Erfurter Veranstaltung zum Synodalen Weg

Das Ziel noch nicht in Sicht

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Der Synodale Weg hat begonnen. Auch in den ostdeutschen Bistümern – in Erfurt und Leipzig – gab es dazu jetzt die ersten Veranstaltungen. Viele Fragen stehen auf der Tagesordnung. Welche Antworten darauf gefunden werden, kann heute noch keiner sagen.

Informierten in Erfurt über den Synodalen Weg: Michael Karger vom Organisationsbüro, Ortsbischof Ulrich Neymeyr, Alois Wolf vom Erfurter Diözesanrat, Niklas Wagner vom Katholischen Forum Thüringen, die Erfurter Dogmatikerin Julia Knop und Wolfgang Klose, Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (von links).    Fotos: Peter Weidemann

 

„Offene Debatte“, „Diskussion auf Augenhöhe“, „verbindliche Formate für offene Fragen“ – die Erfurter Dogmatikerin Julia Knop erinnert an große Worte im Vorfeld des Synodalen Weges. Die Folge sind hohe Erwartungen an den Prozess, der am ersten Advent offiziell begonnen hat. Knop mahnt zugleich zu Realismus: „Wo der Weg hingeht, weiß heute noch keiner.“
Die Dogmatikerin hatte zusammen mit dem Katholischen Forum in Thüringen zu einer der ersten Veranstaltungen in den ostdeutschen Bistümern zum Synodalen Weg eingeladen. Wie groß das Interesse ist, zeigte die Teilnehmerzahl. Sie übertraf die Erwartungen weit: Der Saal der Erfurter Lorenz-Gemeinde stieß an seine Kapazitätsgrenze.
 

Ortskirche werden angemessen vertreten
Da unter den Teilnehmern auch solche waren, die bisher kaum etwas vom Synodalen Weg gehört hatten, informierte Michael Karger vom Organisationsbüro über das Vorhaben: Die Idee für den Synodalen Weg entstand in der Folge des Missbrauchsskandals. Die katholische Kirche brauche Umkehr und Erneuerung. Der Prozess ist auf zwei Jahre angelegt. Träger sind die Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Geplant sind vier Synodalversammlungen, an denen 230 Mitglieder teilnehmen. Dazwischen gibt es Foren, die sich mit den Einzelthemen beschäftigen und Beschlussvorlagen erarbeiten. Die Teilnehmerlisten sollen in diesen Tagen veröffentlicht werden. „Jede Ortskirche wird angemessen vertreten sein“, betonte Karger.

MEINUNG
Mitmachen!
Die einen haben gewaltige Erwartungen und sehen am Horizont eine von allem veralteten Ballast befreite Kirche. Die anderen machen gar nicht erst mit, weil sie befürchten, dass der Synodale Weg die schon vorhandenen Spaltungen in der katholischen Kirche in Deutschland nur vertieft. Dazwischen diejenigen, die in den nächsten zwei Jahren versuchen wollen, notwendige Veränderungen in unserer Kirche vorzunehmen. Wie diese aussehen werden, kann heute keiner sagen. Klar ist, es gibt Spielräume, die wir in Deutschland nutzen können, und es gibt Themen, die wir zur Diskussion in der Weltkirche verbindlich anmelden müssen, weil sie uns wichtig sind.
Matthias Holluba

Der Synodale Weg darf dabei keine Veranstaltung der Bischöfe und einiger Laienvertreter werden. Wir alle sind gefragt. Machen Sie mit – sei es über die Internetseite oder Veranstaltungen in Ihrer Pfarrei oder mit Leserbriefen an die Kirchenzeitung. Wichtig ist dabei, die Position Andersdenkender zu respektieren. Es geht um nichts weniger als um die Glaubwürdigkeit unserer Kirche, die Voraussetzung dafür ist, dass sie ihren Auftrag in der Welt wieder erfüllen kann.

Auf der Tagesordnung stehen vier Themen: „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche“, „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“, „Priesterliche Existenz heute“ und „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“. Gemäß dem Motto „Wir sind der Synodale Weg“ sind alle katholischen Christen in Deutschland aufgerufen, sich an der Diskussion zu beteiligen. Auf der Internetseite kann jeder seine Meinung zu den Themen abgeben. Auch Ergebnisse von Veranstaltungen auf Bistums- oder Gemeindeebene können an das Organisationsbüro weitergegebene werden. Karger versprach, dass alle Äußerungen in die Synodenversammlung einfließen.
In Erfurt wurde sogleich mit der Arbeit begonnen. Die Teilnehmer diskutierten in kleinen Gruppen jeweils ein Thema. Dabei zeigte sich ein Dilemma, das den Synodalen Weg begleiten wird: die Frage nach der Verbindlichkeit der Beschlüsse. Zum einen ist so etwas wie der Synodale Weg im Kirchenrecht nicht vorgesehen, zum anderen gab es auch Kritik an der Satzung: Alle Beschlüsse der Synodalversammlung bedürfen der 2/3-Mehrheit der Bischöfe und jeder Beschluss muss dann noch einmal vom jeweiligen Ortsbischof für sein Bistum in Kraft gesetzt werden.
ZdK-Vizepräsident Wolfgang Klose berichtete von heftigen Debatten innerhalb des Laiengremiums zu dieser Frage. Verbindliche Vereinbarungen und deren Umsetzung seien notwendig, forderte er. Im Synodalen Weg sieht er deshalb eine große Chance, weil hier – etwa im Gegensatz zur kirchenrechtlich vorgesehenen Diözesansynode oder einem Partikularkonzil (Versammlung einer Teilkirche)– Laien grundsätzlich mitentscheiden können. Es sei an der Zeit, Dinge wie das Diakonat der Frau „deutlicher als bisher“ anzusprechen.

 

In Erfurt gab es zu den Themen des Synodalen Weges schon einem intensive Diskussionen.

 

Bischof Neymeyr, der sich selbst grundsätzlich für den Synodalen Weg stark gemacht hat, um die Ursachen für den Missbrauchsskandal aufzudecken, warnte davor, in den die Weltkirche betreffenden Fragen wie die Weihe von Frauen den Papst „unter Druck zu setzen“. Eine Teilkirche müsse in der Weltkirche verankert sein, „vielleicht aber können die Ankerketten etwas länger werden“.
Für Julia Knop ist es dennoch wichtig, Fragen wie die der Frauenweihe in die Weltkirche „einzuspielen“. Vom Synodalen Weg erwarte sie „konkrete Ergebnisse und strukturelle Veränderungen“.
Alois Wolf vom Erfurter Katholikenrat wünschte sich als Ergebnis des Synodalen Weges „ein, zwei konkrete Dinge, die wir vor Ort umsetzen können, damit die Kirche in der Gesellschaft wieder glaubwürdig wird“. Eine Frage sei es für ihn, wie es gelingen könne, den Synodalen Weg auf die Ebene der Kirchengemeinden zu bringen.

Von Matthias Holluba

Bericht über eine Veranstaltung zum Synodalen Weg in Leipzig