Anstoß 50/2020
Gaudete: Freut euch doch mal!
Wer in Biederitz am Supermarkt vorbeikommt und über das Kopfsteinpflaster fährt, muss langsam sein.
Nicht nur wegen des Straßenbelags, sondern vor allem wegen eines ganz besonderen Hauses. Genauer gesagt wegen seines Vorgartens. Dort stehen immer wieder große Figuren in kleinen hübsch gestalteten Szenen.
Im Herbst waren da Pilze, Puppen, die ihre Drachen steigen lassen, unterm Regenschirm stehen. Im Sommer sah es sommerlich aus, im Winter winterlich. Mal saßen Oma und Opa als große Puppen auf der Bank, tranken Kaffee und aßen Kuchen, dann wieder stand dort die Geschichte von Hänsel und Gretel. Lebensgroß versteht sich, dazu liebevoll viele Gegenstände: Pfefferkuchen, Pilze und jede Menge Zeug, das dazu passt. Derzeit bevölkern ein großer textiler Schneemann und ein paar Kinder mit dem Weihnachtsmann den kleinen Rasen. Das mir hier der Nikolaus oder das Christkind noch besser gefallen würden – geschenkt.
Nun hatte da nicht etwa der Bürgermeister eine Idee. Nein, es sind vermutlich die Leute, die in diesem kleinen Haus wohnen. Sie schaffen es, immer wieder anderen eine Freude zu machen, nicht nur Eltern und ihren Kindern, die dort vorbeistaunen.
Die Vorgartenverzauberer machen den Ort schöner und verwandeln die kleine dörfliche Welt. Und ich glaube, dass es ihnen mindestens genauso einen Spaß macht, neu zu überlegen, was als nächstes aufgebaut wird, wie es die Vorbeikommenden freut, die sich immer wieder von neuem überraschen lassen können.
Ein wenig Freude in die Welt bringen, kann ganz leicht sein, einfach das Talent nehmen, was man hat, und es mit anderen teilen. „Gaudete“, der Sonntag im Advent, ist die sympathische Anregung des Kirchenjahres, sich auch mal Zeit für die Freude zu nehmen. Von dieser Stelle ein fröhliches Dankeschön an alle Freudenschenker, die, wie die Vorgartenverwandler in Biederitz, unserem Leben wunderschöne kleine Momente bescheren. Und solche Menschen gibt’s „Gott sei Dank“ überall.
Guido Erbrich , Biederitz