Über Grenzen und was sie bedeuten: neue Serie von "Platt inne Kärke"

Die einzige Zöllnerkapelle weit und breit

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eine Kapelle
Nachweis

Foto: Hildegard Pool

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Die Trinitatiskapelle in Haren-Rütenbrock ist vermutlich die einzige Zöllnerkapelle in Deutschland und hat deshalb einen historischen Wert. Aus baulichen Gründen ist sie derzeit aber geschlossen.

„Heimat an der Grenze“: So ist der Niedersachsentag des Niedersächsischen Heimatbundes am 30. und 31. Mai in Nordhorn überschrieben. Am 31. Mai gibt es dazu um 8.45 Uhr eine ökumenische Andacht in der Alten Kirche am Markt. Aus diesem Anlass beschäftigt sich der emsländische Arbeitskreis „Platt inne Kärke“ in einer neuen Serie ebenfalls mit dem Thema Grenzen. Hildegard Pool erzählt im zweiten Teil auf Plattdeutsch (mit hochdeutscher Übersetzung) von der Zöllnerkapelle in Haren-Rütenbrock: "Zöllnerkapelle aan däi Grenze".

Woar äine Grenze was, doar wassen ock Zöllner. So was dat ock aan däi dütsch-nederlandsche Grenze van Rütenbrock, Stadt Haren (Ems) noa Ter Apel, Nederlande. All 1830 gaff dat äin ärste Zollamt in däi „Olle Zollstroate“, füftig (50) Joar later wörde dat Amt noa dän Ortsingang van Rütenbrock verlächt. Vanaff 1929 stäit dat Gebau aan däi Landesgrenze.

In däi Loop van däi Joahrn, vanaff 1860 un dan in däi Tiet van däi linksextreme RAF (Rote Armee Fraktion) off ock Baader-Meinhoff-Gruppe (1968 – 1998) kömen stets mähr Zöllner. Säi wassen „dienstwohnungspflichtig“, dat hätt, säi mösden nich nur in dat Dörp wohn, „Residenzpflicht“,  nee, ook in däi bundeseigenen „Zollhüser“.

Däi Zöllner kömen ut heel Dütschland un brachten dän evangelschken-lutherschken Gloaben mit in dat katolschke Emsland. Säi mösden doarmoals drei bis fief Stunden in Kutschken (van däi Buurn) noa Möppen föhrn vör äin Godsdienstbeseuk. Dat was tou lang. Doarüm wörde 1878 äin ärste ev. Godsdienst fiert in äine Baracke.

eine Frau mit blonden Haaren
Hildegard Pool. Foto: privat

1903 wörde dann äine ev.-luth. Kapelle inweiht, up däi Parzelle 276/ 41, direkt aan däi Bundesstroate, in däi Nöchte van dat Zollamt. Doar steiht däi Kapelle vandage noch. Säi krech dän Noam „Trinitatis“, dat bedütt: Drei in äin, God, Söhn un däi Heilige Geist. Dat Fest word fiert aan dän 1. Sönndag noa Pingsten. Däi Kapelle is däi Ursprungskärke van dän Protestantismus in Haren. Säi is 50 Quadratmeter groot un fief Meter hoch. Däi kleine Glocke kump ut Thüringen, van Franz Schilling. Up däi Glocke staiht: „Soli Deo Gloria“, Gott allein sei Ehre.

Noa dän 2. Weltkrieg kömen mähr ev. Christen noa Rütenbrock. Doarüm wörde 1953 däi Kapelle utbaut. Dat olle Fundament was aber nich stark genouch, däi Kapelle is siet däi Tiet up instoartn noa. Bis April 2024 gaff dat noch Godsdienste. Däi Kapelle is nu sloten un söll noa däi „Entwidmung“ endgültig dicht. Äin Termin stäiht noch nich faste. (Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Johannis Haren).

Däi Trinitatiskapelle is däi äinigste Zöllnerkapelle in Dütschland un häff doarüm äin historischken Wert. Säi mott beholln weern. Dat häbben sück ock väle Lüe dacht: Säi häbbt in 2017 äin „Förderverein“ upsettet, konden aber nich hälpen, däi Kapelle is dicht. Arnold Terborg, Ortsvorsteher van Rütenbrock, vertellt, dat däi Kapelle nu unner Landesdenkmalschutz stäiht. Dat kann man aan däi Plakette näben däi Deur zien.

Väle Lüe hopt nu, dat däi Kapelle stoan blieben kann un Touristen anlockt. Siet äinigen Joahrn is dat olle Zollamt (siet 1993 dicht) vör Öwernachtunge ümbaut. Ock is doar äin kleinet Restaurant in däi ehemoalige Ruum „Reisendenabfertigung“. Jolanda en Job, twäi Nederlanders, hebben hier, in dat dütschke Zollgebau, dat „Zollhoes“ (Zollhuus) inrichtet. Säi ladt in: „Zoek de grens op“.

Hildegard Pool

 

Die hochdeutsche Übersetzung:

Zöllnerkapelle an der Grenze

Dort, wo es eine Grenze gab, da waren auch Zöllner. So war das auch an der deutsch-niederländischen Grenze in Rütenbrock, Stadt Haren (Ems) nahe Ter Apel, Niederlande.

Schon 1830 gab es das erste Zollamt in der „Alten Zollstraße“, 50Jahre später wurde das Amt an den Ortseingang von Rütenbrock verlegt. Ab 1929 steht das Gebäude an der Landesgrenze.

Im Lauf der Jahre, ab 1860 und dann in der Zeit der linksextremistischen RAF (Rote Armee Fraktion), auch Baader-Meinhoff-Gruppe (1968 – 1998), kamen stets mehr Zöllner. Sie waren „dienstwohnungspflichtig“, das heißt, sie mussten nicht nur in dem Dorf wohnen, „Residenzpflicht“, sondern auch in den bundeseigenen Zollhäusern. Die Zöllner kamen aus ganz Deutschland und brachten den evangelisch-lutherischen Glauben mit in das katholische Emsland. Sie mussten damals drei bis fünf Stunden in Kutschen (von den Bauern geliehen) nach Meppen fahren zum Gottesdienstbesuch. Das dauerte zu lange. Darum wurde 1878 ein erster Gottesdienst in einer Baracke gefeiert.

1903 wurde dann eine evangelisch-lutherische Kapelle eingeweiht, auf der Parzelle 276/41, direkt an der Bundesstraße, in der Nähe des Zollamtes. Da steht die Kapelle heute noch. Sie bekam den Namen „Trinitatis“, das bedeutet: Drei in einem, Gott, Sohn und der Heilige Geist. Das Fest wird am ersten Sonntag nach Pfingsten gefeiert. Diese Kapelle ist die Ursprungskirche des Protestantismus in Haren. Sie ist 50 Quadratmeter groß und fünf Meter hoch. Die kleine Glocke kommt aus Thüringen, von Franz Schilling. Auf der Glocke steht: „Soli Deo Gloria“, Gott allein sei Ehre.

Nach dem 2. Weltkrieg kamen mehr evangelische Christen nach Rütenbrock. Darum wurde die Kapelle 1953 ausgebaut. Das alte Fundament war aber nicht stark genug, die Kapelle ist seit der Zeit einsturzgefährdet.  Bis April 2024 gab es noch Gottesdienste. Die Kapelle ist jetzt geschlossen und soll nach der „Entwidmung“ endgültig geschlossen werden. Ein Termin steht noch nicht fest. (Ev.-luth. Kirchengemeinde St. Johannis Haren).

Die Trinitatiskapelle ist die einzige Zöllnerkapelle in Deutschland und hat deshalb einen historischen Wert. Sie muss erhalten bleiben. Das haben sich auch einige Leute gedacht und 2017 einen „Förderverein“ gegründet, konnten aber nicht verhindern, dass die Kapelle geschlossen bleibt. Arnold Terborg, Ortsvorsteher von Rütenbrock, erklärt, dass die Kapelle unter „Landesdenkmalschutz“ steht. Eine entsprechende Plakette ist an der Kapelle angebracht.

Viele Leute hoffen, das die Kapelle stehen bleiben kann und auch Touristen anlockt. Seit ein paar Jahren ist das alte Zollamt (seit 1993 geschlossen) umgebaut zu Apartments, auch ein kleines Restaurant gibt es im ehemaligen Raum „Reisendenabfertigung“. Jolanda und Job, zwei Niederländer, haben hier, im ehemaligen deutschen Zollhaus ihr „Zollhoes“ (Zollhaus) eingerichtet. Sie werben mit dem Slogan: „Zoek de grens op“.

Hildegard Pool