150-jähriges Jubiläum der Potsdamer Propsteikirche
Der Campanile von Potsdam
„Schutzengel“ regeln die coronabedingten Abstände in der Propsteikirche. Fotos: Thomas Marin |
Mit der heutigen Propsteikirche erhielt Potsdam vor 150 Jahren einen neuen städtebaulichen Höhepunkt. Als Blickfang am Ende der zentralen Brandenburger Straße und als Landmarke für den aus Berlin Anreisenden liegt St. Peter und Paul im Herzen der Landeshauptstadt Brandenburgs. Die Pfarrkirche für mehr als 7000 Katholiken gehört zu den wenigen Kirchen des Erzbistums, die durch ihre exponierte Lage und besondere Gestaltung neben den Gottesdienstbesuchern jährlich auch Tausende von Touristen anziehen. Eine große Feier des Jahrestages der Fertigstellung und Benediktion am 7. August wäre daher unter normalen Umständen eine Selbstverständlichkeit.
Wer die Kirche in diesen Tagen besucht, wird spätestens durch das abgedeckte Weihwasserbecken auf die aktuelle Lage hingewiesen. Von Kindergartenkindern gestaltete Schutzengel verhindern den Zugang zur Hälfte der Sitzbänke, die Teilnahme am Gottesdienst erfordert vorherige Anmeldung. Zur Jubelfeier wird dies nicht anders sein. Vorwiegend geladene Gäste werden in den drei Festgottesdiensten anwesend sein.
Verbindung zu Garnisionskirchen
Besonders belastend ist diese Art des Feierns für die vielen Gläubigen, die seit Jahrzehnten mit ihrer Kirche verwachsen sind und sich in den vielen Kreisen der Pfarrei engagieren oder als ehemalige Potsdamer ihrer früheren geistlichen Heimat verbunden geblieben sind. Zu ihnen gehört Ludwig Christian Bamberg, der bis 1961 in der Jugendarbeit der Pfarrei aktiv war. Zum Jubiläum hat der Architekt und Kunsthistoriker eine Arbeit über den Bau und die Ausstattung der Kirche vorgelegt, die in der Heftreihe der Pfarrei erschienen ist. Der Leser erfährt etwas über die Vorgeschichte des Bauwerks und die Planungsentwicklung, über architektonische Einflüsse. Außerdem wird die Kirche in den Zusammenhang der Garnisonkirchen in Preußen gestellt.
Bereits der Vorgängerbau der heutigen Kirche war eine Garnisonkirche, entstanden mit der Anwerbung katholischer Fachleute für eine eigene preußische Gewehrfabrikation im frühen 18. Jahrhundert. Eine erste Kirche musste bald ersetzt werden. Doch auch der zweite, keineswegs repräsentative Fachwerkbau wurde nach gut hundert Jahren marode. Mit der Verlegung der Gewehrproduktion nach Spandau war auch die Standortfrage für eine neue katholische Kirche zu klären, die den katholischen Soldaten der Garnison wie auch der wachsenden Zivilgemeinde dienen sollte. Die Entscheidung für den Standort auf dem Bassinplatz setzte technologische Fortschritte voraus. Morastiger Untergrund bot hier erst in 22 Metern Tiefe Halt. Die parallel mit den ersten Bauplanungen vervollkommnete Technik der Brunnengründung ermöglichte einen Großbau an dieser Stelle. Die Architekten Friedrich August Stüler und Wilhelm Salzenberg entwickelten den imposanten Bau des Eklektizismus. Einflüsse oberitalienischer Romanik verbanden sie mit byzantinischen Elementen – Salzenberg hatte die Hagia Sophia in Konstantinopel studiert – zu einer Einheit in märkischem Backstein. Aus mehreren Richtungen grüßt der Turm, der dem Campanile von San Zeno in Verona ähnelt. Über der Vorhalle erwarten Figuren der Gottesmutter und der Pfarrpatrone die aus der Fußgängerzone auf die Kirche Zugehenden.
Eine Gedenktafel im Vorraum erinnert an wichtige Daten der Kirche. |
Farbenfrohe Ausgestaltung
Ein doppeltes Bildprogramm prägt den großzügigen Innenraum der Kirche, deren Grundriss ein griechisches Kreuz bildet. Die Apsisausmalung aus dem Jahr 1880 verbindet vertikal die Darstellung der Dreifaltigkeit mit der der Kirche in der Horizontalen. In der Kalotte der Hauptapsis breitet der Schöpfer in einer Bewegung die Arme aus, die die Weitung des Altarraums zum Kirchenschiff aufnimmt. Die darunterliegenden drei Konchen zeigen Christus, flankiert durch Maria und Josef. In der Ebene des Heiligen Geistes findet sich die Kirche. Von den Pfarrpatronen über Evangelisten und Kirchenlehrer schließt die Ausmalung an die Seitenemporen der Kirche an. Aus der Vorgängerkirche stammen drei wertvolle Bilder des Hofmalers Antoine Pesne, von denen die Todesangst Christi am Altar des Seitenschiffs herausragt.
1870 konnte die Kirche im aufkommenden Kulturkampf und dem gerade begonnenen deutsch-französischen Krieg nur benediziert (gesegnet) werden. Die feierliche Konsekration fand erst 80 Jahre später statt. So wird auch das provisorisch gefeierte Jubiläum dennoch dem Motto folgen können, das den Triumphbogen ziert: Gloria in Excelsis Deo.
Von Thomas Marin