Ausstellung zu 900 Jahren Prämonstratenserorden geplant
Einem Aussteiger auf der Spur
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Vor 900 Jahren gründete Norbert von Xanten den Prämonstratenserorden. Später wurde er Erzbischof in Magdeburg. Für 2021 ist dort eine große Ausstellung geplant. Dazu fand jetzt eine wissenschaftliche Tagung statt.
Direktorin Gabriele Köster, Professor Bernd Schneidmüller, Generalabt Jos Wouters OPraem. und Professor Ulrich Leinsle. Foto: Charlen Christoph/KHM Magdeburg |
Der Prämonstratenserorden kann 2021 auf sein 900-jähriges Bestehen zurückblicken. Der Gründer des Ordens, Norbert von Xanten, war 1126 bis 1134 Erzbischof von Magdeburg. Die Elbestadt wurde zum Zentrum der sächsischen Provinz des Ordens. Beziehungen bestanden zu Niederlassungen im heutigen Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern und darüber hinaus in vielen Regionen Europas. Nachdem der Orden später rund 350 Jahre nicht mehr an der Elbe präsent war, gibt es seit 1991 wieder Prämonstratenser in Magdeburg.
Gründe genug für das Kulturhistorische Museum in Magdeburg, den Prämonstratensern unter dem Titel „Mit Bibel und Spaten“ im kommenden Jahr eine große Ausstellung zu widmen. Im Kontext der geplanten Sonderschau fand jetzt eine dreitägige Tagung mit Wissenschaftlern aus ganz Deutschland und aus Frankreich statt. Zu den Teilnehmern gehörte auch der Generalabt der Prämonstratenser, Jos Wouters, aus Rom.
Magdeburg werde im Jubiläumsjahr auch durch die Ausstellung „eine zentrale Rolle“ einnehmen, sagte die Direktorin der Magdeburger Museen, Gabriele Köster, vor Journalisten am 1. Oktober anlässlich der Tagung. Deren Ergebnisse sollen mit in die Ausstellung einfließen. Die mit der Schau zu vermittelnden geschichtlichen und auch aktuellen Inhalte verknüpften Magdeburg und die Region etwa mit Frankreich und Tschechien, so Köster. Der Titel der Ausstellung „Mit Bibel und Spaten“ weise zum einen auf die Verkündigungstätigkeit als „Kerngeschäft“ des männlichen Zweiges des Ordens – alle Chorherren waren Kleriker – hin. Zugleich aber seien die Prämonstratenser „durch die Schaffung von Strukturen und umfangreiche landwirtschaftliche Aktivitäten stark am Landesausbau beteiligt“ gewesen.
Gründe genug für das Kulturhistorische Museum in Magdeburg, den Prämonstratensern unter dem Titel „Mit Bibel und Spaten“ im kommenden Jahr eine große Ausstellung zu widmen. Im Kontext der geplanten Sonderschau fand jetzt eine dreitägige Tagung mit Wissenschaftlern aus ganz Deutschland und aus Frankreich statt. Zu den Teilnehmern gehörte auch der Generalabt der Prämonstratenser, Jos Wouters, aus Rom.
Magdeburg werde im Jubiläumsjahr auch durch die Ausstellung „eine zentrale Rolle“ einnehmen, sagte die Direktorin der Magdeburger Museen, Gabriele Köster, vor Journalisten am 1. Oktober anlässlich der Tagung. Deren Ergebnisse sollen mit in die Ausstellung einfließen. Die mit der Schau zu vermittelnden geschichtlichen und auch aktuellen Inhalte verknüpften Magdeburg und die Region etwa mit Frankreich und Tschechien, so Köster. Der Titel der Ausstellung „Mit Bibel und Spaten“ weise zum einen auf die Verkündigungstätigkeit als „Kerngeschäft“ des männlichen Zweiges des Ordens – alle Chorherren waren Kleriker – hin. Zugleich aber seien die Prämonstratenser „durch die Schaffung von Strukturen und umfangreiche landwirtschaftliche Aktivitäten stark am Landesausbau beteiligt“ gewesen.
