Die Caritas in Erfurt berät geflüchtete alleinlebende Frauen, die in ihre Heimat zurück wollen. Jetzt gab es dazu eine Tagung.
Frauen in Not beistehen
Wenn alleinlebende geflüchtete Frauen zurück in ihre Heimat wollen, hilft ihnen in Erfurt die Caritas. Die Menschenrechtsorganisation Solwodi hat dazu jetzt eine Tagung veranstaltet.
Jessica Thomas und Zewar Aljazzar beraten bei der Erfurter Caritas Geflüchtete. - Foto: Holger Jakobi |
Von Holger Jakobi
„Einige Bauchschmerzen bleiben in der Beratung immer“, betont Jessica Thomas, die bei der Caritas Erfurt geflüchtete alleinstehende Frauen ergebnisoffen berät, die in ihre Herkunftsländer zurück wollen. „Unsicherheit spielt immer mit.“ Andererseits ist Thomas froh, die Beratung anbieten zu können. „Sie sichert den Frauen die Möglichkeit, selbst mitzubestimmen.“ Die geflüchteten Frauen, die sich bei der Caritas beraten lassen, kommen unter anderem aus Russland, Tschetschenien, Kasachastan oder aus Armenien.
Als freiwillige Rückkehrer gelten Migranten und Migrantinnen, die auf eigenen Wunsch in ihr Herkunftsland zurückkehren möchten, aber auch all diejenigen, deren Asylantrag abgelehnt wurde und die nun eine Abschiebung fürchten. Sie alle haben Sorgen und die Ungewissheit, was sie in dem Land erwartet, das sie hinter sich gelassen haben. Jessica Thomas kann da helfen.
Grundlegend ist die Frage, wie klar der Ausreisewunsch eigentlich ist. Jessica Thomas hat die Erfahrung gemacht, dass die Motive sehr unterschiedlich sind. Manche wollen beispielsweise nach der Trennung von ihrem Partner einfach nur heim in ihre gewohnte Umgebung. Gerade dann, wenn sie eigentlich gar nicht weg wollten und nun alleine in einer für sie fremden Umgebung leben. „Die Familienbindung ist bei unserer Klientinnen sehr stark“, sagt Jessica Thomas weiter.
Gibt es vor Ort Förderprogramme?
Andere Frauen kommen einfach mit dem Alltag nicht zurecht, den sie oft als anstrengend und bürokratisch empfinden. Thomas verweist darauf, dass es in der Beratung wichtig ist, darauf zu schauen, welche Perspektiven die Frauen in ihren Herkunftsländern haben. Gibt es vor Ort Förderprogramme, die den Frauen helfen und beistehen? Wie ist die Familienstruktur?
Ist dies alles beantwortet, geht die Rückkehr mit zwei bis drei Wochen relativ schnell. „Optimaler sind fünf Wochen, wenn man Zeit hat“, betont Thomas. Treten hingegen Zweifel auf, dann wird es intensiver. Beginnend mit der Frage, woher der Zweifel komme, wird unter anderem geklärt, ob die Frauen wirklich zurück wollen oder ob es nicht doch eine Perspektive zum Bleiben in Deutschland gibt. Weiter wird gefragt, ob auf die alleinstehenden Frauen irgendein Druck ausgeübt wird. Sei es vom ehemaligen Partner, sei es von der Familie oder von anderen.
Jessica Thomas hat in ihrer Arbeit die Möglichkeit, internationale Hilfsorganisationen mit einzubeziehen. Eine davon ist die Menschenrechtsorganisation Solwodi, Die von Schwester Dr. Lea Ackermann gegründete Organisation begleitet seit 1992 alleinstehende Frauen in einem eigenen Rückkehr- und Reintegrationsprojekt. Ackermann, die auch erste Vorsitzende von Solwodi ist, sagte: „Die Rückkehrhilfe kann ein Gewinn sein, jedoch muss sie gerade für die verletzliche Personengruppe der Frauen gezielt angepasst und eingesetzt werden.“ Es komme dabei auf die sorgfältige Vorbereitung und Umsetzung an. Die Hilfen reichen von der Unterstützung bei der Ausreise über finanzielle Hilfen, für Bildungsangebote oder einkommenschaffende Existenzgründungen, bis hin zur weiteren Betreuung der Frau durch eine Organisation im Heimatland.
Andere Erfahrungen nutzen
Im Erfurter Augustinerkloster fand am 3. und 4. Februar eine internationale Fachtagung zum Thema „Migrationswege: Herkunftsland – Erstaufnahmeland – Wunschland“ statt. Eingeladen hatte Solwodi. Die Erfurter Tagung richtet den Blick auf die Probleme, aber auch auf die Möglichkeiten einer freiwilligen Rückkehr von Frauen. Jessica Thomas hatte für die Caritas an der Tagung teilgenommen. „Für mich ist es eine gute Gelegenheit des Austausches. Es gibt so viele unterschiedliche Fälle und Situationen, da ist es gut, auf andere Erfahrungen zugreifen zu können.“
„Solwodi Deutschland – Solidarität mit Frauen in Not“ ist ein Verein für Migrantinnen und geflüchtete Frauen in Notsituationen, die unter anderem aufgrund von Menschenhandel oder Zwangsverheiratung nach Deutschland gekommen sind. Gegründet wurde Solwodi 1985 in Kenia und 1987 in Deutschland. Hier ist die Organisation mit inzwischen 19 Fachberatungsstellen und acht Schutzunterkünften für ausländische Frauen und Mädchen vertreten.