Nachruf auf Ulrich Werbs

Ein Mann der Praxis

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Ulrich Werbs war Pfarrer in Rostock und Wismar. Überregional bekannt wurde er zu DDR-Zeiten als Sekretär der Pastoralkonferenz und später als Regens des Erfurter Priesterseminars. Am 3. Oktober ist er gestorben.

Pfarrer Ulrich Werbs hat als Theologe Impulse für den gesamten ostdeutschen Raum gesetzt.    Foto: Kathrin Erbe

Wie ist katholischer Glaube in einer nichtchristlichen Umgebung möglich? Welche neuen Instrumente der Glaubensvermittlung sind jetzt nötig? Die katholische Kirche in der DDR hat sich diesen Fragen gestellt, noch eher als die Kirche im Westen. Zum Kreis der pastoraltheologischen Vordenker gehörte der Mecklenburger Theologe und Pfarrer Dr. Ulrich Werbs. Er hat eher im Hintergrund gewirkt. Sein Name ziert keine bedeutenden Buchtitel. Der Titel, unter dem er viele Jahre lang für den gesamten ostdeutschen Raum Anstöße gab, klingt bescheiden: „Sekretär der Pastoralkonferenz in Berlin“.
Ulrich Werbs war ein Mann der Praxis. Was er für zukunftsweisend hielt, hat er selbst in seiner Gemeinde angewandt. Zum Beispiel hat er als Rostocker Pfarrer 1983 die jährlichen „Kurse zum Kennenlernen des christlichen Glaubens“ erfunden. In jeder Fastenzeit beginnt ein einjähriger Kurs für einen gemischten Interessentenkreis. Nach einem Jahr sind darin die wichtigsten Themen des Katechismus behandelt. Dann können sich die Teilnehmer entscheiden, ob sie weitergehen und sich zu Ostern taufen lassen wollen. Glaubenskurse nach diesem Muster gibt es heute in vielen Gemeinden.

„Grundriss des Glaubens“ und „Theologisches Bulletin“
An vielen anderen Hilfen für die Seelsorge hat Ulrich Werbs im Hintergrund gearbeitet. Er gehörte zum Autorenkreis des Katechismus „Grundriss des Glaubens“, einer theologisch soliden und mit anschaulichen literarischen Texten ausgestatteten Glaubenseinführung, die in der ganzen DDR gebraucht wurde. Er stellte das „Theologische Bulletin“ zusammen, das alle Pfarreien mit aktuellen theologischen Aufsätzen vor allem aus dem Westen versorgte.
Schon als junger Priester wurde Ulrich Werbs mit der Ausbildung neuer Priester beauftragt. Nach seiner Priesterweihe 1966 bekam er Kaplanstellen in Ludwigslust und Wismar. Aber schon 1968 wurde er Präfekt des Priesterseminars in Erfurt und des Sprachenseminars in Halle. Nach der Reihe überregionaler Aufgaben kehrte der Theologe 1983 nach Mecklenburg zurück und war 13 Jahre lang Pfarrer der Rostocker Christusgemeinde. Aber mit 55 Jahren sollte er nach Erfurt zurückkehren. Nicht aus eigenem Wunsch, Ulrich Werbs wäre gern Pfarrer in Rostock geblieben. Aber er wollte die Bitte des Erfurter Bischofs Joachim Wanke nicht abschlagen. Es gab keinen besseren Mann für diesen wichtigen Posten, und Werbs und Wanke waren seit der gemeinsamen Studienzeit Vertraute, und hatten in der zukunftsorientierten Pastoral ein gemeinsames Ziel.
Dass Ulrich Werbs Priester würde, war ihm schon als Kind klar. „Mit Ostseewasser getauft“ und groß geworden in Sichtweite der See. Aufgewachsen ist er mit sechs Geschwistern, die ersten Jahre lebte die Familie unter der katholischen Kirche in Warnemünde. Der Vater war Flugzeug-Ingenieur und spielte zu den Messen das Harmonium. Die Brüder Ulrich und Norbert spielten oft Messfeier im Wohnzimmer. „Ich war immer der Priester, Norbert der Messdiener“, so hat sich Ulrich Werbs erinnert. Am Ende wurden beide Priester, Norbert Werbs dazu Weihbischof in Schwerin.

Trotz Aufgaben in Berlin und Erfurt – der Ostsee immer treu geblieben
Der Ostsee ist Ulrich Werbs immer treu geblieben, trotz der Aufgaben in Berlin und Erfurt. Nach der Zeit als Erfurter Regens von 1996 bis 2004 kehrte er als Pfarrer nach Wismar zurück. Die erste Zeit des Ruhestands war er in der St. Andreas-Gemeinde noch lange in priesterlichen Diensten tätig.
Als echter Mecklenburger hat Ulrich Werbs keinen Wert auf Ehren und Titel gelegt. Aber einem Ehrentitel konnte er sich nicht verweigern, der Ernennung zum Monsignore und Päpstlichen Ehrenkaplan 1987. Und als Pfarrer hatte er noch viele weitere Aufgaben – in der Studentenseelsorge etwa oder als Vorsitzender des Vereins für katholische Kirchengeschichte in Mecklenburg.
Nach langer Krankheit ist Ulrich Werbs am 3. Oktober, einen Tag vor dem Schutzengelfest, im Altenheim St. Hedwig in Wittenburg gestorben. Der letzte Weg führte zurück in die Heimatstadt. Am 16. Oktober hat er seine letzte Ruhestätte auf dem Neuen Friedhof in Rostock gefunden. Das Requiem wurde in der Kirche der Gemeinde gefeiert, in der er einst Pfarrer war: in der Christuskirche.

Andreas Hüser