Die Armen trifft die Krise hart
Seit 25 Jahren gibt es die Partnerschaft zwischen den Bistümern Hamburg und Iguazú im Norden Argentiniens. Selten war sie so wichtig wie jetzt: Denn die Coronakrise hat vor allem arme Menschen in akute Not gebracht.
Milchbecherprojekt, Ausbildung für Näherinnen, Anstöße für ökologische Landwirtschaft, die Unterstützung von katholischen Schulen und Priesterausbildung. In vielen Bereichen hilft das Erzbistum Hamburg zusammen mit privaten Spendern dem Partnerbistum Puerto Iguazú in Argentinien. Manchmal sind es unvorhersehbare Notsituationen einzelner Familien, in denen schnelle Hilfe nottut. Etwa im Fall der Familie Rodriguez, deren Elektrowerkstatt abgebrannt ist. Ein Schweißgerät hatte einen Kurzschluss ausgelöst, Feuer war ausgebrochen. Das Haus befindet sich in einem Armenviertel in Eldorado. Dort gibt es keine Feuerwehr, und kaum jemand ist versichert. Spender aus dem Erzbistum Hamburg sorgen dafür, dass Andrea und Miguel Rodriguez ihr Haus wieder aufbauen können – mit einer fachgerecht angelegten Elektroleitung.
Seit einem Jahr ist solche Hilfe besonders wichtig. Denn viele Menschen sind durch die Coronakrise in akute Not geraten. Anfang Mai kletterte die Inzidenzzahl in Argentinien auf über 350. Und die Lockdowns haben besonders die arme Bevölkerung getroffen. „Zu den Menschen, die wir in unserem Partnerbistum unterstützen, gehören viele Tagelöhner ohne gesichertes Einkommen. Wenn sie nicht arbeiten können, haben sie auch kein Geld“, erläutert Dr. Michael
Becker, Weltkirchenbeauftragter
im Erzbistum Hamburg. Im argentinischen Winter (also im europäischen Sommer) haben Lebensmittelausgaben und Suppenküchen dafür gesorgt, dass diese Familien etwas zu essen hatten. Dafür gab es aus Deutschland Unterstützung: 5 298 Euro etwa für die „Fundación Familie
de Nazareth“. Der Träger der katholischen Schule „Göttliches Jesuskind“ in Eldorado hat damit eine Volksküche eingerichtet, die 300 Familien aus Elendsvierteln versorgt hat. 9 000 Euro flossen für die Versorgung von 300 akut notleidenden Familien in der großflächigen Pfarrei Pozu Azul. Insgesamt 24 500 Euro wurden im Rahmen der „überlebenswichtigen Nothilfen“ während des ersten Lockdowns nach Argentinien überwiesen. Das ist die Hälfte der gut 55 000 Euro, die als Spenden an den Iguazú-Partnerschaftsfonds eingegangen sind. Auf weitere 55 000 Euro summieren sich die vertraglich vereinbarten Hilfen, die das Erzbistum Hamburg für kirchliche und karitative Einrichtungen in Nordargentinien leistet.
Arbeitskreis ist offen für alle Iguazú-Freunde
Es geht bei dieser Freundschaft aber nicht nur um Geld. „Genauso wichtig ist die persönliche Begegnung, die es immer wieder gegeben hat“, sagt Michael Becker. Es gab regelmäßig Besuche und Gegenbesuche, Jugendliche aus Deutschland haben soziale Dienste in Iguazú geleistet, vor allem die katholische Schule in Hamburg-Harburg pflegte enge Kontakte mit einer Schule in Argentinien. „Im vergangenen Jahr sind diese direkten Kontakte wegen Corona nicht möglich gewesen“, so Becker. Im Dezember allerdings ist ein besonderer Gast eingeladen. Der neue Bischof von Puerto Iguazú Nicolás Baisi wird im Dezember nach Hamburg kommen. Am 11. Dezember um 18.15 Uhr soll mit einem Pontifikalamt das 25-jährige Bestehen der transatlantischen Bistumsfreundschaft gefeiert werden. Vorausgesetzt, die Pandemie lässt es zu.
Ungeachtet der aktuellen Lage hat sich die norddeutsche Partnerschaftsinitiative im April neu aufgestellt. Seit 2014 gibt es einen Arbeitskreis, in dem Projekte besprochen und Anträge diskutiert wurden. Künftig soll eine fünfköpfige Geschäftsführung diese Aufgaben übernehmen. Sie besteht aus Personen, die bisher schon die Kerngruppe des Kreises darstellten: Michael Becker, Dr. Christian Fischbach, Gertrud Theobald, Diakon Erk Werner und Godehard Wiemuth. Der große Arbeitskreis wird sich in einer „Vollversammlung“ einmal im Jahr treffen. Die Vollversammlung soll unter anderem die Richtung für die Partnerschaftsarbeit im folgenden Jahr bestimmen. „Wir erhoffen uns davon, dass mehr interessierte Personen sich beteiligen“, sagt Michael Becker. „Viele Aktive sind ja stark in andere Aufgaben eingebunden, und ein Termin pro Jahr ist für sie leichter einzurichten.“ Mitmachen kann jeder, dem die Partnerschaft am Herzen liegt. Wer Interesse hat, kann sich direkt an den Weltkirchenbeauftragten wenden. E-Mail: becker@erzbistum-hamburg.de
Text: Andreas Hüser
Das Spendenkonto für die Iguazú Nothilfe lautet:
Erzbistum Hamburg
IBAN: DE37 4006 0265 0000 0051 51 BIC: GENODEM1DKM
DKM Darlehenskasse Münster
Kennwort: Nothilfe Iguazú