Schändung von vier Wegkreuzen

Christliche Symbole schützen

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In der Nähe von Sollschwitz und Saalau sind in der Nacht zum 22. Oktober vier Wegkreuze geschändet worden. Dies war nicht der erste derartige Vorfall auf Wittichenauer Pfarrgebiet. Der Leiter des Katholischen Büros Sachsen, Daniel Frank, sieht nun auch die Politik gefordert.


An diesem Kreuz wurde eine kleine Metallplatte mit der Inschrift „Credo – ich glaube“ entfernt.   Foto: Raphael Ledschbor

„Es handelt sich hier eindeutig nicht nur um eine Sachbeschädigung oder einen Diebstahl“, schätzt Diakon Daniel Frank, der als Leiter des Katholischen Büros Sachsen für den Kontakt zwischen Kirche und sächsischer Landesregierung verantwortlich ist. Zwei der mehrere Kilometer voneinander entfernt stehenden Kreuze wurden entwendet. Ein weiteres blieb in der Verankerung, und es wurde lediglich eine kleine Platte abgerissen, auf der das lateinische Wort „Credo“ (Ich glaube) steht.
Ein viertes lehnten die Täter verkehrt herum an einen nahegelegenen Baum. Zwei Metallschellen, die das Kreuz an einem etwa einen Meter hohen Granitsockel hielten, lagen abgeschraubt daneben. Metalldiebe hätten sie sicher nicht liegenlassen.  

Christen fordern Respekt ein
Diakon Frank brachte den Wittichenauer Christen in einer öffentlichen Stellungnahme vom 27. Oktober sein Mitgefühl zum Ausdruck: „Bereits vor der Friedlichen Revolution wurde von staatlicher Seite aus Ihr christlicher Glaube ins Lächerliche gezogen. Mit Taten, wie sie jetzt geschehen sind, passiert das erneut: Unser christliches Bekenntnis wird mit Füßen getreten.“
Auch der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt verurteilt die Vorfälle scharf: „Die Schändung oder Zerstörung von Kreuzen auf dem Gebiet der Pfarrei Wittichenau ist ein Akt der Ehrfurchtslosigkeit und ein Angriff auf das wichtigste Zeichen der Christen“, sagte er, kurz nachdem Passanten den Zustand der christlichen Symbole gemeldet hatten. Ihn erschrecke besonders, dass solche Taten in einem katholischen Umfeld geschehen. Er hoffe, dass die Täter gefasst und zur Rechenschaft gezogen werden. Im aktuellen Fall waren Polizisten zeitnah vor Ort und untersuchten die Tatorte ausgiebig. Sie ziehen neben Diebstahl auch christenfeindliche und antisorbische Einstellungen als Tathindergrund in Betracht. Ermittlungserfolge hat die Polizei bisher nicht veröffentlicht.
Bei ähnlichen Fällen in der Region blieben die Schuldigen stets unerkannt. Dazu trägt bei, dass die Kreuze oft außerhalb der Ortschaften liegen und Zerstörungen teilweise erst nach Tagen bemerkt werden. Da manchmal die Besitzer der Jahrhunderte alten Kreuze nicht mehr klar waren, blieben Anzeigen aus. Einige Bürger hatten zudem den Eindruck, dass die Polizei bisher bei den Ermittlungen zuwenig Engagement an den Tag legte.
Auch Daniel Frank wünscht sich eine stärkere „gesellschaftliche Wachsamkeit“ bei Angriffen auf christliche Symbole in Sachsen. Für richtig erachtet er, dass bei anderen Glaubensgemeinschaften diese Wachsamkeit groß sei, wenn es dort zu einem Angriff komme. Das gleiche wünsche er sich auch für die christlichen Kirchen. Er werde dieses Anliegen  auch beim sächsischen Innenministerium vortragen. Der Vorsitzende des Dachverbands der katholischen Sorben, Dawid Statnik, weist auf die kulturelle Bedeutung der Wegkreuze hin: „Wegkreuze sind nicht nur Privateigentum, sondern öffentliches Erbe der gesamten Region. Deshalb müssen wir alle aufmerksam sein und dazu beitragen, dieses markante geistig-kulturelle Erbe der Lausitz zu schützen“, betont er.
Im katholisch geprägten Gebiet der Oberlausitz, in dem zumeist Sorben wohnen, stehen annähernd tausend Kreuze oder andere religiöse Symbole im frei zugänglichen öffentlichen Raum. Die meisten davon sind in Privatbesitz.

Was die Vorfahren einst bewegte ...
Pfarrer Johannes Magiera, der Senior im Wittichenauer Seelsorgeteam, erinnert sich noch gut an die Schändung einer offenen Kapelle auf dem Weg zum nahe der Stadt gelegenen Galgenberg vor einigen Jahren. Wie es auch bei Wegkreuzen oft der Fall ist, konnte sich niemand mehr erinnern, aus welchem Anlass sie von wem einst errichtet wurde. Auch die Pfarreichronik gab keinen Aufschluss.
Pfarrer Magiera geht den Geschichten der christlichen Gedenkorte gerne nach. Er weiß von Wegkreuzen, die zum Dank errichtet wurden, weil ein Familienangehöriger heil aus dem Krieg zurückkehrte und von Kreuzen, die an Väter oder Söhne erinnern die nicht aus dem Krieg heimkehrten. In Dörgenhausen sei kürzlich ein Kreuz restauriert worden, das auf der Grundstücksgrenze zweier Nachbarn errichtet worden war, die einander geheiratet hatten. Manche Kapellen oder Kreuze, deren Vergangenheit im Dunkeln liegt, haben einen neuen „Paten“ gefunden, der sich verantwortlich fühlt und sie in Ordnung hält. Bei der geschändeten Galgenberg-Kapelle hat die Pfarrei die Wiederherstellung übernommen. Pfarrer Wolfgang Kresak hat sie nach der Sanierung schließlich wieder gesegnet.

Von Dorothee Wanzek