Jubiläum in Lingener Kindertagesstätte

Ein Ort gelebter Offenheit

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Kinder sehen eine Schnecke
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Foto: Kita St. Ludger

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Voller Neugierde beobachten die Kinder in St. Ludger eine Schnecke. Die Einrichtung  in Lingen feiert in diesen Tagen Jubilläum.

„Kinder, wie die Zeit vergeht!“ heißt es am 29. Juni auf dem Gelände der Kindertagesstätte St. Ludger. Unter diesem Motto feiert die Kita im Lingener Stadtteil Gauerbach ihr 50-jähriges Bestehen.

Die Ursprünge der Kindertagesstätte (Kita) reichen zurück in die 1960er Jahre, als Gauerbach im Zuge der Wohnraumerweiterung der Gemeinde Laxten entstand. Das Viertel wuchs rasant: Bereits 1973 zählte der junge Wohnpark rund 3000 Einwohner – doch es fehlte an Infrastruktur. Besonders für Familien wurde das zunehmend zum Problem: Ihre Kinder mussten täglich in entfernte Kindergärten gebracht werden. Der Wunsch nach einer eigenen Kita wuchs.

Engagierte Eltern aus dem Wohngebiet nahmen Kontakt mit der evangelischen Kirchengemeinde St. Johannes und der katholischen Kirchengemeinde St. Josef in Laxten auf. 1972 war es schließlich so weit: Die Kirchengemeinde St. Josef erwarb ein Grundstück am Birkenhain. Nur drei Jahre später, im Juni 1975, wurde der Kindergarten feierlich eröffnet – inklusive Jugendräumen für die Gemeinde.

Bereits 1981 musste die Kita erweitert werden – der Bedarf war groß. Heute umfasst die Einrichtung vier Gruppen: eine Regelgruppe, eine Integrationsgruppe, eine Ganztagsgruppe und eine Krippengruppe. Insgesamt 82 Kinder ab einem Jahr finden hier Platz. „Es ist eine angenehme Größe“, sagt Leiterin Michaela Köbbe, die seit 2021 die Einrichtung führt. „Wir kennen alle Kinder, und sie kennen sich auch untereinander.“

Auch das Gebäude hat sich gewandelt. Bis 2017 wurden die Kellerräume noch von der Kirchengemeinde genutzt. Nach einem Umbau entstanden dort Lagerräume sowie ein moderner Bewegungsraum für die Kinder.

Getragen wird die Kita bis heute von der katholischen Kirchengemeinde St. Josef. Und auch wenn sich die Gesellschaft verändert hat – die religiöse Ausrichtung ist geblieben. „Wir sind eine katholische Einrichtung und legen Wert darauf“, betont Michaela Köbbe. Feste wie Weihnachten, Ostern und die Namenstage der Kinder werden groß gefeiert, das tägliche Morgengebet gehört ebenso dazu.

Gleichzeitig ist St. Ludger ein Ort gelebter religiöser Offenheit. Etwa 20 Prozent der Kinder kommen aus anderen Glaubensrichtungen – Muslime, Jesiden, Russisch-Orthodoxe. „Es ist ein gegenseitiges Kennenlernen“, sagt Köbbe. „Ein Geben und Nehmen. Die Kinder lernen voneinander, ohne dass jemand seine Identität verlieren muss.“

Auch pädagogisch hat sich in 50 Jahren einiges verändert. „Es gibt heute weniger starre Vorgaben“, erklärt Köbbe. „Kinder dürfen mitentscheiden, was sie machen möchten. Ihre Interessen stehen stärker im Mittelpunkt.“ Sogar ein klares Nein sei erlaubt – ein Zeichen wachsender Wertschätzung für die Bedürfnisse der Kleinsten. Und wenn mal eine Schnecke auf dem Spielplatz gefunden wird, steht sie für ein paar Tage im Mittelpunkt.

Derzeit herrscht in der Kita geschäftiges Treiben: Die Kinder bereiten sich auf eine besondere Aufführung vor. Mit viel Eifer studieren sie ein Stück über die Geschichte ihrer Kita ein – und wollen die Gäste aktiv mit einbeziehen.

 

 

Elisabeth Tondera

Das Jubiläum startet am Sonntag, 29. Juni, um 14 Uhr mit einem festlichen Gottesdienst auf dem Kitagelände. Im Anschluss erwartet die Besucher ein buntes Sommerfest mit Spiel, Spaß und Begegnung – ganz im Geist von fünf Jahrzehnten gelebter Gemeinschaft.