Krippenausstellung in Heuten

„Das muss man gesehen haben“

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Zum 20. Mal gab es im Eichsfelddorf Heuthen eine Krippenausstellung. Besucher kommen inzwischen aus ganz Thüringen und den angrenzenden Bundesländern Hessen und Niedersachsen.

Mitglieder des Krippenteams Heuthen in ihrer Jubiläumsausstellung: Josef Freund, Rainer Weidemann, Bruno Jünemann, Ulrich König, Elisabeth Kruse, Margit Jünemann und Uwe Schössow (von links nach rechts). | Foto: Christine Bose

Versunken steht der kleine Junge an der Krippe. Die gehört zu den eigens für Kinder gefertigten Exemplaren. Ihre Figuren bewegen sich zu einer Melodie. „Noch einmal“ wünscht er sich und ein Mitglied des Krippenteams zieht die Spieluhr erneut auf. Nebenan sitzt eine Gruppe bei Kaffee und Kuchen, die ihren Rundgang bereits beendet hat: Bewohner des St. Johannesstiftes Ershausen und ihre Betreuer. Seit mittlerweile zwei Jahrzehnten macht das Eichsfelddorf Heuthen mit seiner Krippenausstellung von sich reden.
Beim ersten Mal waren die Krippen im Pfarrhaus gezeigt worden, doch das erwies sich bereits ein Jahr später als zu klein. War es bisher so, dass die Ehrenamtlichen, allesamt zur katholischen Pfarrgemeinde St. Nikolaus gehörend, nach dem Vierten Advent die Ausstellung im Gemeindesaal für beendet erklärten, hieß es diesmal: Das kleine Jubiläum bietet guten Grund, bis einschließlich 6. Januar die Türen offen zu halten. Den Saal stellt die Gemeindeverwaltung kostenfrei zur Verfügung. Initiator Rainer Weidemann und Elisabeth Kruse sind von Anfang an dabei, außerdem gehören dazu Margit Jünemann, Uwe Schössow, Bruno Jünemann, Josef Freund und Ulrich König. Herbert Hartleib, schon über 80 Jahre alt, geht immer noch mit zur Hand, wenn Hilfe nötig ist.
 
Gezeigt wurden 600 Krippendarstellungen
Ziehen sie für den Advent 2018 und den Beginn des Jahres 2019 Bilanz, können sie über das Eichsfeld hinaus viele auswärtige Besucher nennen. Häufig kamen die Interessenten als angemeldete Busgruppe, aus Eschwege, Göttingen, Jena, Kindelbrück, Kassel, Eisenach, Erfurt, Mühlhausen, Gotha, Meiningen und Sömmerda. Ein Berliner Ehepaar, das zum Silvesterurlaub im Eichsfeld weilte, hatte davon gehört und ebenfalls beschlossen, sich die rund 600 Krippendarstellungen anzuschauen. Gern fahren Eichsfelder Schulklassen, Kindergartengruppen und Vereine im Advent nach Heuthen. Wie oft der anerkennenden Satz „Das muss man gesehen haben“ formuliert wurde, ist nicht bekannt.
Die Zahl 600 bedeutet nicht, dass hier so eine große Anzahl Weihnachtskrippen ausgestellt wird. Es ist erstaunlich, in wie vielen Varianten Krippendarstellungen zu finden sind: auf Trinkgläsern, auf Glas- und auf Zinntellern, als Stickereibild, als Wandbehang oder als Bild „Malen nach Zahlen“, auf Briefmarken und Telefonkarten, auf Keksdosen aus Blech, auf Weihnachtsbaumkugeln, um nur einige Beispiele zu nennen. Noch aus der DDR stammt das Pfefferkuchenhäuschen aus Pappe mit Krippenmotiv.
 
Von traditionell bis supermodern
Da bei den „richtigen“ Weihnachtskrippen Exemplare aus aller Welt vertreten sind, versammeln sich an einer afrikanischen Krippe selbstverständlich Elefanten und Kamele. Gewöhnungsbedürftig ist eine supermoderne Krippe aus den USA. Hier hantiert Josef mit dem Smartphone, rollen die Heiligen Drei Könige auf Segways an. Auch möchte sich gewiss nicht Jeder eine Bauhaus-Krippe ins Wohnzimmer stellen, bei der lediglich mit Namen versehene Holzklötzchen die Beteiligten symbolisieren.
Wo kommen all die Exponate her? Manche Familien haben zwei Krippen und leihen gern eine davon aus. Mitglieder des Krippenteams, wie sich selbst nennen, sind auf Flohmärkten unterwegs, recherchieren im Internet. „Wir sind auch Sammler, nicht nur Aussteller“, unterstreichen sie. Noch kurz vor Weihnachten haben sie zwei Leihgaben aus Heiligenstadt wieder abgebaut. Aus der Kapelle des Marcel-Callo-Hauses, Jugend- und Erwachsenenbildungshaus des Bistums Erfurt, und aus der evangelischen St. Martin-Kirche hatten sie bis vor dem Heiligen Abend je eine Krippe leihweise erhalten. Die entstandenen „Leerstellen“ haben sie sofort wieder „aufgefüllt“, denn: „Wir haben immer Reserven, damit nie eine Lücke entsteht.“
 
Von Christine Bose