Fachtag zum kirchlichen Umweltmanagement
Gespräch und sanfter Druck
Der Fachtag zum kirchlichen Umweltmanagement fand in der Leucorea in Lutherstadt Wittenberg und online statt. Foto: Sigrun Höhne |
Auf welchen Wegen lässt sich die Treibhausgas-Neutralität bis 2045 auch im kirchlichen Umfeld, vor allem in den Bereichen Gebäude, Mobilität und Beschaffung am besten zu erreichen? Diese Frage stand beim diesjährigen Fachtag zum kirchlichen Umweltmanagement „Grüner Hahn“ in der Leucorea in der Lutherstadt Wittenberg im Mittelpunkt. Dass diese Treibhausgas-Neutralität erreicht werden muss, sei wissenschaftlich unumstritten, machte Burkhard Huckestein vom Umweltbundesamt in seinem Eingangsreferat eindrücklich deutlich. Wenn man jetzt keinen Reduktionswege einschlägt, werden die Zerwürfnisse und finanziellen Belastungen in Zukunft noch viel größer und wahrscheinlich finanziell und auch gesellschaftlich kaum mehr beherrschbar sein, betonte Huckestein.
Daher wurde bei dem Fachtag ein dreistufiges Modell diskutiert: Die erste Stufe ist ein umfassendes Umweltmanagement wie es im kirchlichen Umweltmanagementsystem „Grüner Hahn“ realisiert wird. Hier müsse noch ein großes Augenmerk auf die Kommunikation vor Ort gelegt werden, hieß es. Trotzdem gelte es, Verbindlichkeiten einzurichten, wie zum Beispiel die regelmäßige Revalidierung (Gültigmachung / Abgleichung – d Red.) und die Abgabe von Umweltberichten. Alle vier Jahre werde auch ein neues Umweltprogramm aufgestellt und Verantwortlichkeiten für dessen Umsetzung festgelegt. „Leider muss man feststellen, dass die Resonanz auf dieses freiwillige Angebot und die Hilfsmittel derzeit sehr gering ist, und man mit dieser ,Unverbindlichkeit‘ kaum auf den Pfad der CO2-Neutralität einschwenken kann“, stellten die Tagungsteilnehmer fest.
Klimaschutzkonzept für die Bistumsebene
Daher wäre ein zweiter Schritt, ein Klimaschutzkonzept für die Bistumsebene zu entwickeln, betonte Oliver Foltin von der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) in Heidelberg. Foltin hat schon zahlreiche Klimaschutzkonzepte für Landeskirchen und Bistümer in Deutschland mit entwickelt. Dieses sollte vor allem auf der Ebene der Kirchenleitung Maßnahmen festlegen, die einen Weg zur Klimaneutralität aufzeigen und die dann verbindlich mit Unterstützung der Kirchenleitung angegangen werden. Foltin skizzierte in seinem Vortrag einige mögliche, wirksame Maßnahmen: Zum Beispiel müssten die Pfarreien regelmäßig ihre Energieverbräuche melden. Diese müssten ausgewertet und einem Controlling unterzogen werden. Zugleich sei es nötig und sinnvoll, die Förderung von Baumaßnahmen vor Ort in den Gemeinden und Einrichtungen an entsprechende Energie- und Nutzungskonzepte zu koppeln. Das Bistum könnte dazu entsprechende Beratungsmöglichkeiten anbieten. Auch Fragen der Mobilität und der Beschaffung notwendiger Materialien sowie Aspekte der IT-Vernetzung könnten gut über die Bistumsebene organisiert werden.
Erfahrungen aus der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz (EKBO) zeigen, dass derartige Konzepte allerdings noch viel zu sehr in der Unverbindlichkeit bleiben. Jörn Budde, Leiter des Umweltbüros der EKBO, machte in seinem Vortrag deutlich, dass die bisher gelaufene Kommunikation vor Ort in den Gemeinden der EKBO trotzdem für den weiteren Prozess wichtig ist. Dennoch hätten sich die Gemeinden noch nicht unbedingt zum Handeln aufgefordert gefühlt. So habe sich die Erkenntnis herauskristallisiert, dass für ein wirksames Einschwenken auf den Reduktionspfad verbindliche Vorgaben mit finanziellen Sanktionen notwendig sind. Dies habe dann zu einem dritten Schritt, der Verabschiedung des Klimaschutzgesetzes in der EKBO geführt, so Budde. Weitere evangelische Gliedkirchen würden derzeit auf die Festlegung von Klimaschutzgesetzen einschwenken. Seitens der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) soll es ein Rahmengesetz für die Gliedkirchen geben. Entwicklungen dieser Art seien in der katholischen Kirche derzeit nicht zu beobachten, hieß es.
Abgaben für CO2-Emissionen
Ziel des Klimaschutzgesetzes der EKBO sei es, die Gemeinden zu einer Abgabe für ausgestoßenes CO2 zu verpflichten. Dadurch werde die Einsparung von Energie und die Umstellung der Heizungstechnik auf nachhaltige Energieträger gefördert. Das eingenommene Geld soll in einen Fonds fließen, aus dem Projekte der Gemeinden auf dem Weg zur Dekarbonisierung und CO2-Neutralität gefördert werden.
Insgesamt wurde bei dem Fachtag deutlich: Um zu einer deutlichen Reduktion des Schadstoffausstoßes zu kommen, ist viel Kommunikation erforderlich. Es gelte, die Menschen und Akteure „mitzunehmen“, ihnen Handlungsoptionen und Alternativen aufzuzeigen und so die Angst vor ausufernden Kosten zu nehmen. Zugleich wurde deutlich, dass es eines sanften, auch finanziellen Drucks bedarf. Dabei könnten Klimaschutzgesetze oder andere verbindlichen Vorgaben der Kirchenleitung helfen.
Von Wendelin Bücking