Gedenkgottesdienst zum 50. Todestag von Bischof Otto Spülbeck

Er hielt seine Herde zusammen

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Am 21. Juni fand im St. Petri-Dom in Bautzen ein Gedenkgottesdienst statt. Anlass war der 50. Todestag von Bischof Otto Spülbeck, der das damalige Bistum Meißen 15 Jahre lang leitete.

Dompfarrer Veit Scapan, Bischof Heinrich Timmerevers, Pfarrer Siegfried Foelz, Rektor Sebastian Kieslich, Generalvikar Andreas Kutschke am Grab von Otto Spülbeck (von links).    Foto: Freddy Lehmann

 

„Unum in veritate et laetitia – Eins in der Wahrheit und der Freude“ - so lautete der Wahlspruch, für den sich Otto Spülbeck entschied, als er 1955 im St. Petri-Dom in Bautzen zum Bischof des Bistums Meißen geweiht wurde. In einem Gedenkgottesdienst mit Bischof Heinrich Timmerevers, Domdekan Andreas Kutschke und Dompfarrer Veit Scapan wurde am Sonntag, 21. Juni, an gleicher Stelle an dessen 50. Todestag erinnert. Im Anschluss an den Gottesdienst fand eine Andacht am Grab des Bischofs auf dem nahegelegenen Nikolaifriedhof statt.
Bischof Spülbeck (1904-1970) leitete zunächst als Apostolischer Administrator die Diözese ab dem 14. Dezember 1955 und übte das Bischofsamt vom 20. Juni 1958 bis zu seinem Tod am 21. Juni 1970 fast zwölf Jahre lang aus. Er starb auf der Heimreise von einer Frauenwallfahrt in Wechselburg im Pfarrhaus von Mittweida an einem Herzinfarkt.
Seinen Wahlspruch bezog er nicht bloß auf sein Hirtenamt. Er wollte sein Bistum auch in schwieriger Zeit zusammenhalten und für die Einheit des Gottesvolkes einstehen. Sein Wahlspruch gab auch sein Verständnis vom Verhältnis zwischen Wissen und Glauben wieder, die nicht im Widerspruch zueinander stehen, sondern zusammengehören. Wissen ohne Glauben verkommt zum Absoluten und Unmenschlichen und entwickelt sich nicht weiter. Der Glaube wiederum muss sich, um nicht zu einer Sekte zu werden, mit dem heutigen Wissen auseinandersetzen, um die Welt zu verstehen und in ihr wirken zu können. Vor 50 Jahren war diese Haltung alles andere als selbstverständlich.
 
Ständiger Beobachter der Naturwissenschaften
Als Propst von Leipzig wurde er durch seine Vorträge weit über das Bistum hinaus bekannt. Während einer Predigt auf dem Kölner Katholikentag, die in Ost und West große Beachtung fand, prägte er das Bild vom „fremden Haus“, was eine Zusammenarbeit von Staat und Kirche ausschloss.
Rektor Sebastian Kieslich sagte: „Eine Diasporakirche kann schnell dazu verleiten, sich zurückzuziehen, um sich selbst zu genügen und die Welt einfach machen zu lassen. Das war nichts für Otto Spülbeck, der zeitlebens die Auseinandersetzung mit den Naturwissenschaften verfolgte. Sein Verständnis von Kirche war es, sich mit der Welt auseinanderzusetzen und die Frohe Botschaft in diese hinein zu tragen. Die letzte Schrift von Otto Spülbeck „Grenzfragen zwischen Naturwissenschaft und Glaube“ von 1970 liest sich daher wie ein Vermächtnis an die heutige Christenheit in unserem Bistum Dresden-Meißen, das nichts an Aktualität verloren hat.“
In Spülbecks letzter Schrift heißt es: „Weltoffenheit war dem Christen immer zu eigen wie auch Weltflucht. Die Umwertung der Werte, die das Christentum vollzog, gab Freiheit und Gebundenheit, erzeugte ausuferndes Forschen und Grübeln, wie auch ängstliches Beharren und unerlaubtes Festhalten. Es ist die Aufgabe jeder Generation: Glauben und Leben als Mensch in der Zeit.  Jede Epoche hat ihre Spannungen und Hemmungen.
Immer wieder muss der Horizont geöffnet und ins gläubige Denken geholt werden.“ (kpi)
 
Biographie: Leben für die Diaspora
Otto Spülbeck wurde 1904 in Aachen als Sohn eines Arztes geboren. Zunächst studierte er Naturwissenschaften in Bonn 1924 wechselte er das Studienfach und begann in Innsbruck das Studium der Theologie und Philosophie und promovierte nach drei Jahren. Sein naturwissenschaftliches Interesse verlor Spübeck zeit seines Lebens nicht. Sein Anliegen war es aufzuzeigen, dass die naturwissenschaftliche Erkenntnis und der christliche Glaube einander nicht widersprechen.
 
Bischof Otto Spülbeck bei einem seiner vielen Gemeindebesuche im Bistum, hier bei einer Firmung in Bischofswerder.    Foto: Michael Lehmann

 

Im Alter von 25 schrieb er sich im Priesterseminar des Bistums Meißen in Schmochtitz ein, um Priester in der Diaspora zu werden. In Tübingen und Innsbruck traf er als Student auf den Freundeskreis, aus dem das Leipziger Oratorium hervorging. Die liturgische Erneuerung war inmitten der Großstadtseelsorge eines der wichtigen Anliegen dieses Kreises. Nach seiner Zeit als Kaplan in Chemnitz und in Leipzig, wurde er Pfarrer in der Pfarrei St. Laurentius in Leipzig-Reudnitz und führte dort die Jugendmessen ein. Diese feierte er auf deutsch und bereits in Richtung des Volkes. Als Propst in Leipzig verhandelte er erfolglos mit den staatlichen Stellen über den Wiederaufbau der Propsteikirche. 1955 wurde er Koadjutorbischof und ab 1958 Bischof des Bistums Meißen. In der Vorbereitung und Durchführung des II. Vatikanischen Konzils arbeitete er in der Liturgischen Kommission mit. Als erster deutscher Bischof setzte er damals eine Diözesansynode ein, deren Ergebnisse später in die Pastoralsynode der ostdeutschen Kirche einflossen. Auch nach seiner Bischofsweihe übte er laute Kritik gegen die SED. Er starb 1970 auf der Heimreise von der Frauenwallfahrt  an einem Herzinfarkt. (tdh)