Kein Segen für Homosexuelle

Enttäuschung über Vatikan-Papier

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Kein Segen für homosexuelle Paare! Diese Botschaft aus dem Vatikan vergangene Woche sorgte für Proteste. Denn viele Gemeinden und Einrichtungen im Bistum Osnabrück sind anderer Meinung – und machten das auch sehr deutlich.


Mit einem Plakat vor dem Gebäude zeigt das Team des Marstalls Clemenswerth, was es von dem Schreiben aus Rom hält. Foto: Marstall Clemenswerth

Katholikenratsvorsitzende Katharina Abeln war die erste, die sich mit einer Stellungnahme zum Homosexuellen-Papier des Vatikans in der Redaktion des Kirchenboten meldete: Die römische Ablehnung stelle sich klar gegen die Ansätze des Synodalen Weges, insbesondere gegen das Synodalforum „Leben in gelingenden Beziehungen“, das sich offen für eine Anerkennung jedes Menschen ausspreche, gleich welcher sexuellen Orientierung oder Lebenssituation. „Segen bedeutet Gottes Zuspruch, dieser darf von keinem Menschen und keiner Institution verwehrt werden“, so Abeln.

Mehrere Seelsorgeteams oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kirchlicher Einrichtungen zeigten ebenfalls deutlich ihre Enttäuschung. „Eine solche Entscheidung macht uns sehr betroffen. Wir können sie nicht nachvollziehen“, heißt es beispielsweise auf der Homepage der St.-Matthäus-Gemeinde Melle. „Unsere Türen stehen allen offen, gleich welcher Herkunft, welchen Geschlechts oder welcher sexuellen Orientierung.“ Unterzeichnet haben der Kirchenvorstand, der Pfarrgemeinderat und das Seelsorgeteam.

„Dann würde ich alle Glocken anschmeißen“

Vor der Jugendbildungsstätte Marstall Clemenswerth in Sögel steht seit ein paar Tagen ein Schild: „Mein Gott* diskriminiert nicht!“, steht darauf. Christian Thien, Leiter des Hauses, fügt hinzu: „Und unsere Kirche sollte das auch nicht.“ Die Pfarreiengemeinschaft Ankum, Eggermühlen und Kettenkamp schreibt bei Facebook: „Wir wollen gemeinsam vor Ort Zeichen gegen Diskriminierung und vor allem für jede Form von Liebe setzen.“ Auch die Jugendbildungsstätte Haus Maria Frieden in Rulle, die Stadtpastoral „Kirche in Meppen“ oder die Pfarreiengemeinschaft Lingen-Laxten, Brögbern und Baccum nehmen ähnlich Stellung. 

Markus Fuhrmann, Diakon und Gemeindeleiter auf Norderney, erzählt auf seiner Facebook-Seite eine mögliche Begebenheit seiner Söhne, die heute aber alle noch unter zwölf Jahre alt sind: Wenn einer von ihnen eines Tages zu ihm käme und sage, dass er schwul sei und seine Beziehung zu einem anderen Mann gesegnet haben wolle, „dann würde ich alle Glocken anschmeißen und ,Großer Gott wir loben dich‘ singen“. (pe)


An der Kirche St. Johann in Osnabrück hängt eine Fahne in Regenbogenfarben. Foto: Jörg Sabel

Auch Jugendliche - wie hier in Bremen - bekannten Farbe: Sie malten mit Kreide einen Regenbogen vor der Propsteikirche St. Johann. Mit dem Satz: "Segen für alle." Auch vor dem Osnabrücker Dom ist ein solcher Regenbogen zu finden. Foto: Anja Sabel