Kirchenvertreter im Gespräch mit Sachsen-Anhalts Landesregierung
Gipfeltreffen in Magdeburg
Image
Nach zwei Jahren Pause haben sich Vertreter der Kirchen in Sachsen-Anhalt mit der Landesregierung zu Gesprächen getroffen. Unter anderem ging es um den Religionsunterricht im Land und die Nutzung der Kirchengebäude.
Großer Andrang vor dem Roncalli-Haus in Magdeburg: Vertreter von Landesregierung und Kirchen trafen sich zu gemeinsamen Gesprächen. Foto: Oliver Gierens |
Vor dem Magdeburger Roncalli-Haus, der Bildungs- und Tagungsstätte des Bistums, fuhren am Montagabend vergangener Woche zahlreiche schwarze Limousinen vor. Zum ersten Mal seit drei Jahren trafen sich Vertreter der katholischen und evangelischen Kirchen mit der Landesregierung Sachsen-Anhalts zu einem gemeinsamen Gespräch.
Zweimal musste das Treffen, das seit 1991 jährlich stattfindet, coronabedingt ausfallen. Dementsprechend hatten sich viele Themen aufgestaut – und für die gut zweistündigen Beratungen war die Tagesordnung vergleichsweise lang: Der Religionsunterricht in Sachsen-Anhalt stand ebenso auf der Agenda wie der Erhalt denkmalgeschützter Kirchen, außerdem ging es um die Notfall- und Polizeiseelsorge im Land. Auch die Debatte über die mögliche Ablösung der Staatsleistungen für die Kirchen kam an diesem Montagabend zur Sprache.
Auf beiden Seiten waren die Delegationen ranghoch besetzt: Bischof Gerhard Feige nahm für das katholische Bistum Magdeburg ebenso teil wie der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer, und der Kirchenpräsident der Landeskirche Anhalts, Joachim Liebig.
Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) brachte fast sein gesamtes Landeskabinett mit, das nach der Landtagswahl im vergangenen Jahr in dieser Zusammensetzung erstmals an den Staat-Kirche-Beratungen teilnahm. Wie mehrere Teilnehmer im Nachgang berichteten, sei die Einigkeit bei vielen Themen groß gewesen.
Ein Dauerthema, das vor allem in der katholischen Kirche die Wellen seit Jahren hochschlagen lässt, ist der Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs an Kindern. Hier habe Bischof Feige eine ganze Reihe von Maßnahmen vorgestellt, die in der Diözese Magdeburg in punkto Aufarbeitung und Prävention ergriffen werden, hieß es.
Zweimal musste das Treffen, das seit 1991 jährlich stattfindet, coronabedingt ausfallen. Dementsprechend hatten sich viele Themen aufgestaut – und für die gut zweistündigen Beratungen war die Tagesordnung vergleichsweise lang: Der Religionsunterricht in Sachsen-Anhalt stand ebenso auf der Agenda wie der Erhalt denkmalgeschützter Kirchen, außerdem ging es um die Notfall- und Polizeiseelsorge im Land. Auch die Debatte über die mögliche Ablösung der Staatsleistungen für die Kirchen kam an diesem Montagabend zur Sprache.
Auf beiden Seiten waren die Delegationen ranghoch besetzt: Bischof Gerhard Feige nahm für das katholische Bistum Magdeburg ebenso teil wie der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer, und der Kirchenpräsident der Landeskirche Anhalts, Joachim Liebig.
Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) brachte fast sein gesamtes Landeskabinett mit, das nach der Landtagswahl im vergangenen Jahr in dieser Zusammensetzung erstmals an den Staat-Kirche-Beratungen teilnahm. Wie mehrere Teilnehmer im Nachgang berichteten, sei die Einigkeit bei vielen Themen groß gewesen.
Ein Dauerthema, das vor allem in der katholischen Kirche die Wellen seit Jahren hochschlagen lässt, ist der Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs an Kindern. Hier habe Bischof Feige eine ganze Reihe von Maßnahmen vorgestellt, die in der Diözese Magdeburg in punkto Aufarbeitung und Prävention ergriffen werden, hieß es.
Lehrkräftemangel im Blick behalten
Beim Religionsunterricht sei es vor allem um den zunehmenden Lehrkräftemangel gegangen, der die Versorgung der Schüler zunehmend gefährde. Von kirchlicher Seite sei die Sorge geäußert worden, dass wegen Sparnotwendigkeiten die Ausbildung in Religionspädagogik betroffen sein könnte. Die Landesregierung habe jedoch zugesichert, den Lehrkräftemangel im Blick zu behalten.
Die vor zwei Jahren zwischen Land und Kirchen vereinbarte Möglichkeit eines ökumenischen Religionsunterrichts werde weiterhin als ein mögliches Projekt gesehen, um die Unterrichtsversorgung zu verbessern. Die Erfahrungen mit diesem kooperativen Unterricht sollen bald ausgewertet werden, hieß es.
Auch beim Denkmalschutz hat es nach Teilnehmerangaben Einigkeit gegeben. So habe die Landesregierung zugesichert, sich weiterhin in der Denkmalpflege für den Erhalt alter Kirchengebäude als Teil der kulturellen Landschaft zu engagieren. Diskutiert wurde auch die Frage, wie aufgegebene Kirchengebäude anderweitig genutzt werden könnten, beispielsweise für kulturelle Veranstaltungen.
Beim Religionsunterricht sei es vor allem um den zunehmenden Lehrkräftemangel gegangen, der die Versorgung der Schüler zunehmend gefährde. Von kirchlicher Seite sei die Sorge geäußert worden, dass wegen Sparnotwendigkeiten die Ausbildung in Religionspädagogik betroffen sein könnte. Die Landesregierung habe jedoch zugesichert, den Lehrkräftemangel im Blick zu behalten.
Die vor zwei Jahren zwischen Land und Kirchen vereinbarte Möglichkeit eines ökumenischen Religionsunterrichts werde weiterhin als ein mögliches Projekt gesehen, um die Unterrichtsversorgung zu verbessern. Die Erfahrungen mit diesem kooperativen Unterricht sollen bald ausgewertet werden, hieß es.
Auch beim Denkmalschutz hat es nach Teilnehmerangaben Einigkeit gegeben. So habe die Landesregierung zugesichert, sich weiterhin in der Denkmalpflege für den Erhalt alter Kirchengebäude als Teil der kulturellen Landschaft zu engagieren. Diskutiert wurde auch die Frage, wie aufgegebene Kirchengebäude anderweitig genutzt werden könnten, beispielsweise für kulturelle Veranstaltungen.
Erhalt und Nutzung der Kirchen
Dabei sei es auch um ein mögliches Umdenken im Hinblick auf den Klimaschutz gegangen – so soll offenbar geprüft werden, ob es bald Solaranlagen auf den Kirchtürmen geben könnte.
Die Dauerdebatte über die Ablösung der Staatsleistungen, die die Kirchen derzeit als Ausgleich für Enteignungen im Zuge der Säkularisation erhalten, ist nur am Rande gestreift worden. Einmütigkeit habe darin bestanden, dass dies eine „gewaltige Aufgabe“ sei, die allerdings vorrangig der Bund klären müsse. Die Kirchen wollen dabei offenbar am sogenannten „Äquivalenzprinzip“ festhalten: Die Ablösesumme müsse so hoch sein, dass sie der Höhe der jetzigen Staatsleistungen entspricht.
Dabei sei es auch um ein mögliches Umdenken im Hinblick auf den Klimaschutz gegangen – so soll offenbar geprüft werden, ob es bald Solaranlagen auf den Kirchtürmen geben könnte.
Die Dauerdebatte über die Ablösung der Staatsleistungen, die die Kirchen derzeit als Ausgleich für Enteignungen im Zuge der Säkularisation erhalten, ist nur am Rande gestreift worden. Einmütigkeit habe darin bestanden, dass dies eine „gewaltige Aufgabe“ sei, die allerdings vorrangig der Bund klären müsse. Die Kirchen wollen dabei offenbar am sogenannten „Äquivalenzprinzip“ festhalten: Die Ablösesumme müsse so hoch sein, dass sie der Höhe der jetzigen Staatsleistungen entspricht.
Die Zukunft in den Blick genommen
Und trotz weiterhin sinkender Mitgliederzahlen konnten Kirchen und Landesregierung auch über Zuwächse sprechen: Vor gut einem Monat hat der Chiphersteller Intel angekündigt, in Magdeburg eine neue Gigafactory zu bauen. Rund 10 000 neue Jobs sollen dort entstehen – und viele neue Mitarbeiter werden auch die Angebote der Kirchen in Anspruch nehmen wollen. Kinder müssen beschult werden, die Menschen werden nach Beheimatung suchen – auch in den Kirchengemeinden. „Das könnte heißen, dass wir über eine internationale Schule nachdenken müssen“, hieß es aus Teilnehmerkreisen.
Und trotz weiterhin sinkender Mitgliederzahlen konnten Kirchen und Landesregierung auch über Zuwächse sprechen: Vor gut einem Monat hat der Chiphersteller Intel angekündigt, in Magdeburg eine neue Gigafactory zu bauen. Rund 10 000 neue Jobs sollen dort entstehen – und viele neue Mitarbeiter werden auch die Angebote der Kirchen in Anspruch nehmen wollen. Kinder müssen beschult werden, die Menschen werden nach Beheimatung suchen – auch in den Kirchengemeinden. „Das könnte heißen, dass wir über eine internationale Schule nachdenken müssen“, hieß es aus Teilnehmerkreisen.
Von Oliver Gierens