St. Marien und St. Bernward feierten

Kirchen in neuem Glanz

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Pünktlich zum 1. Advent wurden sie fertig, die St.-Marien-Kirche in Braunschweig und die  St.-Bernward-­Kirche in Groß Ilsede. Durch die neue Innenraumgestaltung wollen die beiden Pfarrkirchen noch einladender sein. Auffällig sind helle Farben, neue Fenster in Ilsede und ein einmaliges Textband in Braunschweig.


Weihbischof Heinz Günter Bongartz weiht den neuen Altar in St. Marien.

Mit feierlichen Gottesdiensten öffneten nach über einem halben Jahr Bauzeit St. Marien in Braunschweig-Querum und St. Bernward in Groß Ilsede wieder ihre Türen. In beiden Kirchen gab es einiges Neues zu entdecken.

So fallen in St. Marien direkt die goldfarbenen Lettern auf dem Kirchenboden ins Auge. Links vorn beginnt das kunstvolle Textband mit einer Passage des Magnificats: „Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.“ Der Lobgesang Mariens wurde aufwendig mit Sandstrahltechnik in die Terrakottafliesen eingefräst und umarmt nun regelrecht die Stuhlreihen im Kirchenraum – und damit die Gottesdienstgemeinde.

Über die Jahrzehnte wurde die Kirche immer dunkler. „Ziel war es nun, dem Kirchenraum eine einladende, helle und offene Gestalt zu geben“, sagte Gemeinde­pfarrer Bernward Mnich. Außerdem solle sie besser als Marienkirche erkennbar sein. Deswegen wurde nach dem Entwurf der chilenischen Künstlerin Lilian Moreno Sánchez nicht nur das  Textband, sondern auch eine gebogene Wand verwirklicht, an der die kleine Marienfigur der Kirche aus dem 13. Jahrhundert einen sichtbaren Platz bekommen hat.St. Bernward wurde ebenfalls heller gestrichen und insgesamt von den Farben her freundlicher gestaltet. Das Gotteshaus strahlt nun hell im Licht der neuen farbigen Fenster im Hauptschiff. Moreno Sánchez war auch hier am Werk. Die von ihr gestalteten Kirchenfenster zu den Themen Passion und Auferstehung nahm die Gemeinde bei der gut besuchten heiligen Messe, die Bischof Michael Wüstenberg mitfeierte, wieder in Besitz. Mit ihren Bildern will die Künstlerin die Sehnsucht nach Hoffnung und nach Trans­zendenz darstellen. Gefertigt wurden die Kunstwerke technisch aufwendig in der Glasmanufaktur Peters im Atelier in Neuenbeken bei Paderborn. „Die Gemeinde sitzt und steht jetzt zwischen Tod und Auferstehung. So ist es im Leben: Wir stehen auch zwischen Tod und Leben“, sagt Gemeindepfarrer Thomas Mogge.

In St. Marien hat die Künstlerin Altar – er wurde im Gottesdienst von Weihbischof Heinz Günter Bongartz geweiht –, Ambo und Taufbecken neu entworfen. Diese drei Elemente wurden aus dem gleichen Thüster Kalkstein gefertigt wie die geschwungenen Stufen zum Altarraum. „Das finde ich besonders schön und wertig“, betont Pfarrer Mnich. Steinbildhauermeister Uwe Spiekermann aus Langenhagen und sein Team haben den Entwurf in enger Zusammenarbeit mit der Künstlerin umgesetzt. Außerdem wurden in der Kirche der Tabernakel in die Kapelle versetzt, die starren Bänke durch ein mobiles Stuhlkonzept ersetzt sowie die Licht- und Tontechnik modernisiert.
 


Beeindruckend – die neuen Fenster in St. Bernward. | Fotos: Zimmermann/Euromediahaus

Auch die St.-Bernward-Kirche wurde mit neuer Lichttechnik ausgestattet. Aus der ehemaligen Taufkapelle wurde ein Ort des Gebets. Im Eingangsbereich wurde ein Raum geschaffen, der tagsüber geöffnet ist, das rechte Seitenschiff eignet sich nun gut für Werktagsgottesdienste und als Taufkapelle.

In beiden Gemeinden des Dekanats Braunschweig herrscht große Freude über die gut verlaufene Sanierung und Neugestaltung. Zahlreiche Gemeindemitglieder nutzten nach den Gottesdiensten die Gelegenheit, ihre Kirche neu zu entdecken. Gut unterstützten sie bereits die Baumaßnahmen: In St. Marien durch Stuhlpatenschaften und in St. Bernward durch die symbolische Übernahme eines Fenstersegmentes.

Sabine Moser


 

Zwischen Passion und Auferstehung

Lilian Moreno Sánchez hat maßgeblich an der Neugestaltung von St. Marien und St. Bernward mitgewirkt. Die KiZ hat die chilenische Künstlerin gefragt, was sie inspiriert hat und was sie ausdrücken möchte:

 


Die chilenische Künstlerin
Lilian Moreno Sánchez. | Foto: Petzi

St. Bernward wird durch die von Ihnen gestalteten Fenster im Hauptschiff in ein ganz neues Licht getaucht. Was zeigen die Fensterbilder genau?

Die Konzeption meines Bildprogramms für die Glasarbeit bezieht sich auf zwei zentrale Themen des Christentums: Passion und Auferstehung. Sie bedient sich dabei moderner, weltlicher Motive wie zum Beispiel des Tanzes und der Blumen zu einer zeitgemäßen Darstellung dieser bedeutenden Themen. Die Tanzmotive sollen die Lebendigkeit in der Beziehung zwischen Gott und Mensch abbilden. Und die Blumen symbolisieren Gaben, die Gott jedem von uns anvertraut. Nicht zuletzt ist das Geschenk unseres Lebens eine solche Gabe.

Was möchten Sie mit den neuen Kirchenfenstern zu den Themen Passion und Auferstehung ausdrücken?

Grundsätzlich ist meine Arbeit geprägt von der Auseinandersetzung mit den Leiden und Ängsten der menschlichen Existenz. Für die Kirchenfenster der St.-Bernward-Kirche in Ilsede zu den Themen Passion und Auferstehung geht es mir auch um die menschliche Existenz, ihre Zerbrechlichkeit und Verwundbarkeit, aber auch darum, die Freude in der Schönheit darzustellen.

In St. Marien in Braunschweig haben Sie ein Textband mit dem Magnifikat entworfen. Was hat Sie dazu inspiriert?

Mein Entwurf der Schriftbänder für die St.-Marien-Kirche auf dem Kirchenboden bezieht sich als Symbol auf mein ursprüngliches Konzept der Innengestaltung der St.-Marien-Kirche: „Glanz edler Einfachheit“. Die ursprüngliche Raumkonzeption strebte eine weibliche Ästhetik in Bezug auf Geborgenheit, Beheimatung und Wärme an.  

Was bedeutet für Sie das Magnifikat – der Lobgesang Mariens?

Die Auswahl des Texts Magnifikat für die St.-Marien-Kirche in Braunschweig war eine Idee gemeinsam mit Herrn Pfarrer Mnich. Mein Entwurf der Schrift des Magnifikats bezieht sich auf das Marienbild. Maria ist für alle Menschen da, die aus ganz unterschiedlichen Motivationen heraus kommen, sich im Gebet an sie wenden und Kerzen anzünden. Mein Entwurf soll in seiner Symbolik den Menschen ermöglichen, auf ihr inneres Anliegen zu hören, dieses zu artikulieren und es nach außen zu bringen, indem sie sich der Muttergottes zuwenden. Mit dieser Zuwendung richten wir uns auf Jesus aus.

Fragen: Sabine Moser