Projekt „Glaube ohne Grenzen“ des Erzbistums Berlin in Löcknitz und Umgebung
Erfolgsprojekt mit Zukunft
Eine eigene Begegnungsstätte will das Erzbistum im ehemaligen Restaurant „Löcknitzer Bär“ schaffen. | Fotos: Anja Goritzka |
„Die zwei Jahre waren sehr intensiv. Ich habe viel gesehen, war viel unterwegs und es hat sich viel entwickelt“, resümiert Klaudia Wildner-Schipek. Sie war seit Januar 2017 als Referentin für das Modellprojekt „Glaube ohne Grenzen“ im südöstlichen Teil des Dekanats Vorpommern, dem jetzigen Pastoralen Raum Ueckermünde-Hoppenwalde-Pasewalk, aber auch in Brandenburg tätig. Jetzt ist das Projekt beendet, doch für sie geht es als Leiterin eines neuen Begegnungszentrums weiter.
Vor allem Löcknitz sieht Wildner-Schipek als Erfolgsmodell: „Als wir hier in der evangelischen Kirche die erste polnische Messe durchführten, kamen die Menschen nur zaghaft. Wir hatten keine Lektoren, keine Ministranten“. Jetzt sei die Kirche mit durchschnittlich 100 Teilnehmern pro Gottesdienst voll und sie könne auf einen engagierten Lektorenkreis und Messdiener zurückgreifen und einem Kinderchor, der mit der ehrenamtlichen Organistin sowohl polnische als auch deutsche Lieder einübt. „Viele der Zuzügler wohnen hier, arbeiten im Großraum Stettin und sind in den katholischen Gemeinden direkt an der Grenze verankert“, berichtet sie, aber die, die jetzt kämen, „kommen aus vollem Herzen“.
Klaudia Wildner-Schipek |
Die Bedenken, dass sich eine rein polnische Gemeinde bilden könnte, versteht Wildner-Schipek. Sie kann aber beruhigen: „Klar ist, dass das alltägliche Glaubensleben an den unterschiedlichen Orten im Pastoralen Raum anders gestaltet ist. Die Anfahrtswege sind einfach eine große Hürde. Aber punktuelle Aktionen in den anderen Orten, um die Menschen zusammen zu bringen, wirken.“ So organisierte sie zum Beispiel im Sommer 2017 ein gemeinsames Kinderfest in Viereck. 2018 wurde es in Hoppenwalde als Familienfest gefeiert und über 100 Gäste aus den unterschiedlichen Orten kamen, polnische und deutsche Mitbürger. Verständigungsprobleme gab es dabei nicht, denn insbesondere die polnischen Kinder und Jugendlichen können alle deutsch, gehen in Löcknitz und Umgebung in die Kindertagesstätte oder zur Schule.
Ein Vorteil, der auch bei der mittlerweile neu etablierten Religiösen Kinderwoche (RKW) wirkt. Diese findet ökumenisch zusammen mit der evangelischen Kirche vor Ort und deutsch-polnisch statt. „Wir haben uns für Ganztagsveranstaltungen ohne Übernachtungen entschieden. Im ersten Jahr war die RKW auf 25 Kinder ausgelegt“, berichtet die Referentin. Doch da kamen schon 30 Kinder und sechs Jugendliche. Viele Mütter halfen ihr, dem evangelischen Pastorenpaar Jens und Helga Warnke und Julita Laufer vom Projekt „Caritas rund um den Kirchturm“ bei der Durchführung, lokale Akteure wie die Löcknitzer Feuerwehr oder die Natur-Ranger unterstützten bei der Gestaltung der Tage. 2018 waren dann sogar 44 Kinder mit dabei.
„Wir haben hier nur zwei Räume im Bürgerhaus und keine richtige Küche. Alles ist viel zu eng. Eigentlich sind wir gar nicht in der Lage, solche Veranstaltungen so durchzuführen. Aber irgendwie ging es doch“, meint Klaudia Wildner-Schipek. Derzeit seien sie im Begegnungsraum des Löcknitzer Bürgerhauses auch ausgebucht: Montags trifft sich der Caritasjugendtreff, dienstags ist Kindertreff, danach Kinderchor, am Mittwoch bietet die Caritas allgemeine soziale Beratung, donnerstags finden die Erstkommunionkurse statt und am Freitag gibt es Nachhilfeunterricht von Ehrenamtlichen und der Bibelkreis trifft sich. Nicht nur polnische Zuzügler nutzen diese Angebote gerne. „Wir sind damit Kirche vor Ort, zeigen uns in der Stadt“, ist die zweifache Mutter überzeugt.
Meinung: Beitrag zu Europa |
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Dass das Erzbistum Berlin bei aller Sparsamkeit und aller Zurückhaltung, was die Übernahme neuer und kostenintensiver Projekte angeht, in Löcknitz ein Begegnungszentrum einrichtet, ist gut und richtig. Denn hier entsteht durch den Zuzug vieler polnischer Katholiken eine neue katholische Keimzelle in einer Region, die von extremer Diaspora geprägt ist. Es zeigt sich, dass es innerhalb der Kirche nicht darauf ankommt, aus welchem Land einer kommt: Denn wir gehören alle zusammen als Gottes geliebte Kinder. Umso schöner ist es, wenn deutsche und polnische Christen gemeinsam Gottesdienst feiern und das Gemeindeleben pflegen. Letzten Endes kann die Kirche hier einen Beitrag leisten, dass Zugezogene heimisch werden und Europa wieder ein Stück mehr zusammenwächst. Von Cornelia Klaebe |
Umso glücklicher ist sie nun über die Entscheidung des Erzbistums Berlin, eigene Räumlichkeiten zu kaufen und auszubauen. Direkt am Schulcampus zwischen der Grundschule, der Regionalschule und der Europaschule – dem deutsch-polnischen Gymnasium – und unmittelbar neben dem Löcknitzer See konnte das ehemalige Restaurant „Löcknitzer Bär“ erworben werden. Eine katholische Begegnungsstätte soll entstehen. Der große Saal soll ein Multifunktionsraum werden, in dem Messen stattfinden können und andere Veranstaltungen von der RKW bis hin zu Gemeindetreffen, Vortragsabenden. Nebenan befindet sich ein kleiner Raum, direkt neben der voll ausgestatteten Küche, für die Angebote an die Kinder, den Chor und auch den Bibelkreis. „Der wird aber nochmals geteilt, damit Julita Laufer und ich auch jeweils ein Büro haben“, berichtet sie weiter. Im Keller wünschen sich die Hauptamtlichen einen Jugendklub und im Anbau, der früher als Imbiss fungierte, soll sogar eine Kapelle entstehen. „Seit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1997 gab es in einem privaten Haus eine St. Josephs Kapelle. Die zwei Figuren – Maria und Joseph – stehen noch in Pasewalk. Hier soll wieder eine St. Josephs Kapelle entstehen mit dem Allerheiligsten vor Ort“, sagt die Katholikin. Doch noch müssen die Umbauarbeiten umgesetzt werden. „Leider muss die gesamte Elektrik erneuert werden“, räumt die Referentin, die dann Leiterin der Begegnungsstätte werden soll, ein. In diesem Sommer hofft sie aber auf die Weihe des Löcknitzer Bären als katholisches Begegnungszentrum mit einem großen Fest und dem Berliner Erzbischof vor Ort.