Seniorenwallfahrt in Alt-Buchhorst

Erkennbar an der Sprache Jesu

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„Jesus Christus gestern und heute, derselbe auch in Ewigkeit“, lautete das Motto der Seniorenwallfahrt. Erinnert wurde in seinem 75. Todesjahr an den seligen Dompropst Bernhard Lichtenberg.

Seniorenwallfahrt in Alt-Buchhorst: Mit der Schutzmantelmadonna unterwegs. | Fotos: Walter Plümpe
 
„Einmal im Jahr gehöre ich hierher“, sagte Winfried Teuscher (77) zu Beginn des Wallfahrtsweges nach Alt-Buchhorst. „Das ist meine Plattform und gibt mir Heimatgefühl“, ergänzte der Pilger aus der Berliner Gemeinde Liebfrauen, der zum 10. Mal an der Seniorenwallfahrt teilnahm. Während der Senioren-Posaunenchor die Pilger auf den Wallfahrtsweg mit der Schutzmantelmadonna einstimmte, lernten sich die Teilnehmer bei strahlendem Sonnenschein kennen. So war Gotthard Klein (60) als Diözesanpostulator dabei, um den seligen Bernhard Lichtenbergs als „Märtyrer der Menschenrechte“ vorzustellen. Irmgard Königstorfer (68) war mit 35 Senioren aus dem Pastoralen Raum Neukölln-Süd gekommen, um mit Gleichaltrigen zu pilgern.
„Jesus Christus gestern und heute, derselbe auch in Ewigkeit“ war der Leitfaden des Tages. Ein Zitat von Bernhard Lichtenberg im Jahr seines 75. Todestages.  „Er hat die Sprache Jesu wieder gesprochen und damit vielen Menschen Hoffnung gemacht“, sagte Prälat Stefan Dybowski. Wer etwas aufheben wolle – auch Menschen – müsse sich bücken. Dieses Sich-Bücken solle das Erkennungszeichen der Christen sein.
 
Für Verfolgte beten und Christus vor Augen
Christus als Retter, Maßstab und Ziel war das Thema der Predigt von Weihbischof Matthias Heinrich vor den fast 1000 Pilgern auf der Wiese vom Kinder- und Jugendhaus des Erzbistums. Zu allen Zeiten hätten sich Menschen Retter gesucht. „Bernhard Lichtenberg hatte den Mut zu widersprechen und vor Richtern zu bekennen: Mein Führer ist Christus.“ Dieses Zeugnis des Seligen könne für alle Gläubigen zum Maßstab werden. Beten für Verfolgte, wie Bernhard Lichtenberg es vorgelebt hat, könne dabei auf das Ziel eines christlichen Lebens hin lenken. Christus vor Augen zu behalten, war sein Wunsch für die Senioren.
Weihbischof Matthias Heinrich bei der Predigt für die Senioren.

Im Sinne des Seligen waren auch die Fürbitten formuliert. „Sieh auf die Menschen, die ...“, lautete die Einleitung. Dabei kamen Menschen in den Blick, die unter Verbitterung, Demütigung, Hass, Krieg, Zerstörung, Armut leiden. „Schenke uns durch die Heiligsprechung Bernhard Lichtenbergs ein Vorbild auf dem Weg zu dir“, war der Schluss-Gedanke.
Am Schluss der Pilgermesse stellte Pfarrer Ulrich Kotzur die drei neuen Schwestern für das Christian-Schreiber-Haus vor: Sr. Ethel Maria, Sr. M. Rafaelis und Sr. Elisabeth-Maria. Die drei von der Kongregation der Schwestern Unserer Lieben Frau begrüßte er „als Erfüllung einer Sehnsucht“. Lang anhaltender Applaus bekräftigte seine herzliche Einführung.
Nach dem Mittagessen in Großzelten begann in der Kapelle eine Andachtsstunde mit Diakon Werner Kießig. „Gotteslob und Gassenhauer“ aus der Zeit des Seligen präsentierten Prälat Stefan Dybowski und die Berliner Chorfreunde auf der Bühne. Diözesanpostulator Gotthard Klein referierte über Streiflichter aus dem Leben Bernhard Lichtenbergs, seine Distanz zur preußischen Obrigkeit, seine lebensumspannende Frömmigkeit, seine Arbeitsdisziplin, seine täglichen Abendandachten in St. Hedwig, schließlich seinen Bekennermut und sein Martyrium. Mit Fotos von Originaldokumenten vertiefte Klein den Appell des Seligen, alles im Licht der Seligkeit zu sehen und im Gebet nicht nachzulassen. Am Montag, 5. November, ist sein 75. Todestag.
In seiner Homilie während der Dankandacht dankte Prälat Dybowski auch für den Wallfahrtsweg, der dieses Jahr eine halbe Stunde länger als sonst gedauert hatte: Man hatte sich verlaufen. Dann fesselte er die Pilger mit seiner Erzählung vom Holzschnitzer Eli und seinen Figuren Lucia und Pulcinello. Ein Märchen mit der Aussage über Gott: „Für mich ist wichtig, was ich – nicht die Menschen – über dich denke. Du bist einzigartig; ich habe dich lieb.“ Lang anhaltender Beifall der Senioren ließ spüren, dass er sie damit ins Herz getroffen hatte.

 
Von Walter Plümpe