100. Gründungstag der Weimarer Nationalversammlung
„Demokratie ist mühsam“
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Die Feier des 100. Gründungstages der Weimarer Nationalversammlung wurde mit einem ökumenischen Gottesdienst eröffnet. Die Bischöfe Neymeyr und Junkermann mahnten dabei ein demokratisches Miteinander heute an.
Mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Herderkirche in Weimar wurden die Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag der Weimarer Nationalversammlung eröffnet. | Foto: epd |
Ein ökumenischer Gottesdienst hat die Gedenkfeier zum 100. Jahrestag der Weimarer Nationalversammlung am 6. Februar eröffnet. Der katholische Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr und die evangelische mitteldeutsche Landesbischöfin Ilse Junkermann riefen in einer gemeinsamen Predigt in der Weimarer Stadtkirche Sankt Peter und Paul zu mehr Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden in der Gesellschaft auf.
Vor mehreren Hundert Gästen, darunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), erinnerten sie an die „mutigen Frauen und Männer“, die nach dem Ersten Weltkrieg und dem Ende des Kaiserreiches in Weimar die Verfassung einer freiheitlichen Demokratie entwarfen.
Vor mehreren Hundert Gästen, darunter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), erinnerten sie an die „mutigen Frauen und Männer“, die nach dem Ersten Weltkrieg und dem Ende des Kaiserreiches in Weimar die Verfassung einer freiheitlichen Demokratie entwarfen.
Sorgen mit Blick auf die heutige Gesellschaft
„Wir schauen mit Sorge auf unsere heutige Gesellschaft und ihre Zukunft: Gruppenbezogene Menschenverachtung findet Gehör, Antisemitismus in Worten und Taten nimmt zu, im Herzen der Demokratie, in den Parlamenten wird der Ton aggressiv und polemisch“, so Neymeyr. Junkermann ergänzte: „Ja, ein wirklich demokratisches Miteinander ist mitunter mühsam. Streit gehört dazu, fairer Streit. Schlimm, wenn es wie damals in der Weimarer Republik zu heftigen Kämpfen kommt.“
Die verfassungsgebende Deutsche Nationalversammlung kam am 6. Februar 1919 im Weimarer Nationaltheater zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen. Der Versammlungsort wurde zum Namensgeber für die erste parlamentarische Demokratie Deutschlands, die bis 1933 bestehende Weimarer Republik.
Vor Beginn ihrer ersten Sitzung waren die Abgeordneten nach Konfessionen getrennt in der evangelischen Herderkirche und der katholischen Herz-Jesu-Kirche zu Gottesdiensten zusammengekommen. Dabei stand wie 100 Jahre später ein alttestamentarisches Bibelwort aus dem 29. Kapitel des Propheten Jeremia im Mittelpunkt der Predigt. Darin heißt es unter anderem: „Suchet der Stadt Bestes“ und „Ich gebe euch Hoffnung und Zukunft“.
Junkermann und Neymeyr verwiesen auf die Gegner der Demokratie, die in der Weimarer Republik letztlich stärker gewesen seien: „Sie versprachen einfache und radikale Lösungen“, sagte Junkermann. Die Folgen unter den Nationalsozialisten seien grausam und unmenschlich gewesen.
„Wir schauen mit Sorge auf unsere heutige Gesellschaft und ihre Zukunft: Gruppenbezogene Menschenverachtung findet Gehör, Antisemitismus in Worten und Taten nimmt zu, im Herzen der Demokratie, in den Parlamenten wird der Ton aggressiv und polemisch“, so Neymeyr. Junkermann ergänzte: „Ja, ein wirklich demokratisches Miteinander ist mitunter mühsam. Streit gehört dazu, fairer Streit. Schlimm, wenn es wie damals in der Weimarer Republik zu heftigen Kämpfen kommt.“
Die verfassungsgebende Deutsche Nationalversammlung kam am 6. Februar 1919 im Weimarer Nationaltheater zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammen. Der Versammlungsort wurde zum Namensgeber für die erste parlamentarische Demokratie Deutschlands, die bis 1933 bestehende Weimarer Republik.
