Alternativen zum großen Martinsumzug in Vorpommern

Familien entdecken Martin

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In einigen Orten Vorpommerns haben die Kirchen in diesem Jahr Alternativen zum großen Martinsumzug geboten. Anja Goritzka hat sich mit ihren Kindern in Greifswald auf die St.-Martins-Kirchentour eingelassen.

David, Nele und Finja (von links) haben in der katholischen Kirche zwischen lauter Gänsen den heiligen Martin entdeckt.    Fotos: Anja Goritzka

 

„Mama, das ist so doof, dass wir dieses Jahr kein Laterne laufen können“, maulte die Sechsjährige seit einigen Wochen. Laterne laufen und St. Martin auf seinem Pferd sehen, war immer das Highlight im grauen Greifswalder November. Nur dieses Jahr nicht. Jedenfalls nicht so groß wie sonst: In den letzten Jahren taten sich die Altstadtgemeinden ökumenisch zusammen, erzählten am Greifswalder Fischmarkt die Geschichte, wie der spätere heilige Martin von Tours noch als Soldat seinen Mantel teilte und ein Stück einem Bettler gab. Anschließend zogen Kinder und Eltern mit vielen Lichtern über den Wall zum Greifswalder Dom St. Nikolai, ein Reiter vorne weg. Im Dom folgte eine gemeinsame Andacht. Dieses Jahr also nicht.
Die evangelischen Gemeinden von St. Nikolai und St. Jacobi und die katholische Gemeinde St. Joseph öffneten trotzdem ihre Kirchen für die kleinen und großen Laternenläufer. „Wir hatten schnell überlegt, was wir stattdessen tun können. Es kam die Idee auf, die Kirchen wie an Ostern einfach zu öffnen“, erzählte Friederike Creutzburg von der evangelischen Jacobigemeinde. Eine Stunde wollten die Gemeinden nur öffnen. „Der Andrang war sofort groß. Es ist einfach schön, den Dom so besonders erleuchtet zu sehen“, bestätigte sie.
Ganz in Familie machten auch wir uns auf den Weg in die Innenstadt. Während im Dom die klassische Geschichte des Teilens im Vordergrund stand und jeder an der Weltkugel ein Licht entzünden konnte, gab es in St. Jacobi etwas Handfestes: Wir teilten uns ein Hörnchen.

 

An einer Weltkugel entzündeten die Kinder im Greifswalder Dom ein Licht.

 

Fenster-Einblicke und „St. Martin to go“
Die Gemeindereferentin der katholischen Gemeinde, Schwester Theresia Kaschowitz, hatte sich für die großen und kleinen Besucher etwas Besonderes überlegt: Schon am Eingang wurden alle von Laternen empfangen, im Innern dann Lichterketten und Gänse aus Papptellern. Hier ging es um die Geschichte, wie Martin Bischof werden sollte, was er gar nicht wollte. Er war ein bescheidener Mann. Deshalb versteckte er sich. „Doch die Gänse machten so einen Krach, dass die Bewohner von Tours Martin im Gänsestall fanden und ihn zum Bischof machten“, erzählte die Ordensschwester am Eingang. Auf Suchbildern sollten die Kinder dann Martin zwischen den Gänsen finden und konnten sich eine Ansteckgans mitnehmen. Der Andrang am 11. November war groß. Zwischen den drei Greifswalder Kirchen und auf dem Wall leuchteten die unterschiedlichsten Laternen, Kinder gingen singend von Tür zu Tür.
Auch im vorpommerschen Löcknitz wurde der St. Martinstag anders begangen: Das Begegnungszentrum mia war besonders geschmückt, die Fenster geöffnet. Familien konnten sich die Legenden um Martin anhören und durch die Fenster auch sehen: St. Martin to go, hieß die Aktion. In Demmin bekamen die Kinder der Kindergärten hingegen von der katholischen und evangelischen Gemeinde Laternen zum Selberbasteln geschenkt.