Internet-Blog begleitet Schüler und Eltern

Die Verbindung gehalten

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Dessau: Mit einem Internet-Blog hat Religionslehrer Bernd Krueger Schüler und Eltern während der pandemiebedingten Schulschließung begleitet.

So sah es noch vor kurzem Tag für Tag auf dem Schulhof des Liborius-Gymnasiums in Dessau aus.    Fotos: Bernd Krueger

 

„Das LIBO lebt!“ Mit dem Slogan „Das Liborius-Gymnasium lebt“ hat Bernd Krueger, Religionslehrer und Pädagogischer Leiter, seit März Schüler, Eltern und auch Kollegen des Dessauer Gymnasiums in einem Internet-Blog durch die Corona-Zeit begleitet. Zum Ende der Pfingstferien sollte es den vorerst letzten Eintrag geben.
„Herzlich willkommen in deiner Schule!“, schrieb Krueger zu Beginn jedes seiner Impulse. „Wir befinden uns im Jahre 2020 n. Chr. Die ganze Schule ist von Menschen geleert ...“ knüpfte er an die Geschichte der Gallier Asterix und Obelix an: „Die ganze Schule? Nein, ein von unbeugsamen Kräften bevölkerter Gebäudeteil hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für die Standhaften … – Und wie sieht’s im Rest Galliens aus? Bei dir zu Hause?“ … „Ab sofort findest du hier (werk-)täglich die wichtigsten Nachrichten aus dem unbeugsamen Dorf und Tipps für das besetzte Gallien …“.
Mit seinen Impulsen wollte Krueger die Schüler in ihrer Situation abholen und begleiten. Mit einer Geschichte aus dem Nahen Osten etwa thematisierte er in den ersten Tagen der Schulschließung das Thema Angst. Und empfahl: Gegen Angst hilft Mut: „Mutig ist, wer Angst hat und trotzdem das Richtige tut.“ … „Sprechen hilft. Wir können unsere Gefühle miteinander austauschen. Dann erleben wir Vertrauen und Nähe. … Dann wird unser Alltag leichter. Das sollten wir immer wieder versuchen.“

 

Kein Schüler auch in der Schulbibliothek. Lehrer Bernd Krüger hatte in einem der ersten Blogs diese und ähnliche Fotos eingestellt.

 

Gute Beziehungen zueinander sind heilig
Schülerin Nele aus Klasse 6 fand die zu Beginn des Blogs auf die Homepage gestellten, witzigen Fotos gut: Blicke auf den Schulhof, in das „Leere(Lehrer-) zimmer“, die (nicht vorhandene) „Schlange vor dem Schülercafé, den Raum der Stille, auch in das Jungen- und das Mädchen-Klo  – und die Klassenbücher.
„Wärst du auch dabei gewesen?“ fragte Krueger in einem weiteren Beitrag zur im März geplanten und ausgefallenen Pilgertour von gut 50 Schülern auf den Spuren des Schulpatrons Liborius nach Le Mans und Paderborn. Um hinzuzufügen, dass das für die Fahrt gewählte Motto „L’amitié est sacrée“ (Freundschaft ist heilig) in der Krisensituation eindrücklich seine Richtigkeit erweise: „Unsere Beziehungen zu Freunden,  Eltern, Geschwistern oder Großeltern tragen uns durch diese merkwürdige Zeit.“
Ein andermal machte Krüger den Abiturienten für ihre nach der Corona-Pause anstehenden Prüfungen Mut. Am Tag vor der Walpurgisnacht kam er auf die heilige Walpurgis zu sprechen. Und auch dem Thema „Maske tragen“ war ein vielseitiger Beitrag gewidmet.
„In einer Zeit, in der die Kinder nicht zur Schule und wir als Familie nicht zum Gottesdienst gehen konnten, empfand ich die Impulse auf der Schul-Homepage sehr hilfreich“, sagt Susanne Schwabe aus Zerbst. Dies habe sie auch von anderen Eltern gehört. „Bernd Krueger hat mit seinen Beiträgen versucht, möglichst viele ins Boot zu holen und anzusprechen. Schließlich sind zahlreiche Schüler und deren Eltern ja keine Christen“, so die Mutter der zwölfjährigen Nele. So habe ihr zum Beispiel gut gefallen, wie Krueger einfühlsam und dicht die Tage vor und um Ostern begleitet habe. „Er hat viel erklärt, Anregungen für die Gestaltung der Tage gegeben, die Texte der Bibel zu Wort kommen lassen und den Bogen zu jedem Einzelnen geschlagen.“
Bernd Krueger selbst erzählt auch von manchen Schwierigkeiten: Einmal sei ihm – „völlig fertig vom Tag“ – erst im Bett eingefallen, dass er noch gar nichts vorbereitet hat. Ein andermal habe er am Morgen den Schulleiter gebeten, er möge seine Eintrag wieder aus dem Netz nehmen, weil er ihn angesichts der vielen Corona-Toten für unangemessen hielt. Erfreut zeigt sich Krueger über viel positive Resonanz.

Von Eckhard Pohl