Erwachsenentaufe in St. Petrus in Wolfenbüttel
In den Glauben eintauchen
In der Osternacht wurde Jannik Heroldt im neuen Taufbrunnen in der Wolfenbütteler St.-Petrus-Kirche getauft. Dabei stieg der 28-Jährige mit seiner Kleidung – jedoch barfuß – ins Wasser hinein.
Leicht schwappt das Wasser im gut 1000 Liter fassenden Taufbecken über, als Pfarrer Matthias Eggers Jannik Heroldt dreimal untertaucht und anschließend salbt. Patschnass steigt der junge Mann wieder aus dem achteckigen Brunnen, ihn erwarten ein weißes Handtuch, ein weißes Gewand und großer Applaus in der voll besetzten Kirche St. Petrus. Der Softwareentwickler aus Wolfenbüttel wurde gerade getauft und noch im Wasser gefirmt.
Diese Ganzkörpertaufe in der Osternacht ist eine Premiere für die katholische Gemeinde und das Bistum. Erst im vergangenen Jahr hatte Bischof Heiner Wilmer diesen neuen Taufbrunnen eingeweiht. Der begehbare Brunnen ist einer der wenigen seiner Art in katholischen Kirchen in Deutschland. „Die anderen stehen in Kirchen auf Sylt und in Höntrop, außerdem in St. Anna in Hamm“, erläutert Christine Kreiß, die gemeinsam mit Pfarrer Matthias Eggers die Pfarrei leitet.
„Ich finde das eine total schöne Sache, bei meiner Taufe einfach so, wie es in der Bibel beschrieben ist, unterzutauchen, ganz in den Glauben einzutauchen“, findet Heroldt. Der Wolfenbütteler hatte sich zu dieser Erwachsenentaufe entschlossen.
„Wir feiern die Taufe wie in den ersten Jahrhunderten. Mit dieser Taufe feiern wir, dass wir alle eine einzigartige Würde haben“, sagt Pfarrer Eggers bei der Osternachtsfeier. Das Christentum erneuere sich, indem es zu den Quellen, zum Ursprung zurückgehe. Für ihn ist es eine Nacht voller Hoffnung, „damit diese Welt sich verändert, damit diese Kirche sich verändert.“ Besonders betont die Gemeinde mit diesem Brunnen die Taufwürde jedes Einzelnen. „Die Taufwürde ist ein Zeichen für die gleiche Würde von Mann und Frau und gegen die Überhöhung des priesterlichen Amtes“, findet der Geistliche.
Durch seine Verlobte zum Glauben gefunden
Heroldts evangelische Eltern wollten ihren Kindern die Entscheidung zur Taufe selbst überlassen. Anders als seine Schwester, hat er als Teenager den Kontakt zur Kirche verloren und sich gegen die Taufe entschieden. „Durch meine Verlobte habe ich zum Glauben zurückgefunden“, erzählt er freudig. Seine zukünftige Frau Josephine Schmitz hat er auch als Taufpatin gewählt.
Mit der gläubigen Katholikin hat er viel über den Glauben diskutiert, Gottesdienste besucht, gemeinsam kleine Andachten gelesen und Lobpreismusik gehört. Irgendwann reifte der Wunsch, auch offiziell zur katholischen Kirche zu gehören: „Ich will den Grundstein für den Glauben legen und auch dazugehören.“ So hat er es während seiner halbjährigen Vorbereitung auf die Taufe auch zweimal vor der Gemeinde bekundet: Am ersten Advent und am ersten Fastensonntag. Das war aufregend und schön zugleich für Heroldt. „Das Schönste daran war, dass wirklich so viele Leute gerührt waren und Menschen, die ich vorher gar nicht kannte, gefragt haben, ob sie mich umarmen dürfen.“
„In diesen Momenten geht mir das Herz auf!“
„Über den Glauben persönlich zu sprechen, ist gar nicht selbstverständlich. Und wenn dann ein junger Mensch dasteht, der von seinem Glauben und seinem Weg erzählt, das ist unglaublich berührend für viele Menschen“, ist Dietlinde Schulze überzeugt. Die Gemeindereferentin hat Heroldt gemeinsam mit der ehrenamtlichen Katechumenatsbegleiterin Uta Maria Pfeiffer auf seine Taufe vorbereitet.
Pfeiffer arbeitet als Politikberaterin in Berlin im Bereich nachhaltige Mobilität und seit neun Jahren ehrenamtlich als Katechumenatsbegleiterin in St. Petrus. Diese Aufgabe ist ihr sehr wichtig, kann sie aber nur an den Wochenenden übernehmen: „In diesen Momenten geht mir das Herz auf.“
Für Jannik Heroldt bleibt dieses Jahr weiterhin spannend. Vor seiner Hochzeit im Sommer will er gemeinsam mit seiner Verlobten sechs Wochen auf dem Franziskusweg von Florenz nach Rom pilgern.
Sabine Moser