Mehr offene spirituelle Angebote für Pflegepersonal und Ärzte
Gemeinsam auf die Suche gehen
Klinikseelsorger Diakon Reinhard Feuersträter Foto: Eckhad Pohl |
Der Leiter der Klinikseelsorge im Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara in Halle, Diakon Reinhard Feuersträter, hat sich für mehr spirituelle Angebote für das Pflegepersonal und die Ärzte außerhalb der konfessionellen Häuser ausgesprochen. Solche Angebote könnten durchaus auch ökumenisch und regional überdiözesan verantwortet sein, sagte Feuersträter gegenüber dem Tag des Herrn. Er stelle dafür einen Bedarf fest. Nachgefragt würden „spirituelle Impulse, Lebensorientierung, Nachdenken über den Sinn im Beruf, ,Ethik im Beruf‘, Angebote unter der Überschrift ,Tage für mich‘“. „Wichtig ist, die Menschen bei ihren Fragen abzuholen.“
Während er Anfang der 2000er Jahre drei entsprechende Samstagsangebote für die Mitarbeiter des katholischen Krankenhauses in Halle gemacht habe, seien es jetzt jährlich sieben solcher Tagesveranstaltungen – und „es könnten mehr sein“, sagt Feuersträter. Ähnliches höre er aus den Kliniken der Alexianer. „Das Personal sucht in einer immer komplexer werdenden Welt nach Orientierung, nicht nach einfachen Antworten. Manche wollen auch genau wissen, wo es lang geht.“
Bei vielen Fortbildungen im Blick auf Sterbe- und Trauerbegleitung, darunter für weithin nichtchristliche Mitarbeiter von Einrichtungen der Arbeiterwohlfahrt, würden ihm die Teilnehmer immer wieder sagen: „Es muss noch etwas anderes geben als dieses Leben“. Auch Kollegen wie etwa Pfarrer Christoph Kunz, der in der Universitätsklinik in Magdeburg Veranstaltungen zum Thema „Achtsamkeit“ anbiete, machten solche Erfahrungen.
Auch bei dem seit drei Jahren in Berlin stattfindenden Angebot „Campus Pflege“ des Krankenhausträgers Elisabeth-Vinzenz-Verbund, zu dem Auszubildende eingeladen sind, gebe es eine rege Nachfrage nach Themen wie Glauben und Philosophie, „Brennen oder Ausbrennen“, christliches Menschenbild. „Die Menschen suchen und wünschen sich Leute, die sich mit ihnen im Blick auf solche Fragen auf den Weg machen.“
Pflegende, aber auch erfahrende Ärzte seien natürlich mit den existenziellen Fragen besonders konfrontiert. Pflegende seien manchmal auch beeindruckt, wie gut manche Sterbenden mit ihrer Situation umgehen. Angesichts kurzer Verweildauer der Patienten und immer neuer medizinischer Herausforderungen sei das Pflegepersonal zudem auf der Suche nach einem neuen Selbstverständnis. Da gelte es Hilfestellungen anzubieten.
Eine Schwierigkeit sieht Feuersträter allerdings darin, wie entsprechende Angebote Schwestern, Pfleger und Ärzte in nicht kirchlichen Häusern erreichen können. In konfessionell getragenen Kliniken haben die Mitarbeitenden ein Anrecht auf Freistellung für solche Angebote. „Die Neugier ist jedenfalls da“, sagt Feuersträter. „Die Frage ist, wie wir als Christen darauf eingehen.“
Mehr Infos: Klinikseelsorger Diakon Reinhard Feuersträter (r.feuersträter@krankenhaus-halle-saale.de)
Von Eckhard Pohl