Verein Ökokirche Deutzen

Hier darf etwas wachsen

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Mit der Gründung des Vereins Ökokirche Deutzen haben im Juli zehn Frauen und Männer ein Zeichen in Sachen Bewahrung der Schöpfung gesetzt. Nun hoffen die Mitglieder, dass sich viele anschließen und sich im Projekt engagieren.

Cäcilia Reiprich zeigt die Stelle, an der ein Falke sein Zuhause finden kann.    Foto: Holger Jakobi

 

„Gott hat die Erde so gut geschaffen, da kann ich mir nicht vorstellen, dass er uns hängen lässt“, betont Cäcilia Reiprich, Geschäftsführerin der Ökokirche St. Konrad in Deutzen bei Borna, ein ökumenisches Projekt der dortigen Gemeinde St. Joseph. Im Projekt Ökokirche gehe es darum, die Menschen für das Thema Umweltschutz und Bewahrung der Schöpfung zu sensibilisieren. Was nicht einfach ist in einer Region, die seit langem von und mit der Braunkohle lebt. „Für viele ist der Ausstieg aus der Kohle mit Verlustgefühlen geprägt, es war oder ist ihr ganzes Leben.“ Was es nicht einfach macht, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. „Als Christen haben wir jedoch die Verantwortung uns zu engagieren. Ich sehe schon eine biblische Grundlage, sich für die Schöpfung und ihren Erhalt einzusetzen“, betont die Geschäftsführerin. Dabei erinnert sie an ein Zitat des Publizisten Franz Alt der einmal sinngemäß sagte: „Nicht jeder Umweltschützer müsse ein Christ sein, aber jeder Christ ein Umweltschützer.“

Möglichst viele Menschen sensibilisieren
Um das Projekt Umweltkirche weiter voranzubringen, wurde im Juli der Verein Ökokirche Deutzen gegründet. Derzeit sind es zehn Frauen und Männer, die sich dort engagieren. Vorsitzender ist Christian Hönemann. Cäcilia Reiprich erklärt die beiden Vereinsziele: „Zum einen wollen wir möglichst viele Menschen für die Bewahrung der Schöpfung sensibilisieren. Zum anderen soll dieser spirituell wertvolle Ort, die Kirche und das Gelände erhalten werden. Hier soll ein Platz sein, an dem man Umweltschutz und Liebe zur Schöpfung anfassen und erleben kann. Es liegt in der Luft, gerade in unserer Region das Thema zu verankern.“ Doch mit erhobenen Zeigefinger will der Verein nicht agieren. „Wir alle sind Menschen und müssen nach einem Weg suchen, den wir gehen können. Nicht alles ist für jeden gleich möglich.“ Als Mutter von vier Kindern weiß Cäcilia Reiprich, dass es im ländlichen Raum beispielsweise nicht ohne das Auto geht. Die S-Bahn erleichtere zwar die Zufahrt in die Stadt Leipzig, doch fahre sie nur im Stundentakt.
Konkret gehe es einfach immer darum, zum Nachdenken anzuregen, wie die Ökologie im Alltag verankert werden kann. Wozu die Frage kommt, unter welchen Bedingungen beispielsweise Rohstoffe abgebaut werden. Oder zu überlegen, ob es immer Fleisch und Wurst sein müssen, die auf den Tisch kommen. „60 Prozent der landwirtschaftlichen Ernten werden weltweit in der Tierhaltung verbraucht. Wieviele Menschen könnten davon ernährt werden? Und Klimawandel ist immer auch Fluchtursache.“ Cäcilia Reiprich betont: „Sollten sich die Prognosen des Anstiegs der Weltmeeresspiegel bewahrheiten oder es gar schlimmer werden, dann verlieren Millionen von Menschen ihre Heimat. Die Menschheit muss dann einfach zusammenrücken. Vielleicht ist es ja eine besondere Aufgabe der Kirche, hier vorbereitend tätig zu sein.“

