Die Katholische Studierendengemeinde (KSG) Berlin trotzt dem Corona-Alltag.
Ideenreich im Lockdown
Die Katholische Studierendengemeinde (KSG) Berlin trotzt dem Corona-Alltag. Wie erleben Studenten das zweite Semester im Lockdown? Wie halten sie Kontakt zu Mitgliedern, binden neue Studenten ein und bleiben ideenreich?
Alles auf Abstand, auch die Band am Altar: Der Semester-Eröffnungsgottesdienst der KSG Berlin am 8. November.- Foto: KSG Berlin |
Von OLIVER GIERENS
Für die Gemeinden ist die Corona-Pandemie eine Bewährungsprobe. Die Mitglieder wollen Kontakte untereinander aufrecht erhalten, obwohl diese reduziert werden sollen. Für Studenten ist die Situation ebenfalls schwierig, denn das Studium lebt vom Austausch unter Kommilitonen und mit Dozenten. Das Lernen hat sich ins Internet verlagert. In der KSG „Edith Stein“ in Berlin, die für die Universitäten und Hochschulen der Hauptstadt zuständig ist, treffen beide Probleme seit Monaten aufeinander: Wie lässt sich ein Gemeindeleben und persönliche Seelsorge aufrecht erhalten, in einer Zeit, in der Studenten verstärkt Zuspruch suchen und mit neuen Problemen konfrontiert sind? Die KSG hat derzeit Schwierigkeiten, neue Studenten einzubinden. Digitale Veranstaltungen bleiben für die Gemeinde oft die einzige Möglichkeit, sich zu treffen.
Gemeindealltag schien sich zu normalisieren
Im Sommer schien es fast, als würde sich der Gemeindealltag normalisieren. Doch „pünktlich“ zu Beginn der verspäteten Vorlesungszeit Anfang November traf die KSG der zweite Lockdown des Jahres. Gottesdienste bleiben erlaubt. „Sie sind das einzige, was derzeit live stattfindet“, erzählt Pater Max Cappabianca, der Studentenpfarrer der Gemeinde. Siebzig Besucher dürfen unter den geltenden Abstandsregeln in die St.-Augustinus-Kirche im Stadtteil Prenzlauer Berg. Diese Zahl wird bei den Studentenmessen am Sonntagabend um 18 Uhr in der Regel erreicht. An Christi Himmelfahrt feierte die Gemeinde eine Messe in den Kreuzber- ger Prinzessinnengärten. Die Studenten waren begeistert, erinnert sich KSG-Referentin Karen Siebert. Sie breiteten Picknickdecken aus und hielten Abstand zueinander. Karen Siebert begleitet die internationalen Studenten. „Für sie ist die Kommunion, die Eucharistie besonders wichtig.“ Der Lockdown trifft diese Studenten, vor allem in ihrer sozialen Situation, besonders hart, sagt Karen Siebert. Meistens haben sie keinen Anspruch auf Sozialhilfe, erzählt sie. Etliche Studentenjobs fielen weg. „Viele haben keine Unterstützungsleistungen vom Bund bekommen, weil sie nicht nachweisen konnten, dass sie wegen Corona ‚arm‘ geworden sind“, so die KSG-Referentin. Um sich das Studium in Deutschland zu leisten, haben sie sich oft hoch verschuldet. „Da hat manchmal ein ganzes Dorf in die Ausbildung investiert.“
Lage ist schwierig, aber nicht dramatisch
Bei den deutschen Studenten sei die soziale Lage ebenfalls schwieriger geworden, aber nicht so dramatisch. „Da passt es meistens“, sagt Karen Siebert. Eines betrifft alle Studenten: Veranstaltungen an der Universität finden kaum statt, alles läuft über das Internet. Die KSG nutzt die Situation für neue kreative Veranstaltungen. Neben Vorträgen und Themenabende fand sogar ein Quiz online statt, erzählt Pater Max. In wenigen Tagen gibt es ein Online-Adventskranzbinden. Den Studentenpfarrer freut es: „Ich habe das Gefühl, dass die Gemeinde gerade heiß läuft“.