Ein Gottesdienst, kein Protest

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Am 17. Mai feiert die Katholische Frauengemeinschaft (kfd) den Gedenktag der heiligen Junia als „Predigerinnentag“. Lucia Justenhoven spricht im Kleinen Michel am Ambo, Zelebrant ist der kfd-Diözesanpräses Wolfgang Guttmann.

Gemälde von der Apostelin Junia
Die Apostelin Junia, mit flüssiger Tusche dargestellt von der Leipziger Künstlerin Angelika Pohler. Laut Paulus war sie mit ihm im Gefängnis. Pohl verdeutlicht dies durch die Streben im Hintergrund, die sich zugleich zu einem Kreuz formen. 

Junia ragt hinaus unter den Apos­teln. Das schreibt Paulus laut Einheitsübersetzung im Römerbrief (16,7) über die Apostelin, deren Gedenktag am 17. Mai begangen wird, und zwar insbesondere von der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd). An zwölf Orten in Deutschland finden Gottesdienste zu Ehren der Apostelin statt und überall sind es Frauen, die die Predigt halten. Im Erzbistum Hamburg feiert der sogenannte „Predigerinnentag“ dieses Jahr im Kleinen Michel Premiere. Lucia Justenhoven als geistliche Begleiterin der kfd in Hamburg wird dort am Ambo stehen. Zelebriert wird die um 17 Uhr beginnende Eucharistiefeier von Wolfgang Guttmann, dem Diözesanpräses der kfd im Erzbistum Hamburg.

Lucia Justenhoven
Lucia Justenhoven predigt in Hamburg
zum Predigerinnentag der kfd.
Foto: Marco Heinen/kfd

Nach dem geltenden Kirchenrecht ist es momentan nicht erlaubt, dass Frauen in Eucharistiefeiern predigen. Wolfgang Guttmann allerdings ist davon überzeugt, dass die Kirche nie aus ihrer Krise herausfinden wird, wenn nicht endlich eine Partnerschaft mit den Frauen in der Kirche gelebt wird. „Es geht gar nicht anders, als dass Frauen in Eucharistiefeiern predigen dürfen“, sagt er. So hat er in seiner aktiven Zeit als Pfarrer bereits umgesetzt, was die kfd sich wünscht: In seinen Messen durften immer wieder Laien, also auch Frauen, selbstverständlich predigen.

Es soll ein neues Bewusstsein wachsen

„In der Urkirche war es völlig selbstverständlich, dass Frauen Leitungspositionen inne hatten, Diakoninnen und Apostelinnen sein und predigen durften“, sagt Justenhoven. Die kfd wünscht sich das gleiche für heute – eine Anerkennung der Berufung aller, unabhängig vom Geschlecht, zum Priesterdienst soll selbstverständlich werden. Dass dazu auch der Verkündigungsdienst gehöre, sei in den Wurzeln der Kirche begründet, führt Justenhoven aus. Demnach sind Gottesdienste wie am 17. Mai gar nicht so neu, wie sie scheinen. „Dieses Selbstverständnis, dass alle Christen, also auch wir Frauen, zur Verkündigung des Wortes aufgerufen sind, möchten wir in diesem Gottesdienst zeigen“, betont Lucia Jus­tenhoven. 

In der Kirche hat es schon immer starke, mutige Frauen gegeben, die das Wort Gottes verkündigten und mit ihren Taten die Kirche bereicherten. Dafür führen Justenhoven und Guttmann zahlreiche Beispiele an – sie reichen von Hildegard von Bingen bis Theresa von Avila. Dasselbe mag auch der Predigerinnentag deutlich machen. Dadurch solle ein neues Bewusstsein wachsen, so Guttmann. „Frauen – und ganz generell Laien – als Predigerinnen sollen keine Ausnahme mehr sein.“ Daher betonen Guttmann und Justenhoven auch, dass der Gottesdienst keine Protestaktion sei. Es werde eine heilige Messe gefeiert, in der sie als Team aufträten. „Wir tun nichts anderes, als die Botschaft der Freiheit und der Liebe zu überbringen“, will Guttmann die Selbstverständlichkeit dieser Form der heiligen Messe ausdrücken.

Auch als Inspiration für Synodalen Weg gedacht

Die kfd bezeichnet den Predigerinnentag auch als einen Beitrag zum Synodalen Weg, einem Gesprächsprozess innerhalb der  katholischen Kirche in Deutschland, zu dessen vier Schwerpunkten auch das Thema „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ zählt. Er soll laut kfd inspirierend wirken und zeigen, dass die Aufhebung des Predigtverbots für Laien und damit auch für Frauen in Eucharistiefeiern
e­norm wichtig für die Erneuerung der Kirche sei.

Mitgestaltet wird die heilige Messe am 17. Mai von vielen weiteren Frauen, die nicht predigen, aber durch ihre Beiträge auf andere Weisen das Wort Gottes verkündigen. Anke Laumayer beispielsweise begleitet die Messe als Organistin und Kantorin. Justenhoven und Guttmann sind sich einig: „Es ist die Unterstützung vieler starker Frauen, die eine echte Veränderung in unserer Kirche bewirken kann.“

Anmeldungen für den Gottesdienst unter Telefon 040 / 248 77-270 oder per E-Mail unter kfd@erzbistum-hamburg.de; ein Zugangscode für die Mitfeier über Live-Stream ist unter www.kfd-hamburg.de zu erhalten.

Text: Melanie Giering