Vor Beginn ihrer ersten Sitzung waren die Abgeordneten nach Konfessionen getrennt in der evangelischen Herderkirche und der katholischen Herz-Jesu-Kirche zu Gottesdiensten zusammengekommen. Dabei stand wie 100 Jahre später ein alttestamentarisches Bibelwort aus dem 29. Kapitel des Propheten Jeremia im Mittelpunkt der Predigt. Darin heißt es unter anderem: „Suchet der Stadt Bestes“ und „Ich gebe euch Hoffnung und Zukunft“.
Junkermann und Neymeyr verwiesen auf die Gegner der Demokratie, die in der Weimarer Republik letztlich stärker gewesen seien: „Sie versprachen einfache und radikale Lösungen“, sagte Junkermann. Die Folgen unter den Nationalsozialisten seien grausam und unmenschlich gewesen.
„Mischt euch ein! Wehret den Anfängen!“
Junkermann räumte ein: „Für viele Evangelische damals war die Weimarer Republik wie ein Exil. Sehr viele hingen noch lange an der alten Obrigkeit, der Monarchie.“ Dass Staat und Kirche nunmehr getrennt waren, sei „eine für Kirchenmenschen schmerzvolle Veränderung“ gewesen. Die Bischöfin erinnerte mit Blick auf die Nationalsozialisten daran, dass „nur eine Minderheit der Christen und in den Kirchen dem widerstand und sich der Diktatur nicht ergeben hat“. Junkermann betonte: „Wir denken an die vielen Gequälten, Gefolterten, Ausgebeuteten, Ermordeten. Sie mahnen uns: Seht hin! Mischt euch ein! Wehrt den Anfängen!“
„Wenn wir heute der Weimarer Verfassung gedenken, dann sind wir uns dankbar bewusst, dass das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland vieles von der Weimarer Verfassung übernommen hat, nicht nur die Regelungen des Verhältnisses von Staat und Religionsgemeinschaften“, sagte Neymeyr. „Wir sind dankbar, auf diesem Fundament mitzubauen am Schalom unserer Gesellschaft. Und wir suchen das Gespräch mit anderen Religionen und mit Menschen ohne religiöse Bindung“, unterstrich der Erfurter Bischof.
Am Nachmittag fand im Nationaltheater ein Festakt statt. Daran nahmen die politischen Spitzen der Bundesrepublik teil, darunter Bundespräsident Steinmeier, Bundeskanzlerin Merkel, Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, und die Ministerpräsidenten der Länder. Den ganzen Tag über fand in der Klassikerstadt ein Bürgerfest statt, an dem auch Nachfahren einiger Parlamentarier der Weimarer Republik teilnahmen.
Junkermann räumte ein: „Für viele Evangelische damals war die Weimarer Republik wie ein Exil. Sehr viele hingen noch lange an der alten Obrigkeit, der Monarchie.“ Dass Staat und Kirche nunmehr getrennt waren, sei „eine für Kirchenmenschen schmerzvolle Veränderung“ gewesen. Die Bischöfin erinnerte mit Blick auf die Nationalsozialisten daran, dass „nur eine Minderheit der Christen und in den Kirchen dem widerstand und sich der Diktatur nicht ergeben hat“. Junkermann betonte: „Wir denken an die vielen Gequälten, Gefolterten, Ausgebeuteten, Ermordeten. Sie mahnen uns: Seht hin! Mischt euch ein! Wehrt den Anfängen!“
„Wenn wir heute der Weimarer Verfassung gedenken, dann sind wir uns dankbar bewusst, dass das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland vieles von der Weimarer Verfassung übernommen hat, nicht nur die Regelungen des Verhältnisses von Staat und Religionsgemeinschaften“, sagte Neymeyr. „Wir sind dankbar, auf diesem Fundament mitzubauen am Schalom unserer Gesellschaft. Und wir suchen das Gespräch mit anderen Religionen und mit Menschen ohne religiöse Bindung“, unterstrich der Erfurter Bischof.
Am Nachmittag fand im Nationaltheater ein Festakt statt. Daran nahmen die politischen Spitzen der Bundesrepublik teil, darunter Bundespräsident Steinmeier, Bundeskanzlerin Merkel, Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, und die Ministerpräsidenten der Länder. Den ganzen Tag über fand in der Klassikerstadt ein Bürgerfest statt, an dem auch Nachfahren einiger Parlamentarier der Weimarer Republik teilnahmen.
(kna / epd)