Stipendium nach Freiwilligendienst

"Das ist ein faires Angebot"

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Ann-Cathrin Röttger begleitet die Stipendiaten, die Geld vom Bistum für ihre Ausbildung bekommen. Gesucht werden jetzt Gemeindemitglieder, die mithelfen – mit Spenden oder mit persönlichem Einsatz.


Markus Schmidt arbeitet als Erzieher in der Kindertagesstätte St. Barbara in Osnabrück. Während seiner Ausbildung bekam er Geld vom Bistum - weil er zuvor einen Freiwilligendienst absolviert hatte. Foto: Thomas Osterfeld

Seit dem Jahr 2014 unterstützt das Bistum Osnabrück junge Leute auf ihrem Weg ins Berufsleben mit einem Stipendium. Voraussetzung: Jemand hat einen mindestens sechsmonatigen Freiwilligendienst in einer Einrichtung des Bistums absolviert. Wer danach studieren oder eine Ausbildung beginnen möchte, dem stehen bis zu 300 Euro pro Monat zu. Für diese Art der Förderung sucht das Bistum jetzt Sponsoren. „Gerade in den Kirchengemeinden gibt es viele potenzielle Unterstützerinnen und Unterstützer, die gerne junge Menschen fördern möchten“, sagt Generalvikar Ulrich Beckwermert. 

Das Generalvikariat begibt sich deshalb derzeit auf die Suche nach solchen Sponsoren, die eine einmalige Spende geben oder jemanden kontinuierlich begleiten möchten. Neben der finanziellen Förderung kann es aber auaach um ehrenamtliche Hilfe gehen, beispielsweise die Korrektur von Hausarbeiten oder anderen Abschlussdokumenten, wenn es sich um junge Leute handelt, die noch nicht lange Deutsch sprechen.

Gezahlt wird die Unterstützung über einen Zeitraum von maximal drei Jahren, eine Verlängerung ist nicht möglich. Zur Verfügung gestellt wird nicht nur Geld: Auch ein Jahresgespräch zu den persönlichen Perspektiven mit einer Referentin aus dem Generalvikariat gehört dazu, ebenso verschiedene Seminare, bei denen sich die jungen Leute auch miteinander vernetzen können. Studenten bekommen 300 Euro im Monat, Auszubildende mindestens 150 Euro. Müssen sie zum Beispiel Schulgeld zahlen, kann die Summe bis auf 300 Euro steigen.

Auch die Persönlichkeit spielt eine Rolle


Ann-Cathrin Röttger begleitet die Stipendiaten.
Foto: Matthias Petersen

Bevorzugt werden jene gefördert, die einen Mangelberuf anstreben – zum Beispiel eine Tätigkeit als Mediziner oder in der Pflege. Und jene, die sich Studium oder Ausbildung vielleicht sonst nicht leisten könnten. „Beides gilt aber nicht ausschließlich“, sagt Ann-Cathrin Röttger, die die Stipendiaten begleitet. Soll heißen: Wer Gutverdiener als Eltern hat, dessen Bewerbung ist trotzdem nicht aussichtslos. In jedem Fall müssen die Bewerber eine Beurteilung der Einsatzstelle beibringen, in der sie den Freiwilligendienst leisten: „Wir wollen nicht auf die schulischen Leistungen gucken, sondern auf die Persönlichkeit“, so Röttger.

Und was hat das Bistum von dem Engagement? „Wir möchten erreichen, dass sich junge Menschen, die über ihren Freiwilligendienst schon einmal positiven Kontakt zur Kirche hatten, sich später für diese Institution als Arbeitgeber entscheiden“, sagt Ann-Cathrin Röttger. Bis zu 10 800 Euro beträgt die Fördersumme. Wer nach Abschluss seines Studiums oder der Ausbildung zwei Jahre lang bei einer Einrichtung des Bistums oder der Caritas arbeitet, darf das Geld komplett behalten. Wer einen anderen Weg einschlägt, muss die Hälfte zurückgeben. „Da bleiben immerhin noch bis zu 5400 Euro für den eigenen Geldbeutel“, sagt Ann-Cathrin Röttger. „Wir finden, das ist ein faires Angebot.“

Dass das Bistum damit durchaus Erfolg hat, zeigt ein Blick auf die Zahlen der bisher komplett abgeschlossenen Jahrgänge: Von 80 Stipendiaten hatten sich 36 für den Arbeitgeber Kirche entschieden. Nur etwa ein Drittel wählte einen anderen Weg. Der Rest hat seine Ausbildung noch nicht abgeschlossen.

Matthias Petersen