Vor 100 Jahren: Emsländischer Katholikentag in Meppen

Ein "grandioses" Ereignis

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Vor genau 100 Jahren kamen über 20 000 Menschen zu einem emsländischen Katholikentag nach Meppen. Wie begeistert die Gäste im Juni 1921 waren, zeigt eine Ausstellung – mit vielen Fotos und einem Lichtspieltheater jener Zeit.


Diese Andenkenkarte erinnert an den Katholikentag vor 100 Jahren in Meppen – die Aufnahme zeigt die Prozession vorbei am alten Rathaus. Foto: Heimatverein Meppen

„Grandios“. Dieses Wort benutzt Burghardt Sonnenburg mehrfach, wenn er vom Katholikentag 1921 in Meppen berichtet. Dass sich vom 11. bis 13. Juni  dafür über 20 000 Menschen zu Fuß, mit dem Rad, mit Sonderzügen und sogar per Schiff auf den Weg gemacht haben, fasziniert den Leiter des Meppener Stadtmuseums überaus. „Überall standen die Leute dicht an dicht“, sagt er und zeigt Fotos: vom Festumzug und der Prozession mit Bischof Wilhelm Berning, von der Messe mit Tausenden Gästen auf der Gymnasialsportwiese unter freiem Himmel, von Ansprachen   und einem Theaterspiel. Genauso „grandios“ findet der Historiker, wie viele Bürger bei der Organisation mitgeholfen haben: Hausfrauen, Handwerker, Kaufleute, Lehrer, Politiker, Pfarrer. „Es war eine gemeinsame Kraftanstrengung aus dem Volk heraus.“

Sonnenburg hat mit seiner Kollegin Saskia Lorenz eine Ausstellung über den Katholikentag konzipiert (siehe auch „Zur Sache“).Sie wird an diesem Wochenende im Meppener Stadtmuseum an der Koppelschleuse eröffnet – auf den Tag genau 100 Jahre nach dem Auftakt des Treffens. Gut dokumentiert ist das Ereignis. Die Gäste sehen 70 historische Fotos, viele originale Zeitungsausschnitte und andere Dokumente. Besonders freut sich Sonnenburg über ein „Lichtspielhaus“, das im Stil der 1920er Jahre im Museum aufgebaut worden ist. Dort können sich die Besucher eine 3-D-Diashow über den Katholikentag anschauen, die Texte dafür spricht Moderator Ludger Abeln.

Klares Bekenntnis für die konservative Mitte


Mit Plakaten wie diesem wurde der Katholikentag
beworben. Foto: Heimatverein Meppen

Alle Exponate zeigen laut Sonnenburg, dass diese damals als „Heerschau der emsländischen Katholiken“ beschriebene Veranstaltung vor allem eine große Kundgebung des Glaubens sein sollte. Christof Haverkamp, heute Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit des Katholischen Gemeindeverbandes Bremen, hat die Geschichte des Katholikentages schon vor Jahren erforscht. Für ihn steht das dreitägige Treffen für ein klares Bekenntnis für die konservative Mitte und das christliche Staatsverständnis in dieser Phase kurz nach dem Ersten Weltkrieg. 

Auch die Ausstellung bettet die Veranstaltung in diesen zeitgeschichtlichen Kontext ein: eine schwierige und bewegte Zeit für die junge Weimarer Republik, politisch und wirtschaftlich instabil, mit Angriffen von links und rechts. Beim Blick in die Dokumente entdeckt Sonnenburg dabei „Parallelen zu unserer Gegenwart“. Er meint damit das schwindende Vertrauen in die Regierung, zunehmende extremistische Strömungen und um sich greifende Verschwörungstheorien. „Das war damals auch so.“ 

Ein zweites Treffen der emsländischen Katholiken, obwohl anfangs für Lingen geplant, gab es nach 1921 nicht mehr – vermutlich wegen der Inflation und Wirtschaftskrise.

Petra Diek-Münchow


Zur Sache

Die Ausstellung „Wie ein Fels im Meer. Der 1. Emsländische Katholikentag in Meppen“ ist vom 11. Juni bis 11. Juli im Stadtmuseum Meppen, An der Koppelschleuse 19a, zu sehen: dienstags bis samstags 14 bis 18 Uhr, sonntags 11 bis 18 Uhr. Weitere Infos, auch zu den jeweils geltenden Hygieneregeln und Führungen, unter Telefon 0 59 31/66 05.

Bewegte Bilder über die Ausstellung kann man zu Hause auch auf dem Youtube-Kanal „Meppen mag dich“ oder einer DVD sehen. Dafür erforderliche 3-D-Brillen gibt es im Museum, E-Mail: info@stadtmuseum-meppen.de

Zum 100. Jahrestag des Emsländischen Katholikentages wird Bischof Franz-Josef Bode am Sonntag, 13. Juni, um 10.30 Uhr in der Propsteikirche St. Vitus mit Emslanddechant Thomas Burke und dem Pfarrer von St. Vitus, Propst Günter Bültel, ein Pontifikalamt feiern. Wegen der Hygienevorschriften können etwa 100 Besucher daran teilnehmen. Für Gäste, die keinen Platz mehr bekommen, wird die Messe auf dem Kirchplatz bzw. im Stadtgebiet im Radio auf UKW 95,0 MHz zu hören sein.