Anstoß 50/22
Gott mit uns
Vor der Weihnachtsgeschichte beginnt der Evangelist Matthäus sein Evangelium mit einer echten Herausforderung, eine schier endlose Liste mit Namen. (Matthäus 1,1-16)
Die hier zusammengestellte Genealogie soll zeigen, dass Jesus in direkter Linie von König David abstammt. Das ist mir klar. Trotzdem kürze ich an dieser Stelle oft ab.
Das geht nicht so leicht, wenn das Evangelium im Gottesdienst vorkommt, wie zum Beispiel am Fest Mariä Geburt am 8. September. Also lese ich die Namen stoisch vor und frage mich, was das soll. Aber es ist eigenartig. Während ich die Namen einen nach dem anderen vorlese, geht mir auf, worum es Matthäus vielleicht geht. Es war ihm wichtig, Jesus zu verorten. Gott ist konkret geworden in unserer Geschichte nach einer langen Reihe von Königen.
Ein paar Verse später erinnert Matthäus mit Blick auf Jesus an die alte Verheißung des Propheten Jesaja, der von einem Kind spricht, das Gott uns schenkt und es Immanuel nennt. Das heißt übersetzt: Gott mit uns.
Welche Namen haben Menschen heute für Gott? Gott, den es (leider) nicht gibt? Gott, der uns nicht erhört? Gott, der sich nicht für uns interessiert oder andersherum, für den wir uns nicht interessieren? Gottesnamen haben etwas mit unseren Erfahrungen zu tun.
Wer keine Erfahrungen mit Gott gemacht hat, für den bleibt das Wort eine leere Hülse ohne Bedeutung. Das ging mir auf, als ich Schüler in einer Schule gefragt habe, was sie meinen, wenn sie Gott sagen. Für einen Menschen, der schlechte Erfahrungen mit Gott gemacht hat, wird das Wort ein beladener Begriff, den es zu vermeiden gilt.
Langsam dämmert mir, was uns Gott da zumutet, wenn er uns den Immanuel in die Krippe legt. Es ist unsere Aufgabe, für Erfahrungen mit diesem Gott zu sorgen. Gott legt es in unsere Hände, wie die Menschen von ihm sprechen.