Endlich feiert das Icker Klima-Musical Premiere

Jeder Ton muss sitzen

Image
Ein Chor wird von einer Dirigentin geleitet. Ein Sänger singt sein Solo am Mikrofon. Begleitet werden die Sänger von zwei Personen am Klavier
Nachweis

Foto: Jasmin Lobert

Caption

Die Proben des Mehrgenerationenmusicals sind im vollen Gang. Thomas Fänger übt sein Solo. Der begleitende Chor wird von Gabriele Wittich dirigiert. Foto: Jasmin Lobert

Mitglieder der Pfarrgemeinde Icker zeigen alle zwei Jahre ein neues Mehrgenerationenmusical, das sie selbst geschrieben haben. Das aktuelle Stück beschäftigt sich mit dem Thema Klima. Die Premiere steht kurz bevor.

Der Gemeindesaal des Icker Pfarrheims ist hell erleuchtet. Die Chormitglieder stehen im Halbkreis versammelt. Am Anfang heißt es, sich locker machen. Alle heben die Arme, machen sich lang und strecken sich. Dann trommeln sie sich auf die Brust. Das gehört zu den Lockerungsübungen. Jetzt wird richtig gesungen. Es geht die Tonleiter rauf und runter: „Die So-, die So-, die So-o-o-nne.“ 

Es sind nur noch wenige Chorproben bis zu der Premiere des Mehrgenerationenmusicals „1,5 Grad – ein klimatisches Musical“. Die Premiere war ursprünglich für das Frühjahr 2020 geplant. Nach der Generalprobe hieß es dann auf einmal: Lockdown. „Wir waren fix und fertig“, erinnert sich Thomas Fänger, der zum zweiten Mal bei einem Icker Musical dabei ist. „Die zwei Jahre Pandemie waren eine grausame Zeit fürs Singen. Da sind die Stimmbänder ziemlich eingeschlafen“, sagt er. Bei der Premiere soll jeder Ton sitzen.

Für die Mitwirkenden ist es umso schöner, dass das Musical nun doch noch Premiere feiern kann. Denn „es war eine lange Zeit nicht klar, ob das Musical überhaupt noch aufgeführt wird“, sagt Larissa Glüsenkamp, die zusammen mit Iris Schwänzel bei dem Stück Regie führt. „Hier steckt so viel Arbeit drin“, sagt sie. Die Texte des Musicals wurden nach 2020 noch einmal überarbeitet und an die aktuellen Gegebenheiten angepasst.

Ein Thema, das alle Generationen bewegt

Das Handlung springt in das  Jahr 2050: Der Klimawandel hat dazu geführt, dass die Nordsee in Vehrte endet. Nach diesem Einstieg schwenkt die Handlung wieder zurück ins Heute. Zu sehen ist die Rathausangestellte Frau Grünebaum, die bei einer Klima-Demonstration mitläuft. Der Beamtin Frau Muff gefällt das Engagement ihrer Angestellten nicht. Die Anträge der Bürgerinnen und Bürger, die sich für ihre Umwelt einsetzen wollen, werden konsequent abgelehnt. Warum Frau Muff alle Initiativen abblockt und ob die Bevölkerung ihre Anliegen durchbringen kann, wird das Musical zeigen. 

Der Projektchor zu dem Musical besteht zu großen Teilen aus dem Gemeindechor. Das Alter der Beteiligten reicht vom Grundschulalter bis über 80 Jahre hinaus. „Es ist schön, dass wir uns immer auf ein Thema einigen können, das alle Generationen bewegt“, sagt Larissa Glüsenkamp. Im Rhythmus von zwei Jahren präsentiert der Chor jeweils ein neues Musical zu einem gesellschaftskritischen Thema. Michael Schmoll, Chorleiter und Professor für Musiktheorie und Gehörbildung an der Hochschule Osnabrück, erklärt: „Uns ist es wichtig, mit unseren Stücken eine Botschaft zu transportieren.“ Für das Thema Klima habe sich die Gruppe entschieden, weil es 2019 schon aktuell war.

Mit dem Musical werden nicht nur die ansteigenden Temperaturen thematisiert, sondern auch ein Blick auf das sich abkühlende zwischenmenschliche Klima geworfen. „Kunst und Theater können Denkanstöße geben“, sagt Larissa Glüsenkamp. Für den Klimaschutz bedeutet das, darauf aufmerksam zu machen, dass Kleinigkeiten Auswirkungen auf unser Klima haben. Ein netter Nebeneffekt der regelmäßigen Proben sei zudem, dass sie selbst immer wieder daran erinnert werde, im alltäglichen Leben an den Klimaschutz zu denken.

Das Klima-Musical ist nun das zehnte Projekt seiner Art. Angefangen hat es im Jahr 2001 mit dem Stück „WWW KOLPING DE“. Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Kolpingsfamilie Icker wurde mit dem Stück die Geschichte von Adolph Kolping nacherzählt. Der Erfolg dieses Musicals war so groß, dass es seitdem alle zwei Jahre ein neues Musical in Icker gibt. Die Tradition besteht bis heute.

Die Gruppe, die das Thema des Musicals wählt, trifft sich in der Regel zum ersten Mal an Aschermittwoch. Dann haben sie knapp eineinhalb Jahre Zeit, um sich eine Handlung auszudenken und die Lieder dazu zu schreiben. Thomas Fänger ist stolz: „Ich habe zwei Songs selbst geschrieben.“ Die Musik haben Michael Schmoll und seine Tochter Johanna komponiert. Die fertigen Lieder werden auf CD eingesungen.

Eine derjenigen, die in diesem Jahr neu dabei sind, ist Antje Mangold. „Vor circa einem Jahr bin ich zu dem Chor dazugestoßen.“ Geübt hat sie auch mit der eingesungenen CD. Da sie in einigen Liedern die Altstimme nicht so gut heraushören konnte, habe Michael Schmoll ihr sogar einzelne Lieder nur mit der Altstimme eingesungen. „Für mich als Neuling war das natürlich super. So konnte ich schnell mitmachen“, sagt sie. Aber auch die anderen Schauspieler und Sänger sind seit dem Probenstart im September wieder recht schnell in ihre Texte reingekommen.

Ein, zwei Gläschen Sekt, damit die Nerven nicht so flattern


Da die Premiere immer näher rückt, sind die derzeitigen Proben recht intensiv. Nun geht es darum, alles zu perfektionieren. Die Schauspieler üben parallel zum Chor. In der Woche vor der Premiere folgen Stell- und Lichtproben sowie eine Generalprobe. Für die Premiere hat Thomas Fänger noch einen Insidertipp für die Erwachsenen: „Vor der letzten Premiere haben wir alle ein, zwei Gläschen Sekt getrunken, damit die Nerven nicht so flattern. Das hat bei uns gut funktioniert, das machen wir in diesem Jahr wieder so.“

Premiere des Klima-Musicals

Aufgeführt wird das Stück am Freitag, 17. November, und Samstag, 18. November, um 19.30 Uhr in der Pfarrkirche in Icker. Einlass ist ab 19 Uhr. Die Karten kosten acht Euro (ermäßigt 5 Euro). Der Kartenvorverkauf findet über die Pfarrbüros Icker und Belm sowie den Dorfladen Vehrte und über die Chormitglieder statt. Es gibt Karten an der Abendkasse, falls das Musical vorher noch nicht ausverkauft ist.

Jasmin Lobert