Donum vitae in der Region Hildesheim-Hannover feiert 20. Geburtstag

Ein Geschenk des Lebens

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Margareta Meyer (links), Vorsitzende des Regionalverbandes donum vitae Hildesheim-Hannover bedankt sich bei Christine Vogt-Bünning (rechts) für ihr Engagement. Sie war Beraterin der ersten Stunde von donum vitae in Hannover.
Nachweis

Fotos: Rüdiger Wala/pkh

20 Jahre donum vitae in Hannover: Bei einer Feierstunde zeigt sich, wie sehr sich das Verhältnis zwischen Verein und katholischer Kirche geändert hat. Zum Besseren.

Es war ein Nein zu einem päpstlichen Nein, das vor 20 Jahren zur Gründung der Beratungsstelle von donum vitae in Hannover geführt hat – ausgelöst von der Frage „Schein oder nicht Schein?“. Jahrelang hatte die deutsche katholische Kirche um die Frage gerungen, ob sie mit ihrer Schwangerenkonfliktberatung im staatlichen System bleiben kann. Bis dann Papst Johannes Paul II. 1999 ein Machtwort sprach und den Ausstieg verfügte. Als Gegenreaktion gründeten katholische Christen zusammen mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) den Verein „donum vitae“, „Geschenk des Lebens“. Ihr Ziel: Das kirchlich profilierte Beratungsangebot fortführen.  Nur sah und sieht staatliches Recht eine Bestätigung einer Beratung vor, wenn Frauen ihre Schwangerschaft unterbrechen wollen – den „Schein“.
Nach Willen des damaligen Papstes sollten katholische Beratungsstellen diesen Schein nicht mehr ausstellen. Doch nach Ansicht der Initiatorinnen von donum vitae können Frauen in Konfliktsituationen nur dann erreicht werden, wenn ein spezifisch kirchlich geprägtes Angebot im staatlichen System bleibt.


„Niemand wollte uns eine Wohnung vermieten!“


Monika Wienhold-Quecke ist stellvertretende Vorsitzende des Regionalverbandes Hildesheim-Hannover von donum vitae und Ansprechpartnerin für Hannover. Sie erinnert sich an die Umstände der Gründung der Beratungsstelle des Vereins: „Niemand wollte uns eine Wohnung vermieten, damit wir unsere Arbeit aufnehmen konnten, damit wir uns an die Seite von Frauen in Konfliktsituationen stellen können.“ Was die „Amtskirche“ nicht wollte, gelang jedoch über katholische Netzwerke: „Die Zusammenarbeit von engagierten Katholikinnen und Katholiken hat uns immer geprägt“, betont Wienhold-Quecke. 
Inzwischen hat sich das Verhältnis zwischen dem Verein und der Amtskirche entspannt. Daher dankt während der Feierstunde die Landesvorsitzende von donum vitae Niedersachsen, Angelika Knoll, für das Durchhalten und die unermüdliche Arbeit – in der Beratung wie auch im  gesellschaftlichen Mitwirken in der Landeshauptstadt.
Denn die „Grundsatzfrage, welchen Wert wir menschlichem Leben in unserer Gesellschaft beimessen“ ist nach Worten von Margareta Meyer, Vorsitzende des Regionalverbandes Hildesheim-Hannover von donum vitae, nicht geklärt. Politisch stehen die gesetzlichen Regelungen zu Schwangerschaftskonflikt und Schwangerschaftsabbruch auf dem Prüfstand. Aus Sicht von donum vitae hat sich die verpflichtende Schwangerenkonfliktberatung in der Praxis unbedingt bewährt: „Die bestehende Regelung ist das Ergebnis eines weltweit einmaligen Kompromisses“, unterstreicht Margareta Meyer. Es geht um die doppelte Anwartschaft für Mutter und Kind. Daran sollte nicht gerüttelt werden.
Für die katholische Kirche in der Region Hannover würdigt Regina Ingelmann den Einsatz und die Verdienste des Vereins: „Mutige Menschen, überwiegend Frauen haben der Entscheidung der Katholischen Kirche, aus der Schwangerenkonfliktberatung auszusteigen, nicht zugestimmt, sondern haben nach Wegen gesucht, weiterhin beraten zu können.“ Damit haben sie Rückgrat bewiesen und sind nicht eingeknickt – auch wenn dies Konsequenzen für das eigene Engagement in der Kirche zur Folge hätte: „Sie sind an der Seite der Frauen und Familien geblieben und haben für sie die Stimme erhoben, die selbst dazu keine Kraft mehr haben.“


Viele der ersten Stunde feierten mit


Musikalisch wird die Feierstunde zum Jubiläum von einem neunköpfigen Projektchor belebt. Es werden Kanons gesungen und zum Mitsingen animiert, mit Liedern von Hawaii und afrikanischen Rhythmen: „So bunt und multikulti wie der Stadtteil Linden, in dem unsere Beratungsstelle zu Hause ist.“

Musikalisch wird die Feierstunde zum Jubiläum von einem neunköpfigen Projektchor belebt.
Musikalisch wird die Feierstunde zum Jubiläum von einem neunköpfigen Projektchor belebt.


Gefreut hat Monika Wienhold-Quecke, dass auch viele Gründungsmitglieder die Feierstunde besucht haben. Ebenfalls mit dabei: Christine Vogt-Bünning. Die Pädagogin ist seit der ersten Minute als Beraterin bei donum vitae Hannover tätig. Sie zeigte mit einer Präsentation 20 Jahre – 20 Bilder die Entwicklung von donum vitae Hannover auf. Mit 20 Stunden angefangen, stehen ihr und ihrer Kollegin Kathrin Simon 55 Stunden an Beratung zur Verfügung: „Und beide sind gut ausgelastet", betont Monika Wienhold-Quecke. Mittlerweile hat sich der Aufgabenbereich erweitert: Kinderwunschbegleitung, Trauerbegleitung oder Unterstützung bei anonymen Geburten gehören auch zur Arbeit. Jährlich werden mehr als 500 Beratungen durchgeführt, darunter circa ein Drittel Konfliktberatungen – der Grund, warum donum vitae nötig wurde.  

Rüdiger Wala/pkh