Herbstvollversammlung des Katholikenrats Mainz

Diskussion um AfD

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Herbstvollversammlung des  Katholikenrats
Nachweis

Foto: Bistum Mainz / Tobias Blum

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Auf dem Podium bei der Herbstvollversammlung des Katholikenrats: (von links) Michael Wagner-Erlekam, Ellen Reifferscheid, Patrick Landua, Martina Reißfelder und Dr. Wolfgang Modery

Um gleich zwei „heiße Eisen“ ging es bei der Herbstvollversammlung des Katholikenrats. Zur Synodalität traf das höchste Laiengremium im Bistum Mainz einen Beschluss. Eine geplante Stellungnahme zur politischen Lage wurde verschoben. Von Anja Weiffen


„Dann soll man sie doch verbieten“, wirft ein Mitglied des Katholikenrats am Rande der Diskussion ein. Mit „sie“ ist die Partei Alternative für Deutschland gemeint, kurz AfD. Um sie dreht sich das letzte Drittel der Herbstvollversammlung des Katholikenrats. 
Die Sitzung fand am vergangenen Samstag im Erbacher Hof in Mainz statt. Bis 11 Uhr 11 – nicht nur an den heiligen Martin, auch an den Start der Fastnacht wurde gedacht – war der Ablauf des Sitzungsplans noch im Lot. Von den 61 Mitgliedern waren rund 40 anwesend, die Beschlussfähigkeit sicher. In Sachen Synodalität leitete das höchste Laiengremium im Bistum Entscheidendes durch Abstimmung in die Wege (siehe unten „Zur Sache“). 
Ein Antrag der Friedensbewegung Pax Christi, unterstützt vom Sachausschuss  „Klimaschutz/Globale Beziehungen“ der Diözesanversammlung, brachte allerdings nicht nur den Zeitplan durcheinander, sondern den Ratsmitgliedern eine Kontroverse, obwohl im Grundsatz Einigkeit herrschte: Der Katholikenrat möchte sich gegen rechts positionieren. Ursprung des Antrags war, dass sich Vertreter der Katholiken anderer Muttersprache an den Sachausschuss gewandt hatten und ihre Sorge über die Ergebnisse der Landtagswahlen in Hessen ausdrückten, bei denen die AfD im Herbst in Hessen zur zweitstärksten Partei aufgestiegen ist. 
Bereits 2017 hatte der Katholikenrat eine Stellungnahme gegen Rechtspopulismus veröffentlicht, allerdings ohne einen Parteinamen zu nennen. Bei der Katholikensratsversammlung am Samstag war dies ein Stein des Anstoßes: Der entsprechende Entwurf benennt nicht nur Rechtspopulismus, Rechtsradikalismus, sondern auch die AfD. Dagegen gab es Einwände, etwa dies könnte als Wählerschelte aufgefasst werden, wie etwa Dr. Markus Vogel zu bedenken gab. Zudem stand die Frage im Raum, wie viele Katholiken wohl die AfD wählen. Auch die Befürchtung, die AfD zu stärken, indem man Wähler ins „Jetzt erst recht“ treibt, wie Bernd Michael aus Seligenstadt, selbst in der Kommunalpolitik aktiv, meinte. Auch der Vorschlag, sich mehr darauf zu konzentrieren, wofür statt wogegen der Katholikenrat steht, wurde geäußert. Hildegard Eckert vom Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) schlug ergänzend den Punkt „gegen Antisemitismus“ vor, der allgemeine Zustimmung fand. Sie wies darauf  hin, dass die AfD in Thüringen und Sachsen-Anhalt vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch eingestuft wird. Gegen Bedenken sagte sie: „Wir sollten uns sehr wohl dazu äußern. Worauf wollen wir noch warten?“ Christian Trieb, Worms: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ 
Das Gremium stimmte für einen Bezug zur AfD im Text. Die Zeit reichte aber nicht, um weitere Bedenken auszuräumen. Der Entwurf soll nun zeitnah überarbeitet werden, um ihn zügig verabschieden zu können.

 

ZUR SACHE

Synodalität: Pastoralrat im Fokus


Der Katholikenrat möchte bei Entscheidungen im Bistum Mainz künftig nicht nur mitberaten, sondern mitentscheiden. Damit soll dem Prinzip der Synodalität Rechnung getragen werden. Nach intensiven Beratungen über dieses Thema in diesem Jahr steht nun der Diözesanpastoralrat im Fokus. Darin sind auch Mitglieder des Katholikenrats vertreten. Der Diözesanpastoralrat kann mit einer „Diözesanversammlung im Kleinen“ verglichen werden. Durch eine veränderte Arbeitsweise dieses Gremiums wäre es möglich, dass der Katholikenrat mehr Mitspracherechte bekäme. Möglich wäre dies, indem eine Regelung der neuen Pfarreirat-Statuten auf die Ebene des Pastoralrats und des Bischofs übertragen würde. Nach dieser Regelung führt das Veto-Recht des Pfarrers zu einer erneuten Beratung des Gremiums in einer Angelegenheit. 
Bischof Peter Kohlgraf sei offen für die Anliegen des Katholikenrats, berichtete Katholikenratssprecher Patrick Landua von einem Gespräch des Vorstands mit dem Bischof. Landua: „Er hat uns ermutigt, unser Anliegen in Form eines Antrags in den Diözesanpastoralrat einzubringen.“ Einstimmig beschloss der Katholikenrat dieses Vorgehen. Auch fanden sich bei der Herbstvollversammlung bereits einige Interessenten für eine Arbeitsgruppe, die diesen Antrag ausformulieren soll. (wei)

Anja Weiffen