Film „Adam und Evelyn“
Eine Liebe im Sommer 89
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Der Film „Adam und Evelyn“ erzählt eine Geschichte aus dem letzten Sommer der DDR. Anlässlich des 30. Jahrestages der Friedlichen Revolution kommt er in diesen Tagen in die Kinos.
Der Film „Adam und Evelyn“ erzählt eine private Geschichte aus der DDR im Jahr 1989 und erzählt dabei vom dem, was damals wohl jeden Ostdeutschen beschäftigte. | Foto: Filmverleih Neue Visionen |
Anno 1989, die DDR feiert ihren 40. Jahrestag, die Wendezeit zieht herauf. Doch Adam und Evelyn leben wie im Paradies. Sie besitzen ein Haus samt idyllischem Garten, in dem ein Apfelbaum steht und eine Schildkröte ihren Weg sucht. Adam ist ein Künstler im Damenschneiderhandwerk und bannt seine Kreationen auf Fotos, Evelyn arbeitet als Kellnerin. Nachrichten aus der Welt empfängt das Paar nur über das Radio.
Während andere nach Ungarn fahren, um sich in den Westen abzusetzen, geht bei ihnen alles seinen Gang. Auch sie wollen nach Ungarn, aber nur, um dort ihren Urlaub zu verbringen. Doch dann erwischt Evelyn Adam in flagranti mit einer Kundin. Erbost lässt sie ihn sitzen und macht sich mit ihrer Freundin Simone auf zum Balaton. Adam folgt ihr mit seinem alten Wartburg. Er will Evelyn zurückgewinnen. Nach einigen Wirren landen beide schließlich im Westen.
Andreas Goldstein hat den gleichnamigen Wenderoman von Ingo Schulze in seinem Film „Adam und Evelyn“ gerafft und verdichtet, um zahlreiche zeitkritische Passagen gekürzt und damit nicht nur unbestimmter und geschichtsloser gemacht, sondern auch verfremdet. In lose verknüpften Episoden erzählt der Film von einem ostdeutschen Paar, das die DDR nicht aus Unzufriedenheit, sondern infolge einer Beziehungskrise verlässt. Evelyn will ein neues Leben beginnen, weil sie von der Liebe enttäuscht wurde.
Während andere nach Ungarn fahren, um sich in den Westen abzusetzen, geht bei ihnen alles seinen Gang. Auch sie wollen nach Ungarn, aber nur, um dort ihren Urlaub zu verbringen. Doch dann erwischt Evelyn Adam in flagranti mit einer Kundin. Erbost lässt sie ihn sitzen und macht sich mit ihrer Freundin Simone auf zum Balaton. Adam folgt ihr mit seinem alten Wartburg. Er will Evelyn zurückgewinnen. Nach einigen Wirren landen beide schließlich im Westen.
Andreas Goldstein hat den gleichnamigen Wenderoman von Ingo Schulze in seinem Film „Adam und Evelyn“ gerafft und verdichtet, um zahlreiche zeitkritische Passagen gekürzt und damit nicht nur unbestimmter und geschichtsloser gemacht, sondern auch verfremdet. In lose verknüpften Episoden erzählt der Film von einem ostdeutschen Paar, das die DDR nicht aus Unzufriedenheit, sondern infolge einer Beziehungskrise verlässt. Evelyn will ein neues Leben beginnen, weil sie von der Liebe enttäuscht wurde.
Bilder einer erstarrten Gesellschaft
Der Film fängt meisterhaft die gefrorene Stimmung im Land ein, die sich wie ein Eispanzer über die Beziehungen, die Sprache und das allgemeine Befinden geschoben hat. Eine „Einheit von Staat und Gesellschaft“ gibt es schon längst nicht mehr. Der Film mutet ein Gefühl der Lähmung zu, das sich vorzüglich auf die Zuschauer überträgt. Die Zeit scheint stillzustehen, in den Szenen geschieht nicht viel, ebenso wenig wird kommuniziert.
Die Dialoge sind spartanisch bis absurd, nehmen kaum aufeinander Bezug, brechen plötzlich ab, die Figuren sprechen in Schablonen. Wenn sie reden, dann über Alltagsdinge, Pläne, Wünsche und Hoffnungen, die Arbeit oder die Freiheit. Vieles bleibt ungesagt – etwa, warum Evelyn im Westen Kunstgeschichte studieren möchte. Die Beschränkung der Einzelnen wird nur angedeutet oder unterschwellig transportiert.
Die Erstarrung der Gesellschaft spiegelt sich in den unwirklichen Bildern. Die Umgebung ist zumeist wie leergefegt, menschenleer. Die Figuren werden vor Hintergründen postiert, isoliert von ihrem gesellschaftlichen Zusammenhang. Sie haben nur wenig Raum zur Verfügung. Wenn Adam und Evelyn mit ihrem Wartburg einmal in einer Totale zu sehen sind, dann befinden sie sich in ihrem winzig anmutenden Auto auf einer leeren Straße, als wären sie völlig allein auf der Welt.
Obwohl der Film im ersten Teil ein Road Movie ist, dessen Plot sich insbesondere von Herrmann Zschoches „Und nächstes Jahr am Balaton“ anregen lässt, wirkt er nicht so. Die Bewegung wird abgebremst, indem der Film in Fotografien denkt. Die Bilder der Kamerafrau Jakobine Motz erinnern an die Fotos von Stefan Moses, der 1989/90 durch die DDR reiste und schwarz-weiße Stimmungsbilder der Wende einfing.
Moses fotografierte vor einem Filztuch kleine Gruppen von Menschen in ihrer Arbeitskleidung, deren Gesichter melancholisch und erwartungsfroh zugleich auf den Betrachter schauen. Motz arbeitet hingegen mit Farbe: Sie setzt sie im Stil der Pop-Art gerne signalartig ein, etwa bei fließenden Stoffen oder bei Konsumgütern wie dem blauen Wartburg. Doch die grellen Farben und Muster machen die Szenerie nicht bunt und lebendig, sondern lassen sie unwirklich und befremdlich erscheinen.
Die Kino-Zeit schreibt in ihrer Kritik: „Am Ende, wenn Adam und Evelyn in einer leeren Wohnung stehen und aus dem Fens-ter schauen, wird klar, dass die beiden für die klassischen Wege des Umgangs mit dem Mauerfall stehen. Für den einen ist Winter und alles ist grau. Für den anderen ist es ein Ausblick auf einen kommenden, wunderschönen Sommer.
Der Film fängt meisterhaft die gefrorene Stimmung im Land ein, die sich wie ein Eispanzer über die Beziehungen, die Sprache und das allgemeine Befinden geschoben hat. Eine „Einheit von Staat und Gesellschaft“ gibt es schon längst nicht mehr. Der Film mutet ein Gefühl der Lähmung zu, das sich vorzüglich auf die Zuschauer überträgt. Die Zeit scheint stillzustehen, in den Szenen geschieht nicht viel, ebenso wenig wird kommuniziert.
Die Dialoge sind spartanisch bis absurd, nehmen kaum aufeinander Bezug, brechen plötzlich ab, die Figuren sprechen in Schablonen. Wenn sie reden, dann über Alltagsdinge, Pläne, Wünsche und Hoffnungen, die Arbeit oder die Freiheit. Vieles bleibt ungesagt – etwa, warum Evelyn im Westen Kunstgeschichte studieren möchte. Die Beschränkung der Einzelnen wird nur angedeutet oder unterschwellig transportiert.
Die Erstarrung der Gesellschaft spiegelt sich in den unwirklichen Bildern. Die Umgebung ist zumeist wie leergefegt, menschenleer. Die Figuren werden vor Hintergründen postiert, isoliert von ihrem gesellschaftlichen Zusammenhang. Sie haben nur wenig Raum zur Verfügung. Wenn Adam und Evelyn mit ihrem Wartburg einmal in einer Totale zu sehen sind, dann befinden sie sich in ihrem winzig anmutenden Auto auf einer leeren Straße, als wären sie völlig allein auf der Welt.
Obwohl der Film im ersten Teil ein Road Movie ist, dessen Plot sich insbesondere von Herrmann Zschoches „Und nächstes Jahr am Balaton“ anregen lässt, wirkt er nicht so. Die Bewegung wird abgebremst, indem der Film in Fotografien denkt. Die Bilder der Kamerafrau Jakobine Motz erinnern an die Fotos von Stefan Moses, der 1989/90 durch die DDR reiste und schwarz-weiße Stimmungsbilder der Wende einfing.
Moses fotografierte vor einem Filztuch kleine Gruppen von Menschen in ihrer Arbeitskleidung, deren Gesichter melancholisch und erwartungsfroh zugleich auf den Betrachter schauen. Motz arbeitet hingegen mit Farbe: Sie setzt sie im Stil der Pop-Art gerne signalartig ein, etwa bei fließenden Stoffen oder bei Konsumgütern wie dem blauen Wartburg. Doch die grellen Farben und Muster machen die Szenerie nicht bunt und lebendig, sondern lassen sie unwirklich und befremdlich erscheinen.
Die Kino-Zeit schreibt in ihrer Kritik: „Am Ende, wenn Adam und Evelyn in einer leeren Wohnung stehen und aus dem Fens-ter schauen, wird klar, dass die beiden für die klassischen Wege des Umgangs mit dem Mauerfall stehen. Für den einen ist Winter und alles ist grau. Für den anderen ist es ein Ausblick auf einen kommenden, wunderschönen Sommer.
(kna/tdh)