Anstoss 50/19
Durcheinander
Irgendwie kommen wir im Moment nicht miteinander klar. Ich würde zwar auch nicht sagen, dass wir miteinander auf Kriegsfuß stehen, aber so richtig rund läuft es nicht mit meinem Kalender und mir.
Gerade wenn ich denke, diese Woche habe ich den Überblick über alle Aufgaben und Termine, dann geschieht erstens etwas Ungeplantes, was mich stark fordert, und zweitens geht mir etwas durch die Lappen, was wirklich dran wäre: diesen Artikel zu schreiben, zum Beispiel.
Aber auch mein Adventkalender – einer zum Zeit nehmen und nachdenken – ist schon einige Tage im Rückstand. So hab ich mir das wirklich nicht vorgestellt. Mein Traum von Advent geht anders: Da sind die Fenster geputzt und von Sternen erleuchtet, auf dem Tisch ist Platz für einen Adventskranz und es ist sicher, dass der Weihnachtsbaum seinen Platz finden wird und nicht nur Bücher- und Papierstapel.
Trotzdem, vielleicht ist ja gerade das Advent. Schon seit ein paar Tagen schwirren mir einige Satzfetzen aus einer Adventsmeditation durch den Kopf, die mich vor vielen Jahren sehr berührt hat. Vielleicht ist das jetzt der Moment, mich daran zu erinnern. Ich muss nur ein Wort austauschen, damit der Text in mein Heute passt:
Wenn ich im Durcheinander bin und keinem dafür die Schuld zuweise / wenn ich das Durcheinander zulasse und nicht davor fliehe / wenn ich das Durcheinander aushalte und dabei die Hoffnung nicht verliere / wenn ich das Durcheinander lebe und trotzdem die Liebe leben lasse / wenn ich das Durcheinander achte, weil ich Teil des Durcheinanders bin / wenn ich mich in das Durcheinander hineinbegebe aus Mut zum Leben / ...
Mut zum Leben und damit rechnen, dass Gott seinen Weg zu uns findet. Zu der Familie, die kurz vor Weihnachten ihre Mutter beerdigen muss. Zu unserer Gemeinde, die unsicher die ersten Schritte ohne eigenen Pfarrer versucht. Zu dem Jungen aus der Pfadfindergruppe, den das Attentat in Halle so verstört hat. In allem, was Durcheinander ist, will und wird Gott ankommen, selbst wenn es uns nur unzureichend gelingt, den Weg frei zu räumen: