Stiftung "netzwerk leben" vermittelt Hilfe durch Familienpaten
„Eine echte Erleichterung“
Danny und Djamila, Marion Pasemann und Stefanie Freier. Fotos: Eckhard Pohl |
Sie hatte Schimmel in der Wohnung, musste umziehen. Und wusste nicht, wie das alles gehen sollte, schwanger, alleinerziehend, mit ihren Kindern. Auf der Suche nach Hilfe wandte sich Stefanie Freier an eine Pro Familia-Beratungsstelle. Eine Beraterin machte sie auf die Angebote der Stiftung netzwerk leben (nl) des Bistums Magdeburg aufmerksam. Hier bekam sie Geld für neue Matratzen für die Kinder und Farbe für die anstehenden Malerarbeiten. Zwei Ehrenamtliche halfen der alleinerziehenden Mutter beim Umzug. Zudem vermittelten ihr die nl-Mitarbeiterinnen eine Familienpatin. „Sie kümmerte sich jede Woche einige Stunden um meine Kinder. Doch die Chemie zwischen uns stimmte nicht, das stellte sich schnell heraus“, sagt Stefanie Freier.
Doch allein sei sie nicht über die Runden gekommen, auf ihre Eltern konnte sie nicht bauen. „Ich habe mich mit den Kindern sehr danach gesehnt, eine Omi und einen Opi zu haben. Meine Großeltern hatten mir als Kind einen Ort geboten, wo ich mich sehr wohl gefühlt habe.“
Marion Pasemann (64), die die 36-Jährige und ihre Kinder heute unterstützt, durchlebte im Dezember 2015 schwierige persönliche Zeiten und wünschte sich, Enkelkinder um sich zu haben. „Mir kam die Idee, dass es bestimmt Mütter gibt, die eine Omi suchen.“ Über verschiedene Träger der Familienhilfe und die Magdeburger Freiwilligen-Agentur fand sie zu netzwerk leben. Die Mitarbeiterinnen brachten Pasemann mit Stefanie Freier in Kontakt. Seit 2016 unterstützt Pasemann nun die alleinerziehende Mutter mit ihren fünf Kindern. Das sechste, älteste Kind ist bereits ausgezogen. „Freitag nachmittag hole ich abwechselnd alle vier Kinder, die in Schule oder Kita sind, ab. Wir spielen mit Bausteinen, machen Würfelspiele, basteln. Die Kinder sind bei uns im Garten auf der Schaukel, im Pool. Wir gehen auf den Spielplatz, in den Zoo, in die Schwimmhalle. Das geht so bis 18/18.30 Uhr. Dann holt sie Stefanie bei mir wieder ab.“
Marion Pasemann unterstützt Stefanie Freier mindestens vier Stunden in der Woche. So ist es auch vertraglich zwischen ihr und netzwerk leben geregelt. „Ich gehe aber auch zum Elternabend in die Kita oder in die Schule. Ich bin ja nicht mehr berufstätig, da ist das möglich“, sagt Pasemann.
Für Stefanie Freier bedeutet dies immer etwas Freiraum: „Ich freue mich auf den Freitag. Das ist eine echte Erleichterung für mich. Ich kann dann mal in Ruhe einkaufen gehen. Oder für die Kinder ist es auch mal schön, Mama allein für sich zu haben. Marion tut alles Menschenmögliche, um mir diese Unterstützung geben zu können.“
Kinderbetreuung und vieles mehr
„Neben der Kinderbetreuung unterstützen unsere Familienpaten Eltern etwa auch im Umgang mit Behörden“, sagt Inga Gruber, Referentin für Familienhilfe der Stiftung netzwerk leben und für alle nl-Regionalgruppen in Sachsen-Anhalt zuständig. „Ehrenamtliche begleiten zudem Migranten bei der Arbeitssuche und helfen ihnen beim Erlernen der deutschen Sprache. Sie bieten Kindern Hausaufgabenhilfe an. Vor allem aber kümmern sie sich im Durchschnitt einmal pro Woche einen halben Tag um die Kinder, holen sie von Einrichtungen ab, spielen mit ihnen, ermöglichen ihnen Kino- und Schwimmbadbesuche.“ Nach Angaben von Gruber engagieren sich derzeit 26 Ehrenamtliche in der Magdeburger Regionalgruppe als Familienpatinnen und -paten.
