Die Arenberger Dominikanerinnen verlassen Michendorf.
„Gott bleibt hier und ist dort“
Die Arenberger Dominikanerinnen verlassen Michendorf. Die Schwestern waren fast 80 Jahre mit Gebet und karitativem Dienst auf dem Wolkenberg präsent.
Weiter wirken die Schwestern: Der Wehmut über den Abschied setzen sie ihr Gottvertrauen entgegen. Foto: Thomas Marin |
Von Thomas Marin
Mit den Schwestern der heiligen Katharina von Siena im Orden des heiligen Dominikus, wie die Gemeinschaft vollständig heißt, zog im Kriegsjahr 1941 eine ganze Wolke von Heiligen auf den Michendorfer Wolkenberg. Die als Erholungs- und Exerzitienhaus für die Schwestern gekaufte Villa wurde zum Norberthaus, die nach dem Krieg ausgebaute Kapelle weihte man dem heiligen Josef.
Zuwendung für Kinder und ihre Eltern
Später wurde sie zur Pfarrkirche der Pfarrei St. Cäcilia. Als letzter Heiliger kam nach der Wiedervereinigung Deutschlands der heilige Georg hinzu, als Patron des gemeinsam mit der Militärseelsorge genutzten Gemeindehauses.
Statt des geplanten Erholungshauses wurde Michendorf zur Zuflucht für die in Berlin ausgebombten Schwestern. Die Not des Krieges machte ein Lazarett nötig, das als Krankenhaus weiterbetrieben wurde. Nach 1945 wurden tuberkulosekranke Kinder betreut und ab 1957 schwer behinderte Kinder. Die Schwestern waren in der Pflege und Förderung der Kinder tätig und leiteten die Einrichtung unter den komplizierten Bedingungen, die in der DDR-Zeit zu bewältigen waren. Dabei standen die Schwestern auch den Eltern ihrer Schützlinge zur Seite. Selten waren diese katholisch, das Norberthaus und die Zuwendung der Dominikanerinnen waren auch bei SED-Genossen gefragt. Angehende Kindergärtnerinnen und Krankenschwestern erhielten hier ihr praktisches und geistliches Rüstzeug von Sr. Melania. Sie leitete die einjährige Praktikantur, die der kirchlichen Ausbildung vorgeschaltet war.
Nach 1990 führten wirtschaftliche Herausforderungen und der fehlende Nachwuchs bei den Schwestern zur Übernahme des Norberthauses durch den Deutschen Orden. Sr. Theresita und Sr. Ute arbeiteten noch einige Zeit im Haus mit und der Konvent blieb auf dem Gelände. Für die Mitarbeiter und die Pfarrgemeinde blieben so die Präsenz und das Gebet der Schwestern bis heute erhalten. „Das war auch unser Charisma, dass wir immer da sein konnten“, beschreibt Sr. Waltrudis, die Priorin der Gemeinschaft, was jahrzehntelang für das Behindertenheim wie für die Gemeinde von unschätzbarem Wert war.
Geistliche Prägung als Vermächtnis
Praktische Aufgaben in der Gemeinde haben die Schwestern inzwischen weitgehend weitergegeben. Sr. Elisabeth bildet als langjährige Sakristanin ehrenamtliche Küster aus, die Kinderkirche und den ökumenischen Gesprächskreis haben sie Gläubigen aus der Pfarrei übertragen und manche praktische Aufgabe von Kirchenreinigung bis Schaukastengestaltung ist neu geregelt. Die wirklichen Lücken werden sich erst zeigen, wenn Anfang 2020 die letzten Schwestern gehen. Vier von ihnen ziehen ins Mutterhaus nach Koblenz-Arenberg, Sr. Liboria geht nach Oberhausen und Sr. Ute bleibt in Wilhelmshorst in Reichweite.
Die geistliche Prägung, die die Gläubigen in der Gemeinde und viele Mitarbeiter, oft in praktischer Ökumene, erfahren haben, ist das Vermächtnis aus fast achtzigjährigem Wirken der Dominikanerinnen. Der Wehmut über den bevorstehenden Abschied setzt Sr. Waltrudis ihr Gottvertrauen und ihren Humor entgegen. So habe sie einer der Neuzeller Zisterzienser mit der Aussage trösten wollen, dass Gott ja mitgehe. „Das stimmt ja“, sagt sie, „aber er ist ja auch schon dort. Und er bleibt gleichzeitig auch hier. Ist das nicht schön?“