Notre Dame interaktiv in Dresden

Die Weltreise einer Kathedrale

Image

Das Dresdner Palais im Großen Garten zeigt nach Dubai, Washington und Paris die interaktive Ausstellung „Notre Dame de Paris“. Sie gibt Einblicke in die Geschichte der Kathedrale.


Die Galerie der biblischen Könige. Die originalen Figuren wurden in der Französischen Revolution zerstört.    Fotos: Holger Jakobi

An der Pariser Kathedrale Notre Dame – Unsere liebe Frau von Paris – wurde seit ihrer Fertigstellung immer wieder gebaut, renoviert und ergänzt. Eugène Emmanuel Viollet-le-Duc (1814 bis 1879) beispielsweise war für die Sanierung im 19. Jahrhundert verantwortlich. Da Viollet-le-Duc Architekt und Künstler war, bereicherte er den Bau mit einer Galerie von Chimären und Gargoyles, die er selbst entwarf. Seither schauen die mythologische Figuren dem Leben der Stadt zu.

Zerstörungen an den Bauteb wahrnehmen

Eine Chimären-Nachbildung  blickt bis zum 8. Januar auf die Besucher der Ausstellung „Notre-Dame de Paris – Weltreise einer Kathedrale“ im frühbarocken Palais im großen Garten in Dresden. Der Ort wurde bewusst gewählt, sagt Bruno de sa Moreira, der Gründer und Geschäftsführer von Histovery. Histovery hat in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft zur Erhaltung und Restaurierung von Notre-Dame de Paris die Ausstellung entwickelt. Die Kathedrale Notre Dame und das Palais im Garten, so Bruno de sa Moreira, haben beide unter der Zerstörung durch einen Brand gelitten. Spuren sind – zumindest in Dresden – geblieben. „Dieses Wissen macht etwas mit uns“, ist sich Moreira sicher. Es sensibilisiert den Besucher, Bauten der Geschichte als bedroht wahrzunehmen und ihre Bedeutung für die Menschheit zu erkennen. Der Dresdner Ausstellungsort ist auch für den Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Sachsen, Christian Striefler, perfekt. Kopien der Glasfenster versetzen den Raum in die richtige Stimmung. Auch der Fußboden ist dem Original nachempfunden. „Fast könnte man sagen, wir sind in Notre Dame“, so Striefler.

Eine langjährige Zusammenarbeit mit Histovery machte es ihm und seinem Team möglich, das Notre-Dame-Projekt nach Dresden zu holen. Vermutlich ist Dresden die einzige deutsche Stadt, in der die „Weltreise einer Kathedrale gezeigt wird. Begonnen wurde bei der Expo 2021 in Dubai. Dort, in Washington und zuletzt in Paris haben über 250 000 Menschen die interaktive Schau gesehen.

Die Kathedrale steht unter dem Patronat  „Unsere liebe Frau von Paris“ Eine Kopie der Muttergottes reist mit der Ausstellung um die Welt.

Von den Erbauern bis zum Wiederaufbau 

Bruno de sa Moreira erklärt die Konzeption: „Die Ausstellung beginnt mit dem dramatischen Brand der Kathedrale im April 2019, geht zurück ins Jahr 1160 und arbeitet sich durch die Jahrhunderte bis in die Gegenwart vor.“ Durchlaufen werden 850 Jahre Geschichte. Angefangen von den Erbauern im Mittelalter bis zu ihrer Wiederherstellung heute. Die Besucher nehmen unter anderem an der Einbringung der heiligen Reliqien, an der Krönung Napoleons zum Kaiser und an den Zerstörungen im Zuge der Französischen Revolution teil.

Das HistoPad – ein interaktiver Tablet-Guide, das die Besucher begleitet – ermöglicht den Besuchern einen 360-Grad-Rundgang durch die Geschichte, die Baustelle und gibt Einblicke in die Restaurierungsarbeiten, deren Herausforderungen und damit verbundene Berufe. Das weltberühmte Pariser Wahrzeichen war am 15. April 2019 in Flammen aufgegangen, die große Teile erfassten, beschädigten oder zerstörten. Die Wiedereröffnung ist derzeit für 2024 geplant.

Von Holger Jakobi