Anstoß 11/20
Ein hörendes Herz
Bei Antoine de Saint Exupéry heißt es in der Geschichte vom Kleinen Prinzen: „Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist dem Auge verborgen.“
Ich möchte dem nicht widersprechen, aber das bekannte Zitat abwandeln und sagen: „Man hört nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist den Ohren verborgen.“
Gut zu hören ist eine Kunst und der Wunsch nach einem hörenden Herz wird schon im Alten Testament bei Salomo beschrieben, der sich von Gott nicht Macht und Reichtum oder ein langes Leben wünscht, sondern Gott um ein hörendes Herz bittet. Das ist die sprichwörtliche Weisheit Salomos, der das Wesentliche vom Unwesentlichen zu trennen weiß. Was von Salomo und vielen weiteren Gestalten der Heiligen Schrift ausgesagt wird, das gilt auch für uns, gute Hörer und Zuhörer zu sein.
Tatsache ist, wir hören jeden Tag viel, manchmal zu viel. Manchmal ist der Lärm der Stimmen und Geräusche unerträglich. Da tut mir die Stille gut, denn ich weiß, es braucht nicht nur das gesprochene Wort, sondern auch ein gutes Gehör. Das gilt auch für meine Arbeit in der Seelsorge. Ich hoffe, dass mir dieses gelingt. Ein Fastenvorsatz für mich heißt, gut hinzuhören, denn es kann auch Gott sein, der im Anderen zu mir spricht, nicht immer laut, sondern oft sehr leise spricht er zu uns. Gott hat mir was zu sagen. Und ich möchte ihm antworten: „Rede Herr dein Diener hört“ (1 Sam 3,9).