„Norbert war sehr experimentierfreudig“
Mit der Ausstellung solle auch angesichts heutiger Entwicklungen der Frage nachgegangen werden, was Menschen wie den Adelssprößling Norbert vor 900 Jahren bewogen hat, aus einer vorgezeichneten Karriere auszusteigen und sein Leben radikal zu ändern. Darauf wies Professor Bernd Schneidmüller hin, der die Vorbereitung der Ausstellung wissenschaftlich begleitet. Dass Norbert zunächst Eremit wurde, dann 1121 im französischen Prémontré einen Orden gründete und schließlich mächtiger Erzbischof wurde, passe eigentlich nicht zusammen, so der Leiter der Forschungsstelle „Klöster im Hochmittelalter“ (Klöster als „Innovationslabore“) der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. „Norbert war sehr experimentierfreudig“, so Schneidmüller. „Er hat es vermocht, Prémontré zwischen Elbe und Oder ein neues Betätigungsfeld zu erschließen.“ Zugleich habe es „mehrere Mordversuche des Magdeburger Klerus an ihm gegeben, weil er ihnen lästig war“. Diesen Widersprüchen und auch der Frage, in wieweit die Ordens-
praxis in Frankreich mit der an der Elbe übereinstimmte, gehe man bei der Tagung nach.
Magdeburg entwickelte sich jedenfalls zu einem zentralen Ort und Mittelpunkt des sächsischen Verwaltungsgebiets des Ordens. Die junge Gemeinschaft expandierte erfolgreich. Einen massiven Einschnitt gab es Jahrhunderte später durch die Reformation, in deren Folge der Orden auch Magdeburg verlassen musste.
„Wir hoffen, dass die Ausstellung ein Fenster auf- und einen Dialog anstoßen wird“, betonte Generalabt Jos Wouters. „Es ist nicht nur so, dass wir Einblicke geben, sondern auch wir bekommen Einblicke.“ Die weitere spirituelle Entwicklung und das Wachstum des Ordens müssten auf solidem Boden stehen. Dazu könnten die wissenschaftliche Beschäftigung und die Ausstellung viel beitragen. Der Orden sei heute mit insgesamt 1200 männlichen und 100 weiblichen Mitgliedern auf allen Kontinenten tätig. Es bestehen 39 unabhängig wirkende männliche und sechs weibliche Gemeinschaften. Die weithin „autonom“ agierenden einzelnen Häuser, so Professor Ulrich Leinsle OPraem., Präses der Historischen Kommission der Prämonstratenser, ergänzend, seien sehr stark in den Regionen und der jeweiligen Kultur „verwurzelt“ und der Orden dadurch gewollt und bewusst „sehr vielschichtig“ und vielfältig.
In seiner Ausstellung will das Kulturhistorische Museum Magdeburg mit Kunstwerken vom Mittelalter bis in die Neuzeit das vielfältige kulturelle, geistliche, geistige und wirtschaftliche Wirken des Ordens von den Ursprüngen bis in die Gegenwart vorstellen. Zu den Exponaten werden unter anderem der sogenannte „Kopf von Cappenberg“, ein vergoldetes Bronze-Reliquiar aus dem 12. Jahrhundert, aber etwa auch eine zu kommunistischen Zeiten in Böhmen aus Blechteilen geschaffene Monstranz gehören.
