Wie sich Menschen engagieren, während die Politik eher wenig tut
Kirche kann Klima
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Sonne von Dächern
Vereinzelt gibt es schon Photovoltaikanlagen auf Kirchendächern oder Gemeindezentren. Jetzt wird die Diözese Rottenburg-Stuttgart zur Vorreiterin in Deutschland: Bis 2026 will sie auf 199 Dächern im Bistum Photovoltaik-Anlagen installieren, danach soll die Zahl auf 1400 steigen. Die Diözese will bis 2040 klimaneutral sein, der Ausbau von Photovoltaik soll dabei helfen.
Wir tun das für die Umwelt und aus persönlichen Gründen, für unsere Enkel“, sagt Thomas Jüttner, stellvertretender Abteilungsleiter im bischöflichen Bauamt. Zur besseren Abwicklung hat das Bistum ein eigenes Unternehmen gegründet, das den Gemeinden ein Rundum-sorglos-Paket anbietet: Die GmbH pachtet die Dachflächen von den Kirchengemeinden, übernimmt die Investitionskosten und kontrolliert die Anlagen während der Laufzeit.
Die ersten drei Anlagen sind bereits am Netz, zwei weitere kurz davor. Im nächsten Jahr sollen zügig 17 weitere folgen. Zugleich werden weitere Anlagen und Orte geprüft. Gerade bei Dachsanierungen oder Neubauten mit einer Photovoltaik-Pflicht wünschten sich die Pfarreien Unterstützung, sagt Nelly Swiebocki-Kisling, die Pressesprecherin der Diözese Rottenburg-Stuttgart: „Die Motivation der Kirchengemeinden ist groß.“
Wärme für Kissen
Sie sind ein Trend: beheizbare Sitzpolster, die im Winter die Körper wärmen und nicht die ganze Kirche. Solche Kissen funktionieren wie die Sitzheizung im Auto. Sie sparen 35 bis 40 Prozent der Energie, die sonst zum Beheizen der Kirche gebraucht werden, hat der evangelische Kirchenkreis Dithmarschen ausgerechnet, der alle 29 Gemeinden mit Heizpolstern ausgestattet hat.
Auch in der katholischen Kirche gibt es an verschiedenen Orten Versuche damit. Etwa im Bistum Hildesheim. „Wir haben testweise zwei Sitzbankheizungssets in Betrieb, die von Pfarrgemeinden entliehen werden können und aktuell auch von zwei Gemeinden genutzt werden“, sagt Pressesprecher Volker Bauerfeld. Die Kissen würden über Induktion in einer Ladestation aufgeladen, die „etwa so groß ist wie ein größerer Kühlschrank“. Zum Gottesdienst können sie passend nach Anzahl der Besucher entnommen werden. Besonders charmant sind die beheizbaren Sitzkissen übrigens, wenn die Ladestation von der eigenen Solaranlage betrieben wird.
Auch das Erzbistum Paderborn testet körpernahe Heizsysteme. „Wir haben sechs Pilotkirchen ausgesucht“, sagt Klimamanager Michael Peine. „Nicht jedes System ist für jede Kirche geeignet.“ Aber man sammle Daten und es gehe voran.
Autos ohne Abgase
Leise und ohne Abgase rollen die Autos des Caritas-Pflegedienstes durch Paderborn. Schon 2019 hat der Verband seine Fahrzeugflotte umgestellt und die Benzin- und Dieselautos durch 114 E-Autos und mittlerweile 65 E-Fahrräder ersetzt. Denn innerhalb der Stadt sind viele Ziele mit dem Fahrrad erreichbar. Der Vorteil für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Sie müssen nicht erst lange einen Parkplatz suchen.
Mit der Anschaffung der E-Autos sanken die Betriebskosten um 40 Prozent, weil Strom günstiger war und die Autos seltener in die Werkstatt mussten. Mittlerweile sind Strompreis und Leasingkosten gestiegen. Der Klimafortschritt aber bleibt: Der CO2-Ausstoß der Caritas hat um 190 Tonnen pro Jahr abgenommen. Für die Fahrzeuge gibt es 120 Ladepunkte an den Caritassozialstationen oder bei Kirchengemeinden. Die Umstellung auf E-Mobilität entspricht auch den Vorgaben des Bundesverbandes. Demnach will die Caritas bis 2030 mit all ihren Einrichtungen und Angeboten klimaneutral sein.
Impulse für Gottesdienste
Waldbrände, Dürren und Überschwemmungen – wie soll man die Nachrichten über die schrecklichen Folgen des Klimawandels ertragen? Die Christians for Future haben einen Weg gefunden, die Probleme nicht auszublenden. Sie engagieren sich nicht nur bei Demonstrationen, sondern treffen sich auch zu Klimaandachten. Daraus ist nun das Buch „Trösten. Hoffen. Handeln“ entstanden; es enthält 19 Gottesdienstvorschläge, Predigtbausteine, Meditationen und Gebete.
Das Buch richtet sich an alle, die gemeinsam mit anderen ihren Schmerz um die Welt ausdrücken und beten wollen. „Eine Andacht ist ein Mittel, um Gemeinschaft zu bilden. Ohne Gemeinschaft und ohne Mitstreiterinnen, die uns auch mal in den Arm nehmen, werden wir nicht durch diese Krise kommen“, sagt Mitherausgeber Georg Sauerwein. Er glaubt daran, „dass am Ende nicht Macht und Zynismus entscheiden, sondern Liebe und Hoffnung – und dass das Leben stärker ist als der Tod“. Der Glaube hilft aus seiner Sicht gegen die Ohnmacht: „Dass ich mich in der Klimabewegung engagiere, hat am Ende vielleicht doch mehr Kraft als die Umweltzerstörung der großen Unternehmen mit ihren Lobbyisten.“