Ein FSJ bietet Orientierung und Erfahrungen
Eine sehr gute Vorbereitung
Wegweiser gefunden: Immanuel Krogel im Garten des Sozialpädiatrischen Zentrums in Magdeburg. Foto: Stefan Zowislo |
Sein „Vorleben“ ist keineswegs typisch für einen, der ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolviert: Elektroniker für Betriebstechnik hat Immanuel Krogel gelernt, im Kaliwerk in Zielitz. „Anderthalb Jahre über Tage, anderthalb Jahre unter Tage“, fasst er die Ausbildungszeit zusammen, „Schichtarbeit, 700 Meter tief, dritte Sohle.“ Anfang 2020 absolvierte er bestens seine Facharbeiterprüfung, die Firma wollte ihn halten. Doch der 22-jährige begann ein FSJ im Kinderzentrum, genauer im Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ) in Magdeburg. Krogel hatte sich an sein Schülerpraktikum in einer Kita, an Konfirmation und Treffs der Jugendgruppe erinnert. Und sich gefragt: „Bin ich glücklich?“ Schnell war ihm das SPZ „mit seinem großen Angebot“ vor Augen: Hier arbeiten Kinderärzte, Psychologen, Heilpädagogen, Therapeuten, Sozialarbeiter. Es kommen Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre und suchen, meist – mit ihren Eltern – Rat und Hilfe.
Beim Caritasverband fand er Ansprechpartner für sein FSJ-Vorhaben. Von dort wurde die Brücke zum SPZ geschlagen, die Caritas gehört zu den Gesellschaftern des Zentrums. Am 1. März 2020 ging’s los. Corona veränderte schnell die Arbeitsbedingungen im SPZ. Doch für Krogel ist klar: „Meine Entscheidung für die soziale
Arbeit stimmt“. Sein FSJ dehnt er von den „normalen“ zwölf auf 18 Monate aus, dann passt es mit dem Studienbeginn Herbst 2021. „Vielleicht in Stendal“ – im Fach „Kindheitspädagogik“.
Alles geschieht auf Augenhöhe
Krogel empfindet die SPZ-Zeit als optimale Vorbereitung. Er lernt alle Bereiche des Kinderzentrums kennen, hospitiert in Diagnostik- und Therapie-Sprechstunden. Auch in Buchhaltung und Statistikwesen kann er sich vertiefen. Alles geschieht „auf Augenhöhe, ich fühle mich ernst genommen“, sagt er. „Alles passt.“
Ebenfalls mit Kindern, aber auf anderem Feld sind Jette Weißenbeck und Pauline Rothkirch in ihrem FSJ unterwegs. Die 18-jährige Jette erbringt „Begleitdienste für den Unterricht“, wie ihre Aufgabe offiziell heißt, in der Mauritius-Sekundarschule in Halle. Sie selbst sagt: „Ich bin bei allem dabei.“ Morgens halb acht ist sie in der Schule der Edith-Stein-Schulstiftung, meist geht es bis vier. „Familiär“ sei die Atmosphäre, „von Anfang an“, sagt Jette, im Lehrerzimmer fühle sie sich wohl. Dem FSJ-Angebot ist sie bei einer Messe begegnet: „Chance Halle“ ist die größte Bildungs-, Job- und Gründermesse in Sachsen-Anhalt. Hier wirbt seit Jahren die Caritas für das FSJ. Jette wollte nach dem Abitur nicht direkt auf die „nächste Schulbank“...
Erstmals kommt sie in der Schule mit Gottesdiensten in Kontakt – und fühlt sich „angesprochen“. So geht es ihr auch bei den FSJ-Seminaren, zu denen sie viermal je eine Woche eingeladen ist, meist in ein Bildungshaus und derzeit auch digital. Hier hat Jette „viele neue Leute kennengelernt“.
Wenige Meter von der Mauritius-Schule entfernt ist Pauline Rothkirch in der St. Franziskus-Grundschule im Einsatz. Grundschullehrerin will sie werden und dafür ist das FSJ die idea-
le Vorbereitung. Morgens empfängt die 19-Jährige, die das Liborius-Gymnasium in Dessau besuchte und in der Pfarrei Wolfen-Nord beheimatet ist, ab kurz nach sieben die Kinder. Dann geht’s in die Klassen, für Pauline Klasse 2a: Morgenkreis, Klassenkerze, Morgengebet. Sie lernt „Projektorientiertes Lernen“ in der Praxis kennen, freut sich über die gute Zusammenarbeit von Schule und Hort ... Und sie sammelt Erfahrungen für das angestrebte Studium.
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(stz/tdh)