„Ich suche ein Buch für meinen Jungen“

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Die Pfarrei Herz Jesu in Rostock hat eine mobile Bibliothek eröffnet: Dort können Kriegsflüchtlinge Bücher in ukrainischer Sprache ausleihen. Das Problem: Bücher auf Ukrainisch sind sehr gefragt und Mangelware.

Ukrainische Mütter betrachten Bilderbücher

Eine Auswahl von Büchern in ukrainischer Sprache gibt es schon, sie soll aber noch größer werden. Foto: Innemann

„Ich suche ein Buch für meinen Jungen. Wir haben es in unserer Heimat angefangen zu lesen und konnten es nicht mitnehmen. Dabei möchte er so gerne wissen, wie es ausgeht“, erklärt eine Mutter. Sie spricht mit Christina Innemann, Pastoralreferentin der katholischen Pfarrei Herz Jesu. Die Pfarrei hat gerade zum ersten Mal ihre „Mobile Bibliothek“ aufgebaut – im Speisesaal einer Gruppenunterkunft für geflüchtete Ukrainer in Rostock. Das gewünschte Buch hat die kleine Bibliothek zwar nicht im Bestand, aber es wird auf die Wunschliste gesetzt. Vielleicht wird es die Mutter mit ihrem Sohn tatsächlich bald zuende lesen können. 

„Aktuell sind wir ein Team aus vier Frauen, die sich um die Bibliothek kümmern“, sagt Chris­tina Innemann. 63 Bücher sind im Angebot: von Märchen wie „Die sieben Schwäne“, „Mamma Muh“ über Comics bis zu einem Band „Harry Potter“. Die Literatur ist in ukrainischer Sprache, manches zweisprachig – ukrainisch und deutsch. Alle 14 Tage wird das Büchereiteam in der Unterkunft sein. Die Ausleihe ist kostenlos, die Auswahl erfolgte in Absprache mit den Maltesern, die die Einrichtung leiten. 

Langsam füllt sich der Raum. Eine Großmutter schaut mit ihren beiden Enkeln Märchenbücher an. Etwas abseits spielt eine Gruppe Jugendlicher Karten. Als die Bibliothekarinnen sie einladen, auch nach Büchern zu schauen, lehnen sie zuerst dankend ab. Einige Zeit später kommen dann doch noch zwei Mädchen herüber. Sie interessieren sich für Comics. Gibt es hier ukrainische Mangas? Auch diese Nachfrage landet auf der Wunschliste. Nach einer halben Stunde sind zwölf Bibliothekskarten an ebenso viele Haushalte verteilt und zwei Drittel der Bücher verliehen. 

„Unser Projekt Mobile Bibliothek soll Geflüchtete dabei unterstützen, besser in Rostock anzukommen“, sagt Christina Innemann. Wer sich seiner eigenen Wurzeln bewusst sei, dem falle die Integration in ein neues Umfeld leichter.

Ziel ist es, den Bestand auszubauen und in einigen Wochen die Ausleihe in einer anderen Unterkunft zu ermöglichen. Vor allen Dingen die Literatur für bereits selbst lesende Kinder und Jugendliche soll ausgebaut werden. Das Problem dabei: Ukrainische Bücher sind schwer zu bekommen. Der Markt für gebrauchte ukrainische Bücher scheint leer gefegt, Online-Buchhandlungen haben wenig Ukrainisches im Angebot und vorhandene Exemplare ausverkauft. Damit neue Bücher angeschafft werden können, bittet das Team um Spenden auf das Konto der Pfarrei Herz Jesu: Darlehenskasse Münster, Stichwort „Mobile Bibliothek“ IBAN DE22 4006 0265 0034 0240 00.

Text: Christina Innemann/nkz