MEINUNG

Viele Körnlein …

Adalbert Stifter brachte es auf den Punkt, wenn er sagte, dass es seine Aufgabe als Dichter sei „Ein Körnlein Gutes zum Baue des Ewigen beizutragen.“ Heute ist dieses Körnlein Gutes mit Blick auf die Bewahrung der Schöpfung extistenziell. Die zurückliegenden unerträglich heißen Tage, das Sterben der Arten und der Wälder, die Trockenheit, erinnern daran, dass es so nicht mehr weitergehen darf. Jeder ist eingeladen und aufgefordert, sein „Körnlein“ beizutragen. Zu schauen, was an kleinen und großen Veränderungen in Sachen Umwelt im eigenen Leben möglich ist.
Es ist ein Ziel des jungen Vereins „Öko-Kirche Deutzen“, die Menschen dafür zu sensibilisieren. Vieles wurde in Deutzen erreicht, vieles wird möglich sein. Die Frauen und Männer des Vereins regen andere Christen dazu an, sich ebenfalls für Gottes Schöpfung zu engagieren.

Holger Jakobi

Vieles wurde bisher um die Umweltkirche herum erreicht. Im letzten Jahr haben Jugendliche im Rahmen der „72-Stunden Aktion“ des BDKJ eine Blühwiese mit regionalen Kräutern angelegt, die in diesem Jahr sehr schön geblüht und vielen Insekten Nahrung geboten haben.  Der Rasen wird nicht zwangsläufig kurz gehalten, hier und da darf auch einmal eine blühende Insel stehen bleiben. Ein „Natur erleben“-Projekt mit dem örtlichen Kindergarten ist in der Vorbereitung. Im Rahmen der RKW entstand ein Falkenkasten. Es gibt eine Vernetzung mit weiteren Ini-
tiativen. Die Arbeit ist von Anfang an ökumenisch orientiert. Gute Kontakte gibt es zur evangelischen Gemeinde Regis-Breitingen. Außerdem sollen die Themen Ökologie, Ökonomie und Ökumene miteinander verknüpft werden.
Ganz wichtig ist die spirituelle Ausrichtung der Ökokirche. Die Enzyklika Laudato Si von Papst Franziskus ist hier eine wichtige Grundlage. So wird an den ersten Freitagen im Monat zum Gebet für die Schöpfung eingeladen. „Das haben wir auch während der Coronazeit beibehalten können. Zur Not hätte ich das Gebet auch alleine gehalten, doch es kam immer jemand dazu.“

Programm für den 4. September geplant
Zum Tag der Schöpfung – den Papst Franziskus für den 1. September ins Leben rief – ist am 4. September ein etwas größeres Programm geplant. Los geht es um 17 Uhr im Garten mit  einer Einstimmung, also ein paar kleine Aktivitäten, Möglichkeit zu Begegnung und Austausch – in diesem Jahr mit Abstand. Cäcilia Reiprich: „Zirka 18.30 Uhr wollen wir das Gebet zur Bewahrung der Schöpfung beten und im Anschluss daran freuen wir uns, Olaf Kroggel von der Stiftung Wald für Sachsen zu einem Vortrag über Aufforstungsprojekte begrüßen zu dürfen.“
Auch baulich muss an der alten St. Konradskirche, die 1956 von Bischof Otto Spülbeck geweiht wurde, einiges geschehen. „Die Kirche steht unter Denkmalschutz und ist der Gemeinde wichtig. Wir überlegen, wie beispielsweise die Energie hier selbst zu einem großen Teil hergestellt werden kann, beispielsweise durch eine Solarlage auf dem Dach, was wegen des Denkmalschutzstatus schwierig wird. Auch räumliche Erweiterungen beziehungsweise Umbauten wären gut, um Seminare und andere Veranstaltungen anbieten zu können.“ Cäcilia Reiprich und die anderen Mitstreiter des Vereins Ökokirche Deutzen laden dazu ein, beim Projekt mitzumachen. „Uns ist es ein Anliegen, möglichst viele Menschen mitzunehmen, Ältere genauso wie Junge.“

Ökokirche Deutzen, c/o Katholische Gemeinde St. Joseph, Cäcilia Reiprich, Stauffenbergstraße 7 in 04552 Borna, E-Mail: oekokirche@kath-kirche-borna.de

Von Holger Jakobi