„Der Bedarf an Begleitung von Müttern und Vätern mit Kindern ist groß“, betont nl-Geschäftsführerin Sabina Lenow. „Es kommen viele neue Anfragen.“ Und dies nicht nur in Magdeburg, sondern etwa auch in Wittenberg oder Oschersleben, wo weitere zwei der derzeit acht Regionalgruppen im Bistum bestehen. „Wenn Familien das soziale Netz fehlt, sie keine Eltern in der Nähe, wenig Freunde haben, können Ehrenamtliche eine verlässliche Unterstützung im Alltag sein. Deshalb sind Ehrenamtliche herzlich willkommen, bei nl mitzuwirken “, so die Geschäftsführerin Lenow.
Die Ehrenamtlichen werden in Gesprächen auf ihren Dienst vorbereitet, konkrete Vereinbarungen regeln ihren Einsatz. Zu Beginn des Engagements werden die Familienpaten seitens der nl-Verantwortlichen „in kurzen Abständen kontaktiert, wie es läuft“. Einmal im Monat lädt Referentin Inga Gruber die in der Magdeburger Gruppe Engagierten zum Austausch ein. Die Ehrenamtlichen können regelmäßig an Fortbildungen teilnehmen. Themen sind etwa „Kindern Grenzen setzen“, „Kultursensible Familienbegleitung“, „Kommunikation in der Familie“ oder „Prävention sexualisierter Gewalt“. Dass etwa Marion Pasemann keiner Konfession angehört, spiele keine Rolle. „Wir sind eine offene Initiative. Engagierte sind sehr willkommen. Bestimmt die Hälfte unserer Ehrenamtlichen sind keine Christen“, sagt Gruber. „Wer sich bei uns als Familienpatin und -pate einbringen möchte und unsicher ist, ob es das richtige ist, kann dies auch zunächst einmal für ein halbes Jahr ausprobieren. Die Ehrenamtlichen müssen bei ihrem Einsatz auch an sich denken, schauen, ob ihnen so ein Dienst ein Stück Sinn vermitteln kann.“
Referentin Inga Gruber |
Ehrenamtliche gesucht, Spenden willkommen
Neben dem ehrenamtlichen Einsatz sind auch Sach- und finanzielle Spenden sehr willkommen. „Gut erhaltene gebrauchte Baby- und Kinderkleidung nimmt unser ,Lädchen‘ in Magdeburg gern entgegen. Für die Bewilligung der Hilfsanträge, die über die Caritas-Beratungsstellen die Stiftung erreichen – wie zum Beispiel die Matratzen für die Kinder von Frau Freier – werden im Jahr zirka 60 000 Euro aufgewendet. Sie müssen für unseren Spendenfonds eingeworben werden“, betont Geschäftsführerin Lenow.
Bei ihren Angeboten für Familien arbeiten die nl-Mitarbeiterinnen selbstverständlich eng mit verschiedensten Einrichtungen der Familienhilfe zusammen. Weitere Partner unterstützen die Arbeit: So verschenke etwa in Magdeburg das Theater Freikarten für bedürftige Familien und ihre Begleiter. 2020 werde es einen kostenfreien Erlebnistag im Magdeburger Stadion mit Führung und Besuch eines Abendspiels für die Familien und ihre Paten geben, berichtet Gruber.
Nun möchte nl-Referentin Gruber auch in Halle entsprechende Hilfe-Strukturen schaffen. Dort sind derzeit Engagierte dabei, eine neue nl-Regionalgruppe zu gründen. Einsatzbereite Ehrenamtliche sind auch hier willkommen.
Zur Sache: Unbürokratisch
„Dem Leben auf die Beine helfen“ – dieses Ziel verfolgt die Stiftung netzwerk leben seit 2001. Das offene Angebot der Kirche leistet schnell und unbürokratisch direkte Hilfen für in Not und Bedrängnis geratene Schwangere und Familien. Die Stiftung setzt sich – auch in der Landespolitik – für die Sensibilisierung der Gesellschaft für die Anliegen von Familien und den Lebensschutz ein. Netzwerk Leben arbeitet eng mit den Schwangerschaftsberatungsstellen und anderen Fachberaterinnen des Caritasverbandes im Bistum zusammen.
Kontakt zur Stiftung Netzwerk Leben, Geschäftsstelle Magdeburg:
03 91 / 5 34 24 11
www.netzwerkleben.de