Benediktinerinnen veröffentlichen geistliches Tagebuch

Der Tisch des Brotes bleibt leer

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Als „schmerzlich“ haben die Benediktinerinnen in Osnabück die Zeit ohne die tägliche Messe erlebt. Lesungstexte und Schriften wurden für die Schwestern umso wichtiger. Im Internet veröffentlichen sie dazu ein geistliches Tagebuch.


Auch auf das Leben im Benediktinerinnenkloster in Osnabrück wirkt sich die Corona-Krise aus. Foto: Archiv Kirchenbote

Die Schwestern im Osnabrücker Benediktinerinnenkloster haben ihren Alltag wegen der Corona-Krise umgestellt. Die Nonnen verlassen das Kloster nur noch in dringenden Fällen, zum Einkaufen und für Arztbesuche. An der Pforte gibt es keinen Publikumsverkehr mehr: Die Hostienbäckerei hat ihre Arbeit eingestellt. 

Als  Hausgemeinschaft dürfen die Schwestern ihre Kapelle nutzen, das Chorgebet geht weiter. Eine große Umstellung aber besteht darin, dass keine Eucharistiefeiern stattfinden können. Die Priester, die mit den Schwestern morgens die Messe feierten, dürfen wegen der Corona-Verbreitungsgefahr das Haus nicht betreten. Somit bricht ein wesentlicher Teil des Glaubenslebens derzeit weg.

„Dieses Eucharistiefasten empfinden wir als sehr schmerzlich“, sagt Schwester Oberin Eva-Maria Kreimeyer, „weil die Eucharistie den Kern unserer Spiritualität ausmacht.“ Darauf weist der Name des Klosters, „Benediktinerinnen vom Heiligsten Sakrament“, hin. Dass die tägliche Messe nun entfällt, sei eine große Umstellung gewesen. „Wir versuchen, mit dem Schmerz umzugehen“, sagt Schwester Eva-Maria. Wo der Tisch des Brotes zurzeit leer bleibt, kommt dem Tisch des Wortes mehr Bedeutung zu. Die Schwestern feiern Wortgottesdienste und achten verstärkt auf die Lesungstexte. „Wir schöpfen stark aus dem Wort und um so intensiver meditieren und erleben wir die Schrifttexte.“ Das sei sehr wichtig.
Äußeres Ruhen erfordert eine innere Bewegung


Das Chorgebet konnte während des Gottesdienstverbotes
in der eigenen Kapelle der Benediktinerinnen stattfinden,
die Messe entfiel. Foto: Archiv Kirchenbote

In einem äußerlich unbewegten Ordensalltag müssten die Schwestern der kontemplativen Gemeinschaft sich intensiv mit den Schriften befassen. „Es ist so, dass wir viel lesen, uns mit geistiger und geistlicher Nahrung beschäftigen“, so Schwester Eva-Maria; das äußere Ruhen erfordere, dass man innerlich in Bewegung bleibe. Auf welche Weise die Schwestern sich mit den Schriften auseinandersetzen, haben einige von ihnen in einem geistlichen Tagebuch während der Corona-Krise dokumentiert. Dort gibt es Betrachtungen zu verschiedenen Schrifttexten, zum Beispiel zur  Aussage Jesu: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“

Wann und mit welchen Abstands- und Hygieneregelungen dieses Lebensbrot auch in der Kapelle des Benediktinerinnenklosters wieder als Kommunion in der täglichen Eucharistie empfangen werden kann, ist derzeit noch unklar. Aber eine Lockerung hat das Bistum Osnabrück bereits angekündigt. 

Andrea Kolhoff


Lebensmittel für Bedürftige

Die Lebensmittelausgabe für Bedürftige, die am Benediktinerinnenkloster einmal wöchentlich stattfand, wird derzeit nicht von den Schwestern durchgeführt. Die Ordensfrauen, die das bisher übernommen haben, sollen kein Ansteckungsrisiko eingehen, weil sie in einer Hausgemeinschaft mit insgesamt 16 Schwestern leben, von denen viele bereits so alt sind, dass sie zur Risikogruppe gehören, die mit einer Covid-19-Erkrankung sehr kämpfen müsste. Die Lebensmittel werden derzeit mittwochnachmittags am Kloster von Mitgliedern einer Osnabrücker Food-Sharing-Gruppe verteilt.