Gemeinschaft Christlichen Lebens
Ignatianisch verbunden
Foto: Matthias Schatz
„Es gibt sie noch in Deutschland: katholische Organisationen, die wachsen. Zumindest in Hamburg eine, nämlich die Gemeinschaft Christlichen Lebens, kurz GCL. „Während der Coronapandemie hat sich eine neue GCL-Gruppe in der französischsprachigen Gemeinde in Hamburg gebildet“, berichtet Christian Modemann. Und zwar mit Dankbarkeit. Denn die Gemeinde ist im Kleinen Michel beheimatet, von wo aus Modemann auch die Katholische Glaubensinformation leitet. Zudem gehört der Pater dem Jesuitenorden an, dem die GCL geschwisterlich verbunden ist und dessen Gemeinschaft direkt am Kleinen Michel lebt. „Wir sind eine ignatianische Laiengemeinschaft“, formuliert es Barbara Mende, eines von vier Mitgliedern des GCL-Diözesanteams.
Thomas Bastar und Andreas Kolloczek, die ebenfalls diesem Gremium angehören, gründeten gemeinsam im vergangenen Jahr ebenfalls eine neue GCL-Gruppe. Zwei weitere Gruppen verbinden sich mit Pater Modemanns Wirken: eine für junge Erwachsene, eine weitere bildete sich aus Teilnehmern der Glaubenskurse. Mittlerweile gibt es in Hamburg und um die Elbmetropole herum neun Gruppen mit rund 50 Mitgliedern. Diese Zunahme war jetzt ein entscheidender Grund für den Beschluss der GCL-Vollversammlung, in den nächsten Jahren eine von der Nationalgemeinschaft anerkannte Diözesangemeinschaft im Erzbistum Hamburg entstehen zu lassen. Die offizielle Anerkennung könnte 2026 auf der Delegiertenkonferenz der GCL erfolgen.
Etwa einmal im Monat trifft sich jede Gruppe, oft bei einem Mitglied zu Hause. Eine Gruppe hat sich heute in einem Raum der Gemeinde am Kleinen Michel versammelt. Man sitzt an über Eck gestellten Tischen, ein Kerzenlicht hellt die Stimmung auf. Vier Mitglieder sind bereits eingetroffen. In der Regel kommen vier bis sechs Personen zusammen. Modemann spricht dabei gern von „katholischen Hauskreisen“, die aber ökumenisch offen sind. So fänden sich darunter auch evangelische Christen und eine Anglikanerin. „Dabei geht es um die Glaubensvertiefung jenseits von Pfarreien und Gemeinden, was ja immer schwieriger wird“, führt der Jesuit weiter aus. Es werde darüber gesprochen, was der Glaube für die eigenen Entscheidungen bedeute. Von den rund 50 Gruppenmitgliedern gehören freilich noch nicht alle der GCL an. „Es ist ein Entscheidungsweg, ob man in der GCL bleiben möchte“ erläutert Barbara Mende. Wenn man sich als Gruppenmitglied sicher sei, stelle man dann einen Antrag.
Gemeinschaft, Spiritualität und Sendung
„In den Gruppen herrscht ein großes Vertrauen“, ergänzt Barbara Mende. „Es dringt nichts nach außen, sodass man sich frei äußern kann.“ Schwierigkeiten im Leben würden miteinander angeschaut, man unterstütze sich in allen Fragen. Modemann nennt drei Säulen für die GCL: Gemeinschaft, Spiritualität und Sendung, also den Einsatz für eine Sache. Letzteres führt in Ausnahmefällen sogar zu größeren Projekten, beispielsweise zur sozial-ökologischen Transformation. Themen für Projekte würden in der Hamburger Diözese im Januar besprochen, sagt Mende. Zudem bietet die GCL bundesweit unter anderem Exerzitien und spirituelle Kurse an. Viele finden unter der Leitung von GCL-Mitgliedern in jesuitischen Häusern statt. Überdies gibt es Vernetzungsinitiativen beruflicher Art, etwa für Lehrer, Pflegekräfte und Selbstständige.
Die Anerkennung als Diözesangemeinschaft würde den Hamburger GCL-Mitgliedern eine Stimme bei Delegiertenkonferenzen geben, wo sie derzeit nur Gäste sind. „Dann können wir bei der allgemeinen Entwicklung der GCL in Deutschland und an der Internationalität der Gemeinschaft teilhaben“, sagt Barbara Mende.
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Zur Sache
Die Gemeinschaft Christlichen Lebens (GCL) ist eine 1967 gegründete katholische Vereinigung von Gläubigen, die aus der Spiritualität des Ignatius von Loyola (1491–1556) heraus lebt. Sie ging aus einer Erneuerungsbewegung in den Marianischen Kongregationen hervor. Die GCL hat ihren Sitz in Rom. Sie umfasst 75 Nationalgemeinschaften auf allen Kontinenten. Die GCL in Deutschland hat ihren Sitz in Augsburg und besteht derzeit aus 15 Diözesan- und Regionalgemeinschaften, die die Nationalgemeinschaft bilden. Bundesweit gibt es etwa 170 Gruppen mit zusammen rund 1100 Mitgliedern.