Ökologisch verantwortlich einkaufen
Die Gemeinde als Konsumentin
Mit ihrer Einkaufspraxis können Gemeinden und kirchliche Einrichtungen dazu beitragen, die Schöpfung zu bewahren und faire Arbeitsbedingungen zu fördern. Handlungsfelder sind etwa die Beschaffung und Nutzung recycelten Papiers, umwelt- und gesundheitsschonender Reinigungsmittel, sparsamer Beleuchtungssysteme sowie von Lebensmitteln aus dem regionalen und ökologischen Anbau und/oder aus fairem Handel. Das machte Referentin Martina Faseler von der Initiative „Zukunft einkaufen – Glaubwürdig wirtschaften in Kirchen“ mit ihrem Impulsvortrag beim Fachtag Kirchliches Umweltmanagement 2019 in Leipzig unmissverständlich deutlich. Zu dem Tag unter dem Thema „Die Kirche als Konsumentin“ hatten die Evangelische Akademie Sachsen-Anhalt in Kooperation mit den Umweltbeauftragten der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und des Bistums Magdeburg eingeladen. Mit dabei waren aber auch der Umweltbeauftragte des Bistums Dresden-Meißen und ein Vertreter des Katholikenrates des Bistums Erfurt.
Initiative „Zukunft einkaufen“ bietet Hilfe
„Wir leben über unsere Verhältnisse. Wir verbrauchen derzeit vier Erden pro Jahr“, schilderte Martina Faseler die weltweite Situation. Als zweitgrößter Arbeitgeber seien die Kirchen auch der „zweitgrößte Beschaffer in Deutschland“ und deshalb um so mehr zum Handeln herausgefordert, und dabei auch die Gemeinden, so die Referentin für ökofaire Beschaffung beim Institut für Kirche und Gesellschaft.
Dies könne im Rahmen des Projekts „Unsere Kirchengemeinde wird ökofair“ von „Zukunft einkaufen“ gelingen, so Faseler. Als konkrete Schritte sei es dabei zunächst notwendig, ein Team und Verantwortliche zu benennen, Beschaffungsleitlinien zu überlegen und eine realistische Bestandsaufnahme zu machen: Was kaufen wir als Gemeinde ein? Nach Festlegung einer Beschaffungsordnung könne dann ein Plan erstellt werden, nachdem sich bei der konkreten Beschaffung von Dingen gerichtet wird. Die in der Gemeinde praktizierten Veränderungen beim Kauf von Lebensmitteln, Reinigungsmitteln und so weiter sollten dann mit dem „Zukunft einkaufen-Siegel“ sichtbar gemacht werden, so Faseler. Dieses könne bei der Initiative „Zukunft einkaufen“ beantragt werden. Hilfreich sei, sich zu Beginn entsprechender Bemühungen bei der Beschaffung solche Produkte auszusuchen, bei denen schnell ein Erfolg zu sehen ist.
Ein wichtiges Feld für die Beschaffung von umweltfreundichen Produkten sind die Reinigungsmittel, so Faseler weiter. Jährlich würden 1,3 Millionen Tonnen Wasch- und Reinigungsmittel nur an private Endverbraucher verkauft, darunter allein 260 000 Tonnen Geschirrspülmittel. Und die kämen auch in den Gemeinden zum Einsatz.
Papiereinsatz und Veranstaltungen
Ein weiterer wichtiger Bereich umweltbewussten Handelns sei zum Beispiel der Papiereinsatz. Durchschnittlich drucke jeder deutsche Arbeitnehmer täglich 25 Seiten, also rund 5700 Seiten im Jahr aus. Die Verwendung von Recyclingpapier sei ein Muss, da damit viel Wasser, Energie, Holz und der Ausstoß von Kohlendioxid eingespart werden könne.
Umweltbewusst handeln können Gemeinden aber auch bei Veranstaltungen, so Martina Faseler.Die Möglichkeiten reichten von der Art und Weise der An- und Abfahrt der Teilnehmer (Mobilität) über Fragen des Engergieaufwands am Veranstaltungsort, der Art und Weise des Caterings bis hin zum Umgang mit Wasser und zum Abfallmanagement. Und wenn klimarelevante Emmissionen nicht vermeidbar seien, sei es möglich, einen Ausgleich durch die Finanzierung von Klimaschutzprojekten im globalen Süden zu schaffen. (zum Beispiel www.klima-kollekte.de)
Für die Orientierung, welche Produkte klimaschonend sind, empfahl die Referentin, entsprechende Siegel zu beachten, bei Papier zum Beispiel den Blauen Engel. Hinsichtlich regionaler Lebensmittel sollte man sich hingegen möglichst einen eigenen Einblick bei Landwirten verschaffen.
Heiko Reinhold, Referent für global verantwortliche öffentliche Beschaffung in Dresden und davor bei der Evangelisch-Lutherischen Kirche Sachsen als Umweltbeauftragter tätig, stellte die Mitte 2018 in der Sächsischen Landeskirche beschlossene neue „Richtlinie für den Erwerb von Waren und die Inanspruchnahme von Dienstleistungen nach ökologischen und sozialen Gesichtspunkten“ vor. Darin sind konkrete Vorschläge für die Beschaffung etwa von Bürogeräten und -artikeln, von Strom, die Ausstattung von Räumen, Küchen und Bädern, zu Reinigungsmitteln und Lebensmitteln bis hin zu Geldanlagen gemacht.
Hinsichtlich neuerer Entwicklungen in der katholischen Kirche verwies der Umweltbeauftragte des Bistums Magdeburg, Wendelin Bücking, darauf, dass die deutschen Bischöfe in ihren Handlungsempfehlungen zur Schöpfungsverantwortung eine Berichtspflicht der einzelnen Diözesen aller drei Jahre auf der Basis des Jahres 2018 verankert haben.
Thema war auch die Petition der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands (EKM) für ein Tempolimit von 130 Kilometern pro Stunde auf Autobahnen, die etwa auch seitens des Katholikenrates Erfurt mit der Bitte um Unterzeichnung verbreitet wurde.
Viele Infos zum konkreten Handeln gibt es unter www.zukunft-einkaufen.de, Kontakt: Martina.Faseler@kircheundgesellschaft.de
Von Eckhard Pohl