Diakon Mathias Kugler in der Pfarrei St. Josef in Erfurt eingeführt

Ein Diakon leitet die Pfarrei

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Bischof Ulrich Neymeyr hat Diakon Mathias Kugler in sein Amt in der Pfarrei St. Josef in Erfurt eingeführt. Damit startet das Bistum ein weiteres Modellprojekt zur Leitung von Pfarreien.

Bischof Ulrich Neymeyr bei seiner Predigt bei der Amtseinführung von Diakon Mathias Kugler (im Bild neben dem Bischof) und Kaplan Johannes Kienemund (hinten halb rechts im Bild) in der Pfarrei St. Josef in Erfurt.    Foto: Johannes Sonntag

 

„Ich sehe für mich eine wichtige Aufgabe darin, die Gemeindemitglieder zu motivieren und dabei zu unterstützen, was sie in der Pfarrei an Diensten übernehmen wollen und können“, sagt Diakon Mathias Kugler (36). „Wir müssen uns in der Gemeinde als Gemeinschaft begreifen, die die Kirche mit Leben erfüllt und ihr ein Gesicht gibt.“
Diakon Kugler ist am 11. September von Bischof Ulrich Neymeyr als neuer Leiter der Pfarrei St. Josef im Nordteil Erfurts eingeführt worden. Der bisherige Pfarrer Wolfgang Schönefeld ist in den Ruhestand gegangen. Als moderierenden Priester beauftragte der Bischof Kaplan Johannes Paul Kienemund. Nach der Pfarrei Arnstadt startet das Bistum damit nun in kurzer Zeit das zweite Modellprojekt hinsichtlich der Erprobung neuer Formen der Pfarreileitung.
„Ich war sehr erleichtert, dass die Mitglieder der Gremien unser neues Leitungsmodell bei der Vorstellung am 22. Januar so konstruktiv aufgenommen haben“, sagte der Bischof in seiner Predigt. Angesichts fehlender Pfarrer im Bistum habe man bereits vorhandene Überlegungen schneller als geplant aufgreifen müssen. Hintergrund für die Modellprojekte seien Erfahrungen in den Bistümern Magdeburg und Osnabrück. „Wenn sich die Verhältnisse ändern, ... sich neue Herausforderungen stellen“, auf die Antworten nötig sind, „muss dies im Lichte dessen gesehen werden, dass der Herr Jesus Christus seine Kirche leitet“. Dafür brauche es „geistliche Offenheit“, so der Bischof.
 
Für gute äußere Bedingungen sorgen
Diakon Kugler will als neuer Leiter der Pfarrei seinen Beitrag leisten: „Alles, was die Rahmenbedingungen von Diensten und Veranstaltungen angeht, kann man nicht den Ehrenamtlichen auflasten“, ist er überzeugt: „Ehrenamtliche bringen ihre Charismen in die Gemeinde ein. Dafür brauchen sie einen gewissen Rahmen. Wenn zum Beispiel Eltern bereit sind, sich aktiv an der Erstkommunionvorbereitung zu beteiligen, muss ich ihnen Hilfen an die Hand geben und kann nicht erwarten, dass sie sich das alles selbst erarbeiten.“
Besonders im Blick auf die Sakramentenspendung arbeitet Kugler mit Kaplan Kienemund als moderierendem Priester zusammen. Kienemund promoviert in Eichstätt und wird vor allem am Samstag und Sonntag mit den Gläubigen Eucharistie feiern. Darüber hinaus stehen noch weitere Priester im Ruhestand für Dienste zur Verfügung. Mit Gemeindereferent Gerhard Thon teilt sich Kugler viele Aufgaben in der Gemeinde. Thon übernimmt etwa die Seniorenarbeit.
„Für mich ist ein Diakon dazu da, dort aktiv zu werden, wo Not ist“, sagt Kugler zu seinem Selbstverständnis. Das gelte auch für die Leitung einer Pfarrei. „Wenn es keinen geeigneten Priester als Pfarrer gibt und der Bischof der Auffassung ist, dass ich dort als Diakon helfen und konkrete Not lindern kann, übernehme ich das“, sagt Kugler. Bischof Neymeyr und Weihbischof Reinhard Hauke hätten ihn gefragt, ob er die Aufgabe der Pfarreileitung übernehmen wolle. Mit seiner Frau Natalie, die beiden haben vier Kinder, habe er sich dann gemeinsam entschieden, sich darauf einzulassen. „Für meine Familie ist es eine große Umstellung, aus eher ländlichem Raum hier mitten in die große Stadt zu wechseln und im Pfarrhaus zu wohnen. Für die Unterstützung bin ich meiner Familie sehr dankbar. Es ist schon eine ziemliche Herausforderung.“
Kugler stammt aus Biberbach im Landkreis Dachau. Er studierte Theologie und Philosophie in München und Rom. Seine pastorale Ausbildung zum Gemeindereferenten absolvierte er in Erfurt, war seit 2012 in der Pfarrei Saalfeld und dort bis Juli auch in der offenen Kinder- und Jugendarbeit tätig. 2019 weihte ihn  Neymeyr zum Ständigen Diakon.
In der neuen Pfarrei, zu der neben Erfurt St. Josef auch die Kirch- und Gottesdienstorte Gebesee, Gispersleben, Stotternheim und Witterda gehören, leben rund 3400 Katholiken. „Mein erster Eindruck ist, dass es an jedem Ort einige Gemeindemitglieder gibt, die sich aktiv einbringen, sei es als ehrenamtliche Küster, Organisten oder im Blick auf den Blumenschmuck. Da komme ich ins gemachte Nest und freue mich darüber“, sagt Kugler.
 
Familien mit Kindern stärken
Neu für ihn seien nun alle Aufgaben der Finanz- und Immobilienverwaltung, sagt Kugler. Und da sei bei fünf Kirchorten schon einiges zu tun. Neben den Gemeinden habe er auch Personalverantwortung für die pfarreieigene Kindertagesstätte St. Martin in Witterda, während die Kita an St. Josef von der St. Martin gGmbH geführt wird. Bei diesen Aufgaben erhofft er sich Rat und Unterstützung von Seiten des Bistums.
Kugler, der seit einem Jahr auch Vorstandsvorsitzender des Familienbundes Thüringen ist, möchte nicht zuletzt Familien mit Kindern in der Pfarrei stärken. Insofern freut er sich, dass er seit Anfang August bereits zwei Kinder taufen konnte. Insgesamt werde es Aufgabe sein, manches Angebot in den einzelnen Kirchorten zu stärken und anderes zunehmend gemeinsam zu machen, etwa im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit.

www.stjosef-erfurt.de
 
Von Eckhard Pohl