Anstoss 07/19

Kein Kinderkram

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„Ich will, dass ihr handelt, als würde euer Haus brennen. Denn es brennt.“ Was würde ich tun, wenn mein Haus brennt?


Sicher erst einmal in Panik geraten. Dann hoffentlich meinen Verstand zusammen nehmen, die Feuerwehr rufen und danach schauen, was ich selbst noch sinnvoll tun kann.
Dass wir in Panik geraten, weil „unser gemeinsames Haus“ (Papst Franziskus) brennt, wünscht die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg, uns Erwachsenen, besonders denen, die die Verantwortung für weitreichende Entscheidungen tragen. Sie will, dass wir etwas von ihrer Angst um unseren Heimatplaneten spüren.
Im vergangenen Sommer hatte Greta begonnen, für den Klimaschutz zu protestieren, statt in die Schule zugehen. Inzwischen wird sie weltweit gehört und viele Jugendliche schließen sich freitags ihrem Protest an. Sie wird aber auch zunehmend angefeindet: sei es, weil sie ja nur ein Kind ist, nicht ganz normal sei, weil es den (menschengemachten) Klimawandel nicht wirklich gäbe oder weil die Wahrheit einfach unbequem ist. Sie trifft jedenfalls einen Nerv bei vielen Menschen, bringt sie zum Nachdenken und hoffentlich zum Handeln.
Mich berührt Gretas prophetische Haltung. Sie erinnert mich auch daran, dass Jesus ein Kind als Vorbild in die Mitte seiner Jünger stellte, daran, dass er uns mahnt, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Mag sein, dass die Ursachen der Klimaveränderungen vielschichtig(er) sind. Wir wissen auf jeden Fall, dass ein Umdenken nötig ist, wenn wir in Gottes Auftrag die Erde hüten und bewahren wollen. Das braucht die kleinen Schritte von Einzelnen, von Kirchengemeinden oder Kommunen und endlich mutige Weichenstellungen in der Politik – und das ist kein Kinderkram!
In den Medien ist ein heftiger Meinungsstreit entbrannt. In den Debatten, ob Schülerinnen streiken oder Autos unbegrenzt schnell fahren dürfen, brachte mich ein Leserbrief zum Schmunzeln: „Wenn die Politik sich nicht über ein Tempolimit einigen kann, können wir doch einfach selbst zeigen, was geht: mittwochs freiwillig nur 120 km/h auf der Autobahn.“

Das ist machbar. Ich bin dabei. Ein einfacher kleiner Schritt mehr. Warum eigentlich nur mittwochs?
 
Angela Degenhardt, Sangerhausen