Mit der Ausstellung solle auch angesichts heutiger Entwicklungen der Frage nachgegangen werden, was Menschen wie den Adelssprößling Norbert vor 900 Jahren bewogen hat, aus einer vorgezeichneten Karriere auszusteigen und sein Leben radikal zu ändern. Darauf wies Professor Bernd Schneidmüller hin, der die Vorbereitung der Ausstellung wissenschaftlich begleitet. Dass Norbert zunächst Eremit wurde, dann 1121 im französischen Prémontré einen Orden gründete und schließlich mächtiger Erzbischof wurde, passe eigentlich nicht zusammen, so der Leiter der Forschungsstelle „Klöster im Hochmittelalter“ (Klöster als „Innovationslabore“) der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. „Norbert war sehr experimentierfreudig“, so Schneidmüller. „Er hat es vermocht, Prémontré zwischen Elbe und Oder ein neues Betätigungsfeld zu erschließen.“ Zugleich habe es „mehrere Mordversuche des Magdeburger Klerus an ihm gegeben, weil er ihnen lästig war“. Diesen Widersprüchen und auch der Frage, in wieweit die Ordens-
praxis in Frankreich mit der an der Elbe übereinstimmte, gehe man bei der Tagung nach.
Magdeburg entwickelte sich jedenfalls zu einem zentralen Ort und Mittelpunkt des sächsischen Verwaltungsgebiets des Ordens. Die junge Gemeinschaft expandierte erfolgreich. Einen massiven Einschnitt gab es Jahrhunderte später durch die Reformation, in deren Folge der Orden auch Magdeburg verlassen musste.
„Wir hoffen, dass die Ausstellung ein Fenster auf- und einen Dialog anstoßen wird“, betonte Generalabt Jos Wouters. „Es ist nicht nur so, dass wir Einblicke geben, sondern auch wir bekommen Einblicke.“ Die weitere spirituelle Entwicklung und das Wachstum des Ordens müssten auf solidem Boden stehen. Dazu könnten die wissenschaftliche Beschäftigung und die Ausstellung viel beitragen. Der Orden sei heute mit insgesamt 1200 männlichen und 100 weiblichen Mitgliedern auf allen Kontinenten tätig. Es bestehen 39 unabhängig wirkende männliche und sechs weibliche Gemeinschaften. Die weithin „autonom“ agierenden einzelnen Häuser, so Professor Ulrich Leinsle OPraem., Präses der Historischen Kommission der Prämonstratenser, ergänzend, seien sehr stark in den Regionen und der jeweiligen Kultur „verwurzelt“ und der Orden dadurch gewollt und bewusst „sehr vielschichtig“ und vielfältig.
In seiner Ausstellung will das Kulturhistorische Museum Magdeburg mit Kunstwerken vom Mittelalter bis in die Neuzeit das vielfältige kulturelle, geistliche, geistige und wirtschaftliche Wirken des Ordens von den Ursprüngen bis in die Gegenwart vorstellen. Zu den Exponaten werden unter anderem der sogenannte „Kopf von Cappenberg“, ein vergoldetes Bronze-Reliquiar aus dem 12. Jahrhundert, aber etwa auch eine zu kommunistischen Zeiten in Böhmen aus Blechteilen geschaffene Monstranz gehören.
Ausstellungen auch in Löwen und Prag
Die Sonderschau in Magdeburg wird eine von drei offiziellen Partnerausstellungen zum Jubiläum: Auch in der Park-Abtei Löwen in Belgien (Mai bis Juli 2021) und im tschechischen Kloster Strahov in Prag (März bis Mai 2022), wo die Gebeine des 1134 in Magdeburg verstorbenen Ordensgründers seit 1626 ruhen, werden dem Prämonstratenser-Orden Ausstellungen gewidmet sein.
www.mitbibelundspaten.de
Die Sonderschau in Magdeburg wird eine von drei offiziellen Partnerausstellungen zum Jubiläum: Auch in der Park-Abtei Löwen in Belgien (Mai bis Juli 2021) und im tschechischen Kloster Strahov in Prag (März bis Mai 2022), wo die Gebeine des 1134 in Magdeburg verstorbenen Ordensgründers seit 1626 ruhen, werden dem Prämonstratenser-Orden Ausstellungen gewidmet sein.
www.mitbibelundspaten.de
Von Eckhard Pohl