Gedenkwallfahrt zum ehemaligen KZ–Lager Bergen-Belsen

„Das Böse ist möglich“

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Das Bistum Hildesheim richtet jedes Jahr am Sonntag vor dem Fest Kreuzerhöhung eine Gedenkwallfahrt zum ehemaligen KZ–Lager Bergen-Belsen aus. Sie soll auch ein Zeichen sein für eine friedliche und versöhnte Zukunft.


Ein Kontrast, der stärker kaum sein kann: In der blühenden
Heide erinnert ein Mahnmal an die Opfer des
Konzentrationslagers Bergen-Belsen. | Foto: Andres Wulfes

Größer kann der Kontrast kaum sein: Die Sonne strahlt vom Himmel, lässt die Heide leuchten. Doch das Grauen der Vergangenheit ist nicht zu übersehen. Die langgestreckten Erdhügel, an denen die Besucher vorbeikommen, zeigen das deutlich – Gräber, unter denen Tausende ruhen, ermordet während der Zeit des Nationalsozialismus. Das Gedenken an die Opfer war am Sonntag der Auftakt der Kreuzwoche im Bistum Hildesheim. „Wir müssen uns vor Augen führen: Unter uns ist das Böse möglich“, mahnt Weihbischof Heinz-Günter Bongartz bei der Messe am Hochkreuz auf dem Gelände der Gedenkstätte Bergen-Belsen.

Bongartz fordert, „für Gerechtigkeit einzutreten, die wahren Frieden sichert“. Er macht deutlich, dass die Vergangenheit keineswegs vergessen werden dürfe. „Es gibt keine Erlösung ohne Erinnerung“, zitiert er ein jüdisches Sprichwort und erinnert an die Geschichte von Bergen-Belsen als Symbol für die Gräuel des nationalsozialistischen KZ-Systems.„Ein Mensch, der nie von Auschwitz gehört hat, kennt sich selber nicht“, mahnt er. Das Wissen um die schreckliche Vergangenheit sollte menschliches Gebot sein.

Denn man müsse daran denken: „Das Böse kann gegenwärtig sein.“ Auch die SS-Bewacher der Konzentrationslager waren nach Augenzeugenberichten keineswegs alles Sadisten. Die meis­ten von ihnen würden vielmehr als „austauschbar, nicht bösartig, sondern gedankenlos“ charakterisiert. „Das Böse ist nicht einfach da, und eine Ursache des Bösen ist Gedankenlosigkeit“, mahnt Bongartz. Der postmoderne Mensch rede heute nicht mehr gern vom Bösen. Aber es gebe an vielen Städten Gedankenlosigkeit, nicht nur in Chemnitz. „Die größte Gefahr ist die Gedankenlosigkeit, die in Liebe und Vernunft überwunden werden kann.“

Gottesdienste und Prozessionen

Das Bistum Hildesheim feiert die Kreuzwoche bis Sonntag (16. September) mit Gottesdiensten und Prozessionen. Am Freitag, 14. September, wird in Ottbergen auf dem Kreuzberg um 9.30 Uhr ein feierlicher Gottesdienst zum Fest Kreuzerhöhung gefeiert. Um 20 Uhr führt eine Lichterprozession von der Klosterkirche in Ottbergen zur Lourdesgrotte auf den Kreuzberg. Nach einer Marienfeier werden Taizégebete vor der Kreuzkapelle gebetet. Die Diö­zesanwallfahrt am Sonntag, 16. September, beginnt um 14 Uhr in der Klosterkirche. Von dort führt eine Prozession mit der Kreuzreliquie auf den Kreuzberg. Vor der Wallfahrtskapelle wird ein Pontifikalamt mit Weihbischof Nikolaus Schwerdtfeger gefeiert. In Hildesheim feiert das Bistum die Kreuzwoche mit einem Festgottesdienst in der Kirche Heilig Kreuz am Freitag, 14. September, um 18 Uhr.

Das Fest Kreuzerhöhung, das den Anlass der Veranstaltungswoche bildet, ist am 14. September. Es entstand um 350 und geht auf die Legende der Wiederauffindung des Kreuzes Jesu durch Kaiserin Helena in Jerusalem zurück.

Andres Wulfe