In Potsdam wird über neues Gemeindezentrum diskutiert

Große Pläne, aber auch viel Skepsis

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Der Kirchenvorstand der Gemeinde St. Peter und Paul Potsdam hat gemeinsame Pläne mit dem Erzbistum Berlin für ein neues Gemeindezentrum vorgestellt. In einer Gemeindeversammlung wurde das Vorhaben kritisch diskutiert.

Die Freifläche in der Gutenbergstraße 81. Hier könnte in Zukunft das neue Gemeindezentrum stehen.    Foto: Stefan Schilde

 

Bis zu 800 Quadratmeter Nutzfläche für Pastoral und Wohnräume, dazu Barrierefreiheit und mehr Nachhaltigkeit. Die Pläne für die Errichtung eines neuen Gemeindezentrums, die der Kirchenvorstand von St. Peter und Paul Potsdam am Wochenende interessierten Katholiken aus dem pastoralen Raum Potsdamer Land vorstellte, klingen eigentlich nach einem Angebot, das man nicht ablehnen kann. Doch ganz ohne Widerspruch verlief die Gemeindeversammlung nicht ab – im Gegenteil.
Bei dem Grundstück handelt sich um die Baulücke in der Gutenbergstraße 81, direkt am Bassinplatz, auf dem die St. Peter und Paul-Kirche steht. Es ist die letzte Baulücke im attraktiven Holländischen Viertel, mitten in Potsdams Innenstadt. Nach langer Prüfung haben die Stadtverordneten einem Verkauf des Grundstücks an die Kirche zugestimmt. Kostenpunkt: 740 000 Euro. Das Erzbistum würde das Grundstück kaufen und anschließend an die Pfarrei St. Peter und Paul verpachten. Einen Teil der Bausumme, von einer Zahl im mittleren einstelligen Millionenbereich ist die Rede, soll die Gemeinde stemmen, den Rest würde das Erzbistum übernehmen.
Für die Finanzierung soll die Gemeinde Teile ihres Immobilienbesitzes veräußern. In erster Linie geht es um das Pater-Bruns-Haus, zu dem neben dem derzeitigen Gemeindezentrum auch Wohnungen gehören, in denen Menschen mit Bezug zur Kirche leben. Ginge es nach dem Erzbistum, soll auch ein Verkauf des Wohnhauses der zu St. Peter und Paul gehörenden Gemeinde Maria Meeresstern Werder in der Uferstraße 8 in Betracht gezogen werden. Der Potsdamer Kirchenvorstand möchte das jedoch unbedingt vermeiden.

Mehr Platz, mehr Offenheit
Wer das Pater-Bruns-Haus betritt, versteht, woher der Wunsch nach mehr Raum rührt: Der Altbau hat viel Charme, aber alles ist sehr beengt, das Gemeindezentrum selbst ist nur etwa 60 Quadratmeter groß und der kleine Saal schon mächtig aufgeheizt, bevor sich die 30 Diskutanten darin hineingezwängt haben. Wer nicht mehr ganz so gut zu Fuß ist, hat es schwer, barrierefrei ist hier so gut wie nichts. Die Bibliothek ist aus Platzgründen in der Kirche eingerichtet.
Zudem wirkt das Haus nach außen hin eher verschlossen, Kirchenvorstand, Pfarrgemeinderat und Pfarrer Arnd Franke wünschen sich aber ein Zentrum, das ihrer Kirche entsprechen soll: der säkular geprägten Potsdamer Stadtgesellschaft offen und einladend entgegentretend. In einem Begegnungscafé im Eingangsbereich sollen sich Gemeindemitglieder und Gäste willkommen fühlen, und auch nicht-kirchliche Akteure sollen Räumlichkeiten nutzen können. Es geht auch um eine weitere Vernetzung von Kirche mit der Zivilgesellschaft.

„Ich verstehe das Anliegen, aber...“
Die Anwesenden, die in der Folge Einwände erhoben, können die Beweggründe nachvollziehen. Dennoch folgt auf jede „Ich verstehe ja das Anliegen“-Wortmeldung direkt ein dickes „Aber“ Die meisten Potsdamer sind besorgt ob des Verkaufs des Immobilienbestands, befürchten, dass ihre Gemeinde am Ende mit leeren Händen dastehen könnte, wenn etwas schiefgeht.
Ein Bewohner des Pater-Bruns-Hauses äußert seine Angst, dass die neuen Eigentümer die Mieter bei erstbester Gelegenheit kündigen könnten. Martin Vogel, Mitglied im Kirchenvorstand und Rechtsanwalt für Baurecht, sagt: „Wir nehmen die Besorgnis zur Kenntnis und versuchen, die Interessen der Mieter beim Verkauf vertraglich zu fixieren.“
Kritik gibt es auch von Vertretern der anderen Gemeinden im Potsdamer Land. Obwohl das Vorhaben spätestens mit Entstehung der neuen Pfarrei Allerheiligen sie alle betreffe, etwa in Hinblick auf die Bewirtschaftungskosten, seien sie nicht eingebunden worden, heißt es etwa aus Babelsberg und Michendorf. Die Antwort des Kirchenvorstands: Es musste schnell gehen, auch weil andere, auch Prominente, um das Grundstück mitbuhlten. Zudem habe man die Pläne bewusst nicht öffentlich thematisiert, um der Kirche nicht wohlgesonnenen Kräften keine Gelegenheit zu geben, sich in Stellung zu bringen.
Eines wurde deutlich: Zugegen waren vor allem Kritiker des Vorhabens, Zustimmung war nur selten zu hören. Um auch Gegner und Skeptiker mit ins Boot zu holen, müssen Kirchenvorstand und Pfarreileitung noch viel Überzeugungsarbeit leisten.

(schi)