominique-Marcel Kosack sprach über die Laien in der Kirche. |
In sich anschließenden Gruppen stand das Nachdenken über die eigene Stellung und die Möglichkeiten im Mittelpunkt, mit denen Christen nach außen wirken können. Johannes Döring gab zu Beginn zu Bedenken, dass auch das Quere, das vermeintlich nicht so Gute, wichtige Impulse geben könne. Hier bedarf es der Fantasie, zu integrieren, sich hinzuwenden. Dabei erzählte er eine Geschichte. Am Haus seiner Vorfahren befand sich eine Stelle, an der kein Putz hielt. Immer wieder wurde der Schandfleck übertüncht. Ohne Erfolg. Beim Abriss zeigte sich hingegen, dass sich an dieser Stelle unter dem Putz ein Kreuz befand. „Diese Geschichte zeigt mir, dass unter dem Schandfleck etwas anderes, etwas positives verborgen sein kann.“
Zu den in den Gruppen erarbeiteten Aufgaben gehörten unter anderem: Eine positive Haltung weitertragen, das christliche Zeugnis mit Freude zu tun und nicht nur von der Krise reden, sondern neue Perspektiven aufzeigen.
Bischof Ulrich Neymeyr, der an den Frühjahrs- und Herbsttagungen des Katholikenrates den Vormittag regelmäßig teilnimmt, informiert und Fragen beantwortet, stellte einen Entwurf für einen zukünftigen Diözesanpastoralrat vor. Dieser ist eine Frucht der beiden Pastoraltage, die in diesem Frühjahr in Heiligenstadt und in Erfurt stattfanden. Der Pastoralrat soll nach den Sommerferien 2020 seine Arbeit aufnehmen. Vertreter des Katholikenrates setzten sich dabei dafür ein, dass mindestens sechs Laien in dem neuen Gremium vertreten sein müssen.
Weiter wies der Bischof darauf hin, dass im kommenden Jahr die deutschlandweite Eröffnung der Fastenaktion des Hilfswerkes Misereor in Erfurt stattfinden wird. Dr. Claudio Kullmann vom Katholischen Büro der Bischöfe in Thüringen erinnerte an eine gemeinsame Debatte mit dem Katholischen Forum im Vorfeld der Landtagswahl, an der sich auch der Katholikenrat und der Bund der katholischen Jugend beteiligt hatten. Kullmann wies zudem auf das schwierige Verhältnis mit der Alternative für Deutschland hin. Diese stelle unter anderem das bewährte Staats-Kirchenrecht in Frage. Das Verhältnis der AfD zur Kirche, so Claudio Kullmann, sei inzwischen nicht kritisch, sondern geradezu feindlich.
Podium mit Bischof Ulrich Neymeyr. Er Informierte unter anderem über den neuen Diözesanpastoralrat. |
Ein weiterer Punkt des Katholikenratstreffens waren die Informationen der Leiterin des Erfurter Seelsorgeamtes, Dr. Anne Rademacher. Absolute Priorität ihres Hauses habe die Kirchenentwicklung im Bistum, die mit den Pastoraltagen begonnen hatte. Dahinter verbirgt sich unter anderem die Suche nach Wegen und Möglichkeiten, wie Laien heute kirchliches Leben in den Kirchorten und den Pfarreien gestalten können. Eine Reihe von Arbeitsgruppen hat inzwischen ihre Arbeit aufgenommen. So unter anderem die AG Lebendiger Gottesdienst. Außerdem, so Anne Rademacher, wurde ein Brief an die Priester im Bistum geschrieben. In ihm wird um gegenseitige Wertschätzung und um Mitarbeit auf dem gemeinsamen Weg geworben. Ein nächster Pastoraltag in Sachen Kirchenentwicklung ist für das Jahr 2021 vorgesehen.
Der Katholikenrat ist die oberste Vertretung der Laien auf Bistumsebenen. Er setzt sich aus Vertretern der Pfarrgemeinderäte, der Verbände und Gemeinschaften zusammen. Zudem gibt es berufene Mitglieder. Diese müssen sich der Wahl des Rates stellen.
Von Holger Jakobi