Auf dem Themenabend „Wozu braucht es den Diözesanrat?“ in Berlin wurde kontrovers diskutiert.

„Es muss sich etwas ändern“

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Wozu braucht es den Diözesanrat – Acht Thesen wurden bei einem Themenabend beraten.

Noch sind die Plakate leer: Anfang einer Diskussionsrunde. - Foto: Cornelia Klaebe

Von Cornelia Klaebe
„Das Verhältnis von Laien und Geweihten, von Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen hat sich in den 50 Jahren seit dem letzten Konzil verändert.“ Das stellte Karlies Abmeier, Sprecherin des Steuerkreises des Strategieprozesses „Diözesanrat – Miteinander-2020“ in ihrer thematischen Einführung in den Themenabend „Wozu braucht es den Diözesanrat?“ fest.
In dem Prozess sei das Gremium „in der Mitte und auf einem gewissen Höhepunkt angekommen“, und nachdem die zwingenden Bedürfnisse einer neuen Satzung und Wahlordnung, die wegen der Änderungen der Strukturen im Erzbistum notwendig geworden waren, könne man sich nun an die Erarbeitung einer Vision machen. Dieses neue Leitbild, sagte Abmeier, werde der Steuerkreis im Anschluss aus den Ergebnissen des Abends erarbeiten und in der Vollversammlung des Diözesanrats (DR) am 7. März zur Diskussion und Abstimmung stellen.
„Ich finde das völlig überzogen“
Acht Thesen wurden an dem Abend in Kleingruppen diskutiert. Davon hatten sieben bereits in der Einladung zum Abend gestanden (Tag des Herrn berichtete). Eine achte war über die Internet-Eingaben, die Interessierte machen konnten, dazu gekommen: „Der DR entscheidet über den Haushalt des Erzbistums.“
Bereits in den Blitzlichtrunden, die den Teilnehmern der jeweiligen Arbeitsgruppe zu Beginn die Möglichkeit gaben, ihre Gefühle zur jeweiligen These auszudrücken, wurde deutlich, dass keineswegs Homogenität herrschte. So gingen die Meinungen in der Gruppe „Der DR entscheidet gleichberechtigt mit der Bistumsleitung über pastorale und strukturelle Fragen im Erzbistum Berlin“ von voller Zustimmung bis zu totaler Ablehnung, von „Das muss das Ziel sein“ oder „Ich kann mir gut vorstellen, dass der DR gleichberechtigt mitentscheidet“ über „Ich bin eher skeptisch“ und „Da müsste sich erst die Struktur der katholischen Kirche ändern“ bis „Ich finde es völlig überzogen“ oder „Das wäre eine Überforderung des Ehrenamts“.
Während die Arbeitsgruppe zur These „Der DR fördert die Evangelisierung“ mangels Beteiligung ausfiel (siehe Kasten rechts), ging es in anderen Gruppen heftig zur Sache. Eifrig diskutiert wurde insbesondere die These „Der DR bezieht Stellung zu aktuellen politische und sozialen Themen“. Einer der Diskutanten sagte: „Wir sind kein parlamentarisches Gremium“, „wir sind nicht die fünfte Kolonne im Staat, die Politik macht“. Dem setzte eine andere Diskutantin entgegen: „Die Kirche hat die verdammte Pflicht, nach draußen, über ihren Tellerrand zu schauen.“ Andere Gesprächsteilnehmer wünschten sich: „Gehört wird nur der Bischof, nicht der Vorsitzende des DR. Es wäre gut, wenn der höchste Volk-Gottes-Vertreter mit dem Bischof gemeinsam auftreten würde.“ Die Frage, ob überhaupt politische Stellungnahmen abgegeben werden sollten, wurde von den meisten in der Gruppe bejaht mit dem Hinweis auf die Bibel. Zwar gelte das Wort: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist, aber dennoch sei die Botschaft Jesu politisch.
Auch die wohl provokanteste These des Abends „Es braucht keinen DR“ wurde kontrovers besprochen. „Eine Vertretung der Laien, aber anders“ oder „ein anderes Zusammenspiel von Klerus und Laien“ waren Wünsche aus der Runde. Insgesamt wurde eine „Aufbruchstimmung“ wahrgenommen.
Viele Meinungen zutage gefördert
Bei allen Differenzen habe eine grundsätzliche Einigkeit geherrscht: „Es muss sich etwas ändern“, sagte nach dem Abend Steuerkreis-Leiterin Karlies Abmeier. „Er hat sehr viele Meinungen zutage gefördert.“ Was genau sie bedeuten, müsse in den nächsten Wochen zu Ende gedacht werden und werde sicher am 7. März intensiv diskutiert werden. Auf die Ausgangsfrage antwortete sie: „Es braucht den DR, um die vielfältigen Auffassungen der Laien in das Leben der Kirche einzubringen.“

Kommentar: Und die Evangelisierung?

Von Cornelia Klaebe

Dass ausgerechnet die Arbeitsgruppe zur These „Der Diözesanrat fördert die Evangelisierung“ beim Themenabend mangels Beteiligung ausfallen musste, ist keine gute Botschaft für ein christliches Gremium. Es habe wohl daran gelegen, dass diese Thematik „vor allem durch konservative Menschen und die muttersprachlichen Gemeinden“ eingebracht werde und diese bei der Veranstaltung kaum vertreten gewesen seien, formulierte es Steuerkreis-Sprecherin Karlies Abmeier. Das wirft zwei Fragen auf: Zum einen, warum die genannten Gruppierungen an einer offenen Aussprache über Sinn und Zweck des Diözesanrats nicht teilnehmen. Zum anderen aber auch, warum die Frage der Evangelisierung für die – dann wohl eher liberalen – Anwesenden weniger relevant war als die anderen. Auf der Suche nach Antworten hat der Laienrat in seiner Visionsfindung noch einiges an Arbeit